Im Vergleich der Altersvorsorgesysteme in 30 ausgesuchten Ländern liegt Österreich auf dem 21. Platz. Spitzenreiter bleibt Dänemark, gefolgt von den Niederlanden und Australien. Die Schlusslichter des Rankings bilden Indien, Japan und Argentinien. Das ist das Ergebnis des „Melbourne Mercer Global Pension Index 2017“ (MMGPI), der vom Beratungsunternehmen Mercer bereits zum neunten Mal in Kooperation mit dem Australian Centre for Financial Studies erstellt wurde.
Im Rahmen der Studie wurde die Altersversorgung verschiedener Länder hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität untersucht und bewertet. Dabei wurden neben den staatlichen Rentensystemen und der betrieblichen Altersversorgung auch private Anlagen und Vorsorgemaßnahmen berücksichtigt.
Dänemark landet im sechsten Jahr in Folge auf dem ersten Rang. 78.9 von 100 Punkten reichten, um erneut den Spitzenplatz einzunehmen. Allerdings liegen die Niederlande mit 0.1 Punkten Rückstand nur hauchdünn dahinter.
Österreich im Ranking leicht verbessert – Nachhaltigkeit als Sorgenkind
Mit einem Gesamtindexwert von 53.1 hat sich das österreichische Rentensystem im Vergleich zum Vorjahr (51.7) um 1.4 Punkte verbessert. Nach Platz 18 im letzten Jahr reicht es trotz dieses Anstiegs 2017 nur für Rang 21, denn die drei Neulinge im Ranking -Kolumbien, Neuseeland und Norwegen – konnten sich auf Anhieb allesamt vor Österreich platzieren.
Sorgenkind bleibt weiter der Bereich Nachhaltigkeit. Zwar konnte sich das österreichische Rentensystem in diesem Sub-Index dank erstmaliger Berücksichtigung des realen Wirtschaftswachstums um 3.9 Punkte steigern. Die erzielten 19.9 Punkte (2016: 16.0) reichten in diesem Bereich allerdings wie 2016 nur für den vorletzten Platz vor Italien (16.4). Insbesondere bei der Finanzierung des Rentensystems gibt es einen unverändert großen Verbesserungsbedarf.
Dem österreichischen System fehlt es im Gegensatz zu Modellen in anderen Ländern, wie zum Beispiel in Schweden, an einer automatischen Anpassung an demografische Entwicklungen – ein Mittel, um für eine größere generationenübergreifende Gerechtigkeit zu sorgen.
„Auch wenn im Wahlkampf das Thema Pension stiefmütterlich behandelt wurde, wäre es wünschenswert, dass die neue Bundesregierung den Handlungsbedarf erkennt und sich von der Meinung befreit, dass die Pensionen in Österreich ohnehin sicher sind. Betrachtet man den demografischen Wandel, darf man nicht länger die Augen verschließen und muss im Sinne der fehlenden Nachhaltigkeit des Systems endlich handeln“, kommentiert Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer in Österreich.
Um die Zukunftsfähigkeit des Systems zu gewährleisten, sollten sich die Pensionsreformkommissionen und Arbeitsgruppen der österreichischen Ministerien weiterhin mit den folgenden Themen befassen:
Koppelung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung
Erhöhung der Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer
Ermöglichung eines flexiblen Übergangs in den Ruhestand
Schnellere Erhöhung des Pensionsantrittsalters für Frauen
Kein Land mit Bestnote
Nachdem sie 2016 noch die Bestnote A erhalten hatten, konnten Dänemark und die Niederlande diesmal nicht mehr die dafür notwendige 80-Punkte-Marke erreichen. Hauptgrund ist die erwähnte Überarbeitung und die damit verbundenen Abwertungen einzelner Bewertungskriterien. Entsprechend sorgten die reduzierte Gewichtung von Planvermögen und Beitragshöhe sowie das geringere Wirtschaftswachstum für die entscheidenden Punktverluste der beiden Länder – und somit für die Bewertung mit der Note B+.
Drei Neulinge
Die Neuzugänge Norwegen und Neuseeland schlugen sich bei ihrer Premiere mehr als achtbar. Norwegen stieg mit 74.7 Punkten direkt auf Platz vier ein und Neuseeland erreichte mit 67.4 Punkten und Rang neun auf Anhieb einen Top-10-Platz. Kolumbien, dem dritten Neuling, bescheinigt die Studie mit 61.7 Punkten ein solides Altersvorsorgesystem, das jedoch auch einige klare Risikofaktoren und Mängel aufweist.
Nachhaltigkeit als wichtigster Faktor für Rentenreformen
Laut Jacques Goulet, President Health und Wealth bei Mercer, sollten sich Länder insbesondere mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit befassen, wenn sie zukünftige Rentenreformen konzipieren. „Weltweit haben eine steigende Lebenserwartung und niedrige Investmenterträge ebenso signifikante wie längerfristige Auswirkungen auf die Fähigkeit vieler Systeme, angemessene Rentenleistungen bereitzustellen – jetzt und in Zukunft.“ Darüber hinaus hätten diese Unwägbarkeiten den Gesetzgebern vor Augen geführt, dass die Frage nach generationenübergreifender Gerechtigkeit zunehmend an Bedeutung gewinnt
„Japan, Österreich, Italien und Frankreich sind Beispiele für Volkswirtschaften, in denen die Rentensysteme nicht auf einem nachhaltigen Modell basieren, das aktuelle und zukünftige Generationen tragen kann.“ Schuld sind laut Goulets Meinung eine ganze Reihe von Faktoren, darunter fehlende Rücklagen für die Zukunft, die geringe Zahl von älteren Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt sowie ein signifikanter demografischer Wandel.
Best Practices als Leitfaden für die Zukunft
Laut David Knox, Verfasser der Studie und Senior Partner bei Mercer, sind diese Ergebnisse jedoch kein Anlass für Endzeitstimmung. Vielmehr können alle Länder jetzt Maßnahmen ergreifen, um ihre Altersvorsorge zu verbessern. „Das Hauptziel des Index ist die Bewertung der verschiedenen Rentensysteme, und zwar mit dem Ziel, voneinander zu lernen und Best Practices zu identifizieren – für jetzt und für die Zukunft. Die Studie legt offen, welche Länder nachhaltige Altersvorsorgesysteme mit angemessenen Leistungen eingeführt haben und was man aus diesen Erfolgsstorys lernen kann.“ An den skizzierten Best Practices können sich andere Länder orientieren, um die politischen und ökonomischen Voraussetzungen für notwendige Reformen zu schaffen.
Zur Methodik der Studie:
Der Melbourne Mercer Global Pension Index wurde erstmalig im Jahr 2009 mit einem Ranking für 11 Länder erstellt. Im vergangenen Jahr wurden 27 Länder untersucht, 2017 umfasst der Index dank der Neuzugänge Kolumbien, Neuseeland und Norwegen 30 Länder.
Jedes Land ist auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. Der Gesamtindex ist der gewichtete Durchschnittswert der drei Sub-Indices Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität.
Der Sub-Index Angemessenheit untersucht die derzeit gewährten Versorgungsleistungen und einige wichtige Gestaltungsmerkmale, wie beispielsweise Versorgungsniveau, steuerliche Anreize, Gestaltung der Altersversorgungsmodelle, Sparquote. Erstmalig wurde auch freiwillige betriebliche Altersvorsorge als Indikator für die Nettoersatzrate berücksichtigt (auf Basis von Werten der OECD). Der Sub-Index Angemessenheit wird als wichtigster Index mit 40 Prozent gewichtet.
Der Sub-Index Nachhaltigkeit untersucht anhand mehrerer Indikatoren, ob das gegenwärtige System in Zukunft aufrechterhalten werden kann. Bei diesem Sub-Index spielen Faktoren wie zum Beispiel Rückdeckung, Finanzierung, Demografie, Staatsverschuldung und erstmalig auch von der Weltbank gemessenes reales Wirtschaftswachstum eine Rolle. Dieser Sub-Index wird mit 35 Prozent gewichtet.
Der Sub-Index Integrität konzentriert sich auf den Bereich der Privatvorsorge und untersucht anhand verschiedener Indikatoren, wie „vertrauenswürdig“ und beständig das Vorsorgesystem ist. Hier spielen staatliche Aufsicht, Governance, Risikosteuerung und Kommunikation eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung. Die Gewichtung liegt bei 25 Prozent. Zur Bewertung der einzelnen Länder wurden über 40 Indikatoren für erstrebenswerte Merkmale in allen Altersversorgungssystemen berücksichtigt. Die Studie wird unterstützt von der Regierung des australischen Bundesstaates Victoria. „Mit einem starken Finanzdienstleistungssektor und einem großen Pool an Talenten bleibt Melbourne wegweisend im Hinblick auf das Fondsmanagement, einem zentralen Bestandteil aller Pensions- und Rentensysteme“, sagt Ken Ryan, Member of the Order of Australia und Europa-Beauftragter von Victoria. „In dem im September veröffentlichten 2017 Global Financial Centres Index hat Melbourne den 13. Platz erreicht – ein Erfolg, der verdeutlicht, welchen Fortschritt die Regierung von Victoria in Bezug auf die Anerkennung von Victoria als führendes, weltweites Finanzzentrum gemacht hat.
Über das Australian Centre for Financial Studies
Das Australian Centre for Financial Studies (ACFS) ist ein Forschungszentrum der Monash Business School. Aufgabe des ACFS ist die Unterstützung des Finanzdienstleistungssektors als wichtigem Wirtschaftszweig mithilfe von evidenzbasierter Forschung, offenem Dialog und enger Zusammenarbeit von Industrie, Regierung und Hochschulen. Mehr Informationen unter
http://www.australiancentre.com.au.
Über „Trade and Investment Victoria“
„Trade and Investment Victoria“ gehört zu den wichtigsten Initiativen der Regierung von Victoria, um den Export des Bundesstaats zu erhöhen und Investitionen in Victoria für internationale Unternehmen attraktiver zu gestalten – und dadurch die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Mehr Informationen unter http://www.tradeandinvestment.vic.gov.au/.
Über Mercer (http://www.mercer.com)
Mercer zählt mit rund 20.000 Mitarbeitern in mehr als 40 Ländern zu den führenden globalen Anbietern von Dienstleistungen in den Bereichen Talent, Health, Retirement und Investments. Die Berater von Mercer unterstützen Unternehmen bei der Gestaltung und dem Management der beruflichen Altersvorsorge, und der Krankentaggeld- und Unfallversicherung sowie bei der Optimierung des Human Capital-Managements. Das Unternehmen ist überdies einer der führenden Anbieter von Verwaltungslösungen für betriebliche Nebenleistungen. Die Mercer-Dienstleistungen im Bereich Investments beinhalten das Investment Consulting sowie Multi-Manager Investment-Produkte. Das Unternehmen ist Teil der Marsh & McLennan Companies, Inc. (http://www.mmc.com). Die Aktie der Muttergesellschaft ist mit dem Ticker-Symbol MMC an den Börsen New York und Chicago notiert.
Quelle: APA Ots