Österreichische Unternehmen kämpfen zunehmend mit einer hohen ungewollten Mitarbeiterfluktuation. Das kommt den Betrieben vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Fachkräftemangels teuer zu stehen. Laut einer aktuellen Umfrage von Deloitte sind maßgebliche Unternehmensbereiche davon betroffen. Häufigster Austrittsgrund ist die mangelnde Qualität der Führung.
Das Beratungsunternehmen Deloitte hat österreichweit 110 Führungskräfte zum Thema Mitarbeiterfluktuation befragt. Die Analyse der Ergebnisse beweist: Die Unternehmen wissen viel zu wenig über von Fluktuation betroffene Bereiche und Personengruppen Bescheid.
„Die Unternehmen weisen beim Thema Fluktuation erhebliche Wissenslücken auf. 57 % der befragten Führungskräfte konnten keine Aussage zu den von Fluktuation betroffenen Berufsgruppen machen. Dadurch verfehlen gute Ansätze oft ihr Ziel und gehen an den Bedürfnissen der Mitarbeiter vorbei“, erklärt Florian Brence, Senior Manager bei Deloitte Österreich.
Führung ist Austrittsgrund Nummer 1
Als häufigsten Austrittsgrund nennen 19 % der Befragten Unzufriedenheit mit der Führung, gefolgt vom Thema Gehalt. Auch mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten sind laut Umfrage ein großer Unzufriedenheitsfaktor. 13 % sehen hohe Fluktuationsbewegungen in fehlenden positiven Mitarbeitererlebnissen begründet.
„Unerwünschte Fluktuation lässt sich nicht durch eine bloße Gehaltserhöhung aus der Welt schaffen. Ein überdurchschnittliches Gehalt sorgt nur kurzfristig für einen Motivationsschub. Um das Problem langfristig zu lösen, muss man sich aber kritisch mit der Qualität der Führungsarbeit und deren Weiterentwicklung auseinandersetzen“, analysiert Florian Brence.
Hohe Kosten und Marktnachteile
Fluktuation ist eine kostspielige Angelegenheit. Die durchschnittlichen Fluktuationskosten liegen laut Berechnungen von Deloitte bei rund 14.900,- Euro pro Stelle. Mit der Unternehmensgröße steigen auch die Kosten. Betriebe mit weniger als 100 Mitarbeitern zahlen für jede ungewollte Fluktuation im Durchschnitt 13.705,- Euro. Bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern belaufen sich die Gesamtkosten sogar auf 17.159,- Euro.
„Neben dem Kostenfaktor wirkt sich Fluktuation auch auf die Unternehmensaktivitäten negativ aus. Durch die überdurchschnittlich hohe Fluktuation in Vertriebseinheiten leidet die Kunden- und Serviceorientierung. Im IT-Bereich werden beispielsweise vor allem laufende Digitalisierungsaktivitäten ausgebremst“, ergänzt Brence.
Konkrete Gegenmaßnahmen notwendig
Die Investition in strategische Maßnahmen gegen ungewollte Fluktuation zahlt sich also aus. Laut Umfrage setzen einige Unternehmen bereits an den richtigen Stellen an. 17 % investieren bereits in die Führungskräfteentwicklung. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten werden von 18 % gefördert. Nach wie vor treffen aber 9 % der befragten Unternehmen noch gar keine Maßnahmen gegen unerwünschte Fluktuation, die überwiegende Mehrheit bewegt sich in einem Graubereich.
„Die Gesamtfluktuation ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, vor allem Schlüsselpositionen sind stark betroffen. Unternehmen sind gefordert aktiv gegenzusteuern, denn der Verlust von qualifizierten Schlüsselkräften wirkt sich langfristig negativ auf den wirtschaftlichen Erfolg aus“, betont Florian Brence.
Quelle: Deloitte