AQ Austria präsentiert Empfehlungen zur Gestaltung von Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren
Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung soll verbessert werden, fordert Andrä Wolter, Erziehungswissenschafter an der Humboldt Universität zu Berlin. Zentrale Maßnahme dabei sind Verfahren der Anrechnung non-formal und informell erworbener Kompetenzen, betont Wolter am 25. Jänner 2017 auf der Veranstaltung der AQ Austria zum Thema Durchlässigkeit. Für die Gestaltung dieser Verfahren hat die AQ Austria gemeinsam mit 11 österreichischen Hochschulen Empfehlungen erarbeitet, die dieser Pressemeldung beigelegt sind (siehe unten).
Die Studierenden verfügen zunehmend über berufliche Erfahrungen, die die Hochschulen berücksichtigen sollen, betont Anke Hanft, Präsidentin der AQ Austria und Professorin für Weiterbildung und Bildungsmanagement an der Universität Oldenburg. Die Studienorganisation muss an die Zielgruppe der Berufserfahrenen angepasst werden und der Erfassung und der Anrechnung dieser Kompetenzen sollen die Hochschulen größere Aufmerksamkeit widmen. Denn die bislang eher abgeschotteten Bereiche der beruflichen Bildung einerseits und der Hochschulbildung andererseits wachsen – aus der Perspektive der Studierenden betrachtet – zunehmend zusammen. Viele junge Menschen planen ihre berufliche Zukunft, indem sie zwischen beiden Systemen, also Beruf und Studium – hin und her pendeln. So durchlaufen sie beispielsweise zunächst eine Ausbildung und sammeln berufliche Praxis, um dann ein Studium aufzunehmen. Viele sammeln auch nach dem Bachelorstudium erste berufliche Erfahrungen und kommen dann zu einem Studium zurück an die Hochschule.
Auch hochqualifizierte Berufstätige, die noch nicht studiert haben, sind eine neue Zielgruppe von Hochschulen.
Auch Edith Winkler vom BMWFW, welches das Projekt finanziert hat, betont bei der Veranstaltung: Begreift man Kompetenz als eine über den Lebenslauf einer Person erworbene Fähigkeit zur Bewältigung komplexer bzw. neuartiger Aufgaben, ist es nur notwendig und legitim, diesen oft sehr individuellen Erfahrungsschatz insbesondere für Fort- und Weiterbildungen sichtbar und nutzbar zu machen und damit den Zugang zu hochschulischer Bildung zu ermöglichen. Zielgruppen sind in erster Linie Menschen mit guter schulischer Grundbildung, einer abgeschlossenen Berufsausbildung und/oder einer mehrjährigen Berufserfahrung, die den Erwerb bzw. Erhalt der Schlüsselkompetenzen ermöglicht hat.
Zu den Themen Durchlässigkeit beim Zugang und Anrechnungen auf Studienzeiten gibt Wolter zu bedenken: Die Hochschulen verhalten sich gegenüber Verfahren der Anrechnung oft noch eher zurückhaltend, manchmal ablehnend. Wir wollen die Hochschulen davon überzeugen, über welche qualitativ hochwertigen Kompetenzen heute beruflich Qualifizierte verfügen, wenn sie (noch) ein Studium aufnehmen. Deswegen ist es ganz wichtig, Anrechnungsverfahren transparent zu gestalten und ihre Ergebnisse eng mit dem Qualitätsmanagement der Hochschulen zu verknüpfen. Außerhochschulisch erworbene Kompetenzen und hohe Qualitätsanforderungen eines akademischen Studiums sind kein prinzipieller Gegensatz, sagt Wolter.
Qualitätssicherung und Transparenz der Verfahren können durch ein Bündel an Maßnahmen erreicht werden, die in der Broschüre der AQ Austria beispielhaft beschrieben sind. Transparenz der Verfahren bedeutet zum Beispiel, dass es an den Hochschulen Regelungen gibt, die für alle Anerkennungs- und Anrechnungsverfahren gelten. Diese Regelungen müssen natürlich bekannt sein und es muss dafür gesorgt werden, dass sie auch eingehalten werden, erläutert Barbara Birke, Leiterin des AQ Austria-Projektes. Entscheidungen müssen nachvollziehbar sein und auf Kriterien beruhen, die vorab festgelegt werden. Selbstverständlich können Kompetenzen nur dann anerkannt werden, wenn sie z.B. durch Arbeitsproben oder Zeugnisse nachgewiesen werden und natürlich müssen sie dem Niveau der Hochschulausbildung entsprechen.
Für die Projektgruppe, in der alle vier Hochschultypen vereinigt waren, war es wichtig, dass sich die Hochschulen sektorenübergreifend auf gemeinsame Grundsätze einigen. Dadurch wird auch das gegenseitige Vertrauen gestärkt. Jede Hochschule muss zwar für sich entscheiden, welches Verfahren zu ihren Rahmenbedingungen am besten passt; die Qualitätssicherung der Verfahren muss aber oberste Priorität haben. Die AQ Austria wird die Hochschulen bei der Implementierung der nächsten Schritte weiterhin begleiten und unterstützen, verspricht Achim Hopbach, Geschäftsführer der AQ Austria.
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Quelle: APA Ots