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Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland fällt im Juli um 2,1 Zähler auf 2,6 Saldenpunkte und setzt damit den im Vorjahr begonnenen steilen Abwärtstrend fort. Beide Komponenten des Indikators gehen laut aktuellem KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zurück: Die mittelständische Geschäftslage erreicht nach einem Minus von 2,2 Zählern das noch recht solide Niveau von 14,8 Saldenpunkten. Die Geschäftserwartungen für die nächsten 6 Monate gehen um 2,1 Zähler zurück und sind mit -8,7 Saldenpunkten klar unterdurchschnittlich.

Bei den Großunternehmen ist die Stimmung mittlerweile alarmierend schlecht. Erwartungen und Lage stürzen im Juli um 4,4 beziehungsweise 7,2 Zähler nach unten, womit das Geschäftsklima insgesamt 5,8 Zähler verliert. Der aktuelle Wert von -10,8 Saldenpunkten ist deutlich unterdurchschnittlich und nur noch wenig entfernt vom Niveau zu Zeiten des Höhepunkts der Eurokrise (damaliger Tiefststand -12,1 im Dezember 2012).

Primär geht die Schwäche sowohl im Mittelstand als auch bei den Großunternehmen vom Verarbeitenden Gewerbe aus, dessen Geschäftsklima im Juli um 5,6 Zähler bzw. 7,1 Zähler sinkt. Beide Größenklassen bewerten die Geschäftserwartungen erneut deutlich pessimistischer als im Vormonat. Eklatant schlechter schätzen die großen Industrieunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage ein, die um 11,9 Zähler einbricht und nun mit -28,8 Saldenpunkten den schlechtesten Wert seit April 2010 erreicht hat. Die Lagebeurteilung der kleinen und mittelständischen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe fällt zwar deutlich besser aus als die der Großindustrie, ist allerdings auch unterdurchschnittlich (-4,0 Saldenpunkte). Die Exporterwartungen haben sich sowohl bei den mittelständischen als auch bei den großen Industrieunternehmen weiter verschlechtert und liegen in beiden Größenklassen im tiefroten Bereich.

„Die Großunternehmen und das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland befinden sich nach stetigen Stimmungsverschlechterungen in den Vormonaten und dem Sturzflug im Juli in Alarmstimmung“, sagt Dr. Philipp Scheuermeyer, Konjunktur- und Deutschlandexperte bei KfW Research. „Abwärtsrisiken wie die globalen Handelskonflikte oder der immer wahrscheinlicher werdende Brexit ohne Austrittsabkommen bremsen die globale Investitionstätigkeit und damit die exportabhängige deutsche Investitionsgüterindustrie.“ Die mit der Automobilindustrie verbundenen Branchen hätten zudem mit einer großen technologischen und regulatorischen Unsicherheit zu kämpfen. „Die Binnenwirtschaft sollte zwar vorerst vergleichsweise robust bleiben. Um zu einem stabilen gesamtwirtschaftlichen Wachstum zurückzukehren, wäre aber eine deutliche Entspannung der globalen Risikosituation notwendig“, so Scheuermeyer. Da die gegenwärtige Rezession in der Industrie primär globalen Risiken geschuldet sei, sollten jetzt die automatischen Stabilisatoren gestärkt werden, bevor es über den Arbeitsmarkt zu einer weiteren Schwächung der Binnenwirtschaft komme. Nachzudenken wäre beispielsweise über eine großzügige Förderung der Kurzarbeit, die zur Weiterbildung genutzt werden sollte.

Quelle: Presseportal.de

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