Weltmarktführer-Vertreter und Wirtschaftsexperten diskutieren über Chancen und Risiken globaler Megatrends
Das dritte Jahr in Folge fand am 9. und 10. November der Kongress der Weltmarktführer in Österreich im Tagungszentrum Schönbrunn statt. Die Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops lieferten rund 300 Besuchern Expertenwissen zum Umgang mit Unvorhersehbarkeit und kontinuierlich drohender Disruption.
Dr. Manfred Hückel, Red Bull, verglich die Merkmale und Methoden, die einen Athleten an die Weltspitze hieven mit jenen von Talenten in der Wirtschaft. Neben Charakter, Veranlagung und Leidenschaft braucht es das richtige Umfeld, eine „island of excellence“, weltklasse Coaching und die besten Lehrer, die vorrangig „Stärken stärken“ und sich mit Mittelmaß nicht zufrieden geben.
Es erfordert stark eigenverantwortliche Mitarbeiter um die ‚komplexen‘ Herausforderungen anzunehmen. Dezentrale Steuerung unter klaren Rahmenbedingungen – mit viel Freiheit für den Einzelnen – ist laut Oliver Wichtl, Pure Management Group, ein Rezept, um mit dem technologischen Wandel umzugehen. Sein Thema: „Führen in einer digitalen Welt“. Auch Arbeiten in Modellen, Planen in kleinen Schritten, Trial & Error-Kultur und vor allem, den Wandel zur eigenen Mission zu machen, sieht er als Lösungen gegen lähmende Orientierungslosigkeit.
Der in Genf und Los Angeles tägige Futurist Gerd Leonhard gab zum Thema „Technology vs. Humanity“ einen Auszug aus Zukunfts-Szenarien, die teils bereits Realität sind: zum Beispiel Spracherkennungs-Tools, die bereits in wenigen Jahren realtime Schwiizerdütsch in Chinesisch übersetzen. Mit Voice Commands an Computer werden Flüge gebucht, der Computer wiederum erinnert seinen Besitzer höflich an die tägliche Tabletteneinnahme. Leonhard sagt voraus, dass wir in den kommenden 20 Jahren mehr Veränderung erleben werden, als in den letzten 300 Jahren. Die Welt entwickelt sich ‚exponentiell‘ – weiterhin nur ‚lineares‘ Denken wird zu Fehlentscheidungen führen. Die Zukunft ist keine Verlängerung der Gegenwart mehr, Innovation (Auto zu besserem Auto) genügt nicht länger, es braucht Transformation (Auto wird zu Roboter).
Christoph Steger, CSO der weltmarktführenden Engel Holding, setzt auf „Technology Push“, soll heißen, neue Technologie sollte man nicht verteufeln, sondern selbst Anbieter davon zu werden. Dafür investiert man rund € 70 Mio. jährlich in Forschung und Entwicklung. Auch bei Engel werden „Stärken gestärkt“ – am Gründungsstandort Schwertberg werden dzt. 190 Lehrlinge ausgebildet. Engel bietet das ideale Umfeld für Mitarbeiter-Leidenschaft, diese wiederum generiert, laut Steger, Kundenvertrauen – digitale Entwicklung beim Kunden braucht dessen Vertrauen.
Digitalisierung erfordert Demokratisierung und Empowerment. Jedoch stellt unser Arbeitsrecht viele Top-Firmen in ihren Ambitionen hier vor ein großes Problem – Stichwort: Arbeitszeitregelungen. Zukunftsrisiko ist weiters ein klaffendes Loch zwischen dem was hier zu Lande als Studium angeboten und dem, was am Arbeitsmarkt gesucht wird – so der Tenor in einer Podiumsdiskussion zu den Auswirkungen von Digitalisierung die auf zukünftige Arbeitswelt, u.a. mit Markus Tomaschitz von AVL List und Christoph Wolf von CMS Reich-Rohrwig Hainz.
Der Managementdenker Prof. Dr. Hermann Simon, DER Hidden Champions Kenner im deutschsprachigen Raum erläutert die Merkmale der Nischen-Besten und gibt dabei Tipps für den Aspiranten – sein Credo: „Nur Fokus führt zur Weltklasse“. Hidden Champions sind auf ihre Technologien und ihre Märkte, die sie mit eigenen Tochtergesellschaften bedienen, fokussiert. Sie pflegen Empowerment von Führungskräften schon in jungem Alter, Mitarbeiter haben mehr Freiheiten, sind flexibler im Detail und partizipativ. Die hohe Erfolgsquote von Pro-Kopf Exporten Deutschlands ist nicht Großunternehmen zu verdanken, sondern mittelgroßen Hidden Champions mit geringem Bekanntheitsgrad.
„Readiness“ für disruptive Megatrends – eine Studie von Simon-Kucher & Partners und WU Wien
Eine Vergleichsstudie untersuchte den Grad der Vorbereitung von Hidden Champions und ‚klassischen‘ Unternehmen in Bezug auf sieben global vorherrschende Megatrends. ‚Technologischer Wandel und Digitalisierung‘, ‚Globale wirtschaftliche Verflechtung‘ sowie ‚Entrepreneurship rising‘ – junge Unternehmen, die vermeintlich etablierte Branchenmodelle (Banken, Telekom, Serviceindustrien) „zerreißen“ – sind die drei für Hidden Champions bedeutsamsten Megatrends. Der Trend-Readiness Score zeigt, dass sich Hidden Champions den wichtigen Trends gegenüber als gut vorbereitet betrachten. Laut Studienleitern besteht dennoch bei beiden untersuchten Gruppen dringender Aufholbedarf. Handlungsempfehlung der Studienleiter an alle Unternehmer ist, auf die erwähnten, bedeutsamen Trends aufzuspringen und genügend Ressourcen dafür zur Verfügung zu stellen.
„Mehr Awareness über die Spitzenleistungen in unserem Land zu schaffen, wozu auch Prof. Simon anregt, ist unser Treiber als Veranstalter. Im November 2017 geht es bereits in die 4. Runde mit dem Treffen der Champs“, so Thomas Zembacher, Geschäftsführer des Österreichischen Wirtschaftsverlags.
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Quelle: APA Ots