Internationale Studie stellt ernüchterndes Zeugnis für Wiener Unternehmertum aus
Die Studie ist ein Warnzeichen dafür, dass endlich mehr getan werden muss. Wien hat großes unternehmerisches Potenzial, um das zu nutzen müssen in der Politik aber weitere Taten folgen, nicht nur Worte
Jürgen Tarbauer, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien
Während der Global Entrepreneurship Monitor (GEM), die weltweit größte Vergleichsstudie zum Unternehmertum, der österreichischen Unternehmenslandschaft im Großen und Ganzen ein positives Zeugnis ausstellt, fallen gerade für Wien die Ergebnisse weitgehend ernüchternd aus. Das grundsätzlich hohe unternehmerische Potenzial in der Hauptstadt wird nicht ausgeschöpft, der Anteil der neugegründeten Unternehmen schrumpft kontinuierlich und die Einstellung zum Unternehmertum wird zunehmend pessimistischer. Die Junge Wirtschaft Wien (JWW) sieht darin einen klaren Aufruf an die Politik, Unternehmen zu entlasten und Gründergeist zu fördern. Jürgen Tarbauer, Vorsitzender der JWW, zu den Ergebnissen: „Noch ist Wien Österreichs Gründerland Nummer 1. Werden die Rahmenbedingungen für Unternehmen aber nicht rasch gebessert, wird sich das bald ändern.“
Vor Kurzem wurde im Rahmen des Global Entrepreneurship Monitors der Bericht zur Lage des Unternehmertums in Österreich präsentiert. Während das Gesamtbild für Österreich recht positiv ausfällt – im europäischen Vergleich in Punkto Unternehmensgründungen ist Österreich immerhin auf dem guten 5. Platz – sind die Aussagen über die Wiener Unternehmenslandschaft eher ernüchternd. Gemessen an der Bevölkerungszahl gibt es in der Bundeshauptstadt mit 7,5% (in Österreich gesamt: 6%) zwar weiterhin einen sehr hohen Anteil an VorgründerInnen, also jenen Personen, die unternehmerisch aktiv sind, aber noch vor der Gründung stehen. Dieses Potenzial wird jedoch kaum ausgeschöpft, denn der Anteil der tatsächlichen JungunternehmerInnen, die auch wirklich ein Unternehmen gründen, schrumpft weiter auf 2,5% (2014: 3,1%). Gleichzeitig ist österreichweit der Anteil auf 3,7% gestiegen (2014: 3,1%). Sowohl hier als auch beim Anteil der etablierten UnternehmerInnen bildet Wien das nationale Schlusslicht. Ähnliches bei den innovativen Unternehmen, deren Anteil in Wien seit 2012 deutlich rückläufig und mittlerweile unter den österreichischen Durchschnitt (35%, Wien: 34,1%) gesunken ist. „Zwar ist Wien mit 8.982 Neugründungen im Jahr 2016 nach wie vor Österreichs Gründerland Nummer 1, der relative Anteil der JungunternehmerInnen an der Bevölkerung hat in den letzten Jahren aber kontinuierlich abgenommen“, zeigt sich Jürgen Tarbauer, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien, über die Ergebnisse besorgt und stellt klar: „Hier muss rechtzeitig gehandelt werden, bevor Wien weiter abrutscht und schlussendlich den Anschluss verliert. Als Hauptstadt sollte Wien eigentlich ganz vorne liegen.“
Neuen Unternehmensgeist braucht das Land
Die Studie zeigt auch auf, dass sowohl die WienerInnen als auch alle anderen ÖsterreicherInnen eine zunehmend pessimistische Einstellung zum Unternehmertum haben. Zum einen stellen viele ihre eigenen unternehmerischen Fähigkeiten in Frage und sehen somit keine guten Gründungsmöglichkeiten, was wohl an der problematischen Ausbildungssituation liegt. Österreich liegt im Bereich der unternehmerischen Aus- und Weiterbildung EU-weit auf dem letzten Platz, schlechter noch als in den Vorjahren. Zum anderen ist die Angst vor dem Scheitern im Vergleich zu anderen Ländern relativ hoch, ähnlich wie in Griechenland oder Zypern. „Hier müssen wir klar gegen die Stigmatisierung des unternehmerischen Scheiterns ankämpfen“, fordert Tarbauer. Auch die im Zuge der Studie befragten ExpertInnen raten, das UnternehmerInnen-Image zu stärken und schlagen eine bessere Vermittlung der gesellschaftlichen Rolle des Unternehmertums bereits in frühen Schuljahren vor.
Die Politik hat es in der Hand
Weitere klare Handlungsempfehlungen dieser ExpertInnen gehen in Richtung Politik. Diese müsse weiter für bessere Rahmenbedingungen sorgen. Als konkrete Beispiele nennen sie die Senkung der Abgabenlast und eine Entbürokratisierung, um so das Gründen zu erleichtern und eine nachhaltige Unternehmensentwicklung zu fördern. Hier sieht sich die Junge Wirtschaft Wien bestärkt: „Seit Jahren machen wir darauf aufmerksam und bringen konstruktive Vorschläge ein, um diese Rahmenbedingungen zu verbessern. Zwar konnten wir mit der Lohnnebenkostenbefreiung und der Öffnung der Anrainerparkplätze in Wien einige Erleichterungen erzielen, jedoch sind das nur einzelne Schritte auf einem langen Weg“, so Tarbauer. „Die Studie ist ein Warnzeichen dafür, dass endlich mehr getan werden muss. Wien hat großes unternehmerisches Potenzial, um das zu nutzen müssen in der Politik aber weitere Taten folgen, nicht nur Worte“, appelliert der JWW-Vorsitzende.
Über die Junge Wirtschaft Wien
Die Junge Wirtschaft Wien ist eine überparteiliche, freiwillige und ehrenamtliche Gemeinschaft von jungen UnternehmerInnen, Führungskräften, GründerInnen und unternehmerisch denkender Menschen zwischen 18 und 40 Jahren. In Wien sind aktuell rund 3.500 Mitglieder aktiv – verteilt über alle Branchen. Mit dem Motto „Überalterung: Raus aus der Komfortzone“ hat sich Jürgen Tarbauer, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien, den Abbau von überalterten Normen, die Verjüngung wirtschaftspolitischer Strukturen sowie die Schaffung bestmöglicher Bedingungen für Wiener JungunternehmerInnen vorgenommen.
Quelle: APA Ots