Klimawandel, Brexit und Fachkräftemangel hinterlassen ihre Spuren: Das instabile Umfeld wirkt sich zunehmend negativ auf die Stimmung europäischer Finanzchefs aus. Auch in Österreich zeigen sich die CFOs tendenziell pessimistisch, die Unsicherheit steigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage des Beratungsunternehmens Deloitte.
Im Zuge einer aktuellen Stimmungserhebung fragte Deloitte fast 1.400 europäische Finanzchefs nach ihren Einschätzungen – darunter auch österreichische CFOs. Die Bestandsaufnahme zeigt: Die Stimmung trübt sich europaweit ein. So ist im Durchschnitt mehr als ein Drittel der befragten Finanzvorstände in Hinblick auf die finanzielle Entwicklung ihres Unternehmens weniger optimistisch. Auch hierzulande haben sich die Zukunftsaussichten deutlich verschlechtert. Das aktuelle Unsicherheitsniveau im ökonomischen und finanziellen Umfeld schätzen 62 % als hoch ein.
„Die heimischen Finanzchefs sind deutlich pessimistischer als noch zu Jahresbeginn. Acht von zehn Befragten wollen jetzt keine neuen Risiken eingehen. Diese Zurückhaltung nehmen wir auch im täglichen Kontakt mit den Unternehmen wahr“, bestätigt Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich.
Fachkräftemangel und Konjunktur drosseln Risikobereitschaft
Vor allem die aktuelle Arbeitsmarktsituation bereitet dem Großteil der österreichischen Befragten nach wie vor Kopfzerbrechen: 68 % sehen im Mangel an qualifizierten Arbeitskräften ein sehr großes Risiko für die Geschäftsentwicklung. Auch die schlechten Konjunkturaussichten wirken sich negativ auf die Stimmung aus. 64 % sehen darin einen großen Risikofaktor.
„Gepaart mit politischen Instabilitäten wie Regierungswechseln, Handelskriegen oder Brexit wirken sich externe Risikofaktoren wie Fachkräftemangel und laue Konjunkturprognosen zunehmen bremsend auf die reale Wirtschaftsentwicklung aus“, warnt Gerhard Marterbauer.
Klimawandel ist Chefsache
Neben dem sich abzeichnenden wirtschaftlichen Abschwung beschäftigt die CFOs vor allem der Klimawandel. Dieser ist nicht nur in aller Munde, sondern mittlerweile auch ein klares Thema der Chefetage. Unternehmen sind zunehmend gefordert, hier Verantwortung übernehmen. Das bestätigt die Deloitte Studie: Nicht nur die Zivilgesellschaft, auch Kunden, Aktionäre und Stakeholder üben Druck auf die heimischen Unternehmen aus, entsprechende Maßnahmen zum Klimaschutz zu setzen.
„Im Kampf gegen den Klimawandel liegt der Fokus der Unternehmen in erster Linie auf der Effizienzsteigerung bei der Energieverwendung und auf dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien. Hier lassen sich schnell spürbare Veränderungen erzielen. Nur 15 % der Befragten haben noch immer gar keine Schritte geplant“, ergänzt Gerhard Marterbauer.
Strategisch auf Nummer sicher
Entsprechend der verhaltenen Grundstimmung wollen die meisten Finanzchefs derzeit auch keine strategischen Risiken eingehen. Daher stehen in erster Linie das Wachstum im Kerngeschäft, organisches Wachstum sowie Kostensenkungen hoch im Kurs. An Expansionspläne oder Akquisitionen wird hingegen deutlich seltener gedacht.
„Die Führungskräfte reagieren auf das instabile, risikobehaftete Umfeld. Viele bewahren sich aber trotz allem eine gewisse Zuversicht für die eigene Unternehmensentwicklung. So erwartet immerhin fast die Hälfte der österreichischen CFOs in den kommenden Monaten einen Umsatzanstieg für das eigene Unternehmen“, so Marterbauer abschließend.
Quelle: Deloitte