Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit – zwei wirtschaftliche Folgen der Coronavirus-Pandemie – steigern derzeit deutlich die Nachfrage nach digitalen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) bietet sie kostenlos an – auf seiner Internet-Plattform https://open.hpi.de. Hunderttausende stellen sich dort gezielt auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Berufswelt ein. Eine 64-jährige Brandenburgerin und ein 45-jähriger jobsuchender Schweizer gehören zu den Intensiv-Nutzern.
Phasen von Kurzarbeit und Jobsuche sollten Betroffene nutzen, um sich gezielt auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Berufswelt einzustellen. Diesen Rat gibt mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI). Es bietet kostenlose digitale Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten auf seiner Internet-Plattform https://open.hpi.de an. Die für alle Interessenten offenen Onlinekurse können orts- und zeitunabhängig absolviert werden. Eine 64-jährige Brandenburgerin und ein 45-jähriger Schweizer gehören zu den intensivsten Nutzern.
„Mit unserer digitalen Lernplattform helfen wir, Kompetenzen auf den Feldern Informationstechnologie und Innovation zu entwickeln und Schritt für Schritt zu erweitern“, sagt HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Hochschulreife sei keine Voraussetzung, um an den Gratiskursen auf openHPI teilzunehmen, betont der Informatikwissenschaftler.
Das Universitätsinstitut wolle dazu beitragen, dass auch immer mehr Menschen, die im Moment kürzer arbeiten oder ihren Job verloren haben, „in Sachen digitale Allgemeinbildung auf den neusten Stand gebracht werden“. Meinel erinnert daran, dass die Corona-Krise allein in Deutschland die Zahl der Arbeitslosen im Juni auf 2,853 Millionen steigen ließ. Zudem gebe es in der Geschichte der Bundesrepublik mit mehr als 6,83 Millionen Personen einen Höchststand bei der Kurzarbeit. Im Wettbewerb um eine neue Arbeitsstelle könne es ein entscheidender Vorteil sein, wenn man sich in Programmiersprachen und auf anderen IT-Feldern auskenne, betont Meinel.
Zwei Beispiele aus der Schweiz und Brandenburg
Das probiert zum Beispiel auch Dimitri Ceraso aus Biel/Bienne in der Schweiz aus. Der 45-Jährige aus dem Nordwesten des Kantons Bern nutzt schon seit längerem die Phase einer Jobsuche, um sich intensiv in Sachen Informationstechnologie zu qualifizieren: „An openHPI gefällt mir vor allem der kostenlose Zugang zu qualitativ hochstehendem Wissen“, betont Ceraso. Seit 35 Jahren wende er Informationstechnologie als Hobby und „on the job“ an. Die Gratis-Kurse der deutschen Lernplattform dienten ihm dazu, „die angesammelte Expertise zu belegen, vorhandene Lücken zu schließen und den aktuellen Entwicklungen zu folgen“, so der Deutschschweizer.
In weniger als einem Jahr sei es ihm möglich gewesen, mehr als zehn Kurse erfolgreich abzuschließen, betont er. Themen waren zum Beispiel Daten-Wissenschaften, Internetsicherheit, Netzwerke und Programmierung, aber auch damit in Zusammenhang stehende Aspekte wie Patentrecht und Zusammenarbeit in geographisch verteilten Teams.
Ebenfalls während der Jobsuche in Sachen Digital-Kenntnisse aufgerüstet hat die gelernte und studierte Landwirtin Ulrike Cordes (64) aus Groß Kreutz an der Havel. Sie hat schon fast ein Dutzend openHPI-Kurse gezielt ausgesucht und erfolgreich absolviert. Die Spannbreite reicht von einer Einführung in Data Engineering und Data Science über Programmierung in Java bis hin zur Versionsverwaltung bei Open Source-Softwareprojekten. „Meine Zeugnisse, die ich vom Hasso-Plattner-Institut bekomme, machen Eindruck bei Bewerbungen“, berichtet die gebürtige Niedersächsin, die seit 1. März einen neuen Arbeitsvertrag mit einem IT-Unternehmen aus Brandenburg an der Havel hat: „Und die Zeugnisse beweisen, dass ich mich von meinem Alter nicht abhalten lasse, IT-technisch und beim Programmieren noch dazuzulernen“.
Diskussionsforum wichtig fürs gemeinschaftliche Lernerlebnis
Ihr Arbeitgeber habe sie einerseits wegen ihrer online erworbenen aktuellen IT-Kenntnisse eingestellt. Andererseits habe das Unternehmen wohl auch ihre Freude an der Informationstechnologie und ihre reiche Lebenserfahrung attraktiv gefunden, sagt die Brandenburgerin, die gern sogar Zugfahrten oder Entspannungszeiten im Garten fürs Lernen am Laptop nutzt. Spaß hat die ehemalige Spezialistin für Schweinezucht vor allem auch an den Diskussionen in den Kursforen von openHPI, in denen sich Lernende untereinander und mit den Lehrenden austauschen: „Es hat sich eine schöne Gemeinschaft gebildet, die Kurs für Kurs absolviert und mitdiskutiert“, berichtet Cordes.
Ähnlich ist es beim engagierten Vielfachnutzer Ceraso. Der Schweizer gebe openHPI „sehr aktiv Feedback, zum Beispiel wenn es um die Technik der Plattform geht“, ist aus dem Team zu hören. Außerdem mache er auch gute Vorschläge für die Feature- und Weiterentwicklung, lobt der Potsdamer Institutsleiter.
Der Wissenschaftler verweist auf eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom aus dem Sommer 2018. Sie zeigt: 88 Prozent der Bundesbürger sind überzeugt, dass Weiterbildung zu Digitalthemen die Chancen am Arbeitsmarkt erhöht. Und gut drei Viertel halten Digitalkompetenz für ihren zukünftigen Arbeitsplatz für genauso wichtig wie fachliche oder soziale Kompetenz.
Rasante Digitalisierung erfordert ständige Weiterbildung
Digitales Grundwissen in die Breite der Gesellschaft zu tragen, in der es an Fachkräften mangelt, ist deshalb das Ziel der Bildungsplattform des HPI. Den Gratis-Zugang zu neustem Hochschul-Wissen bietet sie grundsätzlich allen Interessenten an. „Lustvolles Lernen im Internet, unabhängig von Bildungsabschluss, Aufenthaltsort oder Tageszeit, soll jedem möglich sein“, betont der Informatik-Professor. Dieselben Wissenschaftler, die üblicherweise den Studierenden im HPI-Hörsaal aktuelle Erkenntnisse vermitteln, halten auch die Internetnutzer daheim und unterwegs auf dem Laufenden.
Weil der Stifter zahlt, brauchen Teilnehmer nichts zu berappen
Alle Kurse und den dahinter stehenden Aufwand finanziert Stifter Prof. Hasso Plattner, einer der Gründer des Softwarekonzerns SAP. „Unserem Mäzen liegt am Herzen, dass auch andere eine so gute Bildung geschenkt bekommen wie er sie genoss“, berichtet Institutsdirektor Meinel.
In der weltumspannenden virtuellen Lerngemeinschaft des Hasso-Plattner-Instituts sei jeder willkommen, der „durch interaktives gemeinsames Lernen die digitale Welt besser verstehen und sie mitgestalten möchte“, so der Professor. Insbesondere spreche openHPI an
– Jobsuchende, die sich für den Wiedereinstieg in die digitalisierte Arbeitswelt qualifizieren möchten
– Schüler, Studenten und Bildungshungrige aller Altersstufen (ggf. auch ohne Abitur/Matura)
– Berufstätige, die – vertiefte und neuste IT-Kenntnisse benötigen, um qualifiziert für ihren Job zu bleiben
– aktuelles IT-Wissen nachweisen wollen, um weitere Karriereschritte zu machen.
Sogar abgeschlossene Onlinekurse sind weiter nutzbar
Jährlich bietet die Internetplattform openHPI auf Deutsch, Englisch und Chinesisch rund ein Dutzend kostenlose Online-Kurse bzw. -Workshops zu aktuellen Themen auf den Feldern Informationstechnologie (IT) und Innovation an. Diese „Massive Open Online Courses“ (MOOC) sind übers Jahr verteilt und dauern zwei, vier oder sechs Wochen. „Egal ob Einsteiger oder Experte: Unsere Teilnehmer bestimmen ganz individuell, wann sie wo wie viel Stoff bearbeiten wollen, um mit Ihren Kenntnissen auf der Höhe der Zeit zu bleiben“, sagt Meinel. Selbst die rund 70 abgeschlossenen Kurse, die bereits archiviert sind, können die Interessenten nach wie vor nutzen. Die Materialien sind von jeglichem Gerät mit Internet-Zugang abrufbar.
Interaktives, flexibles Lernen mit Komfort
Instruktive Video-Lektionen, kompakte Selbsttests, intensive Forums-Diskussionen mit anderen Teilnehmern, spannende Hausaufgaben, bewertete Prüfungen – schnell sei mit openHPI das Lernziel erreicht, so der HPI-Direktor. Drei bis sechs Stunden Zeitaufwand pro Woche reichten meist aus.
„Doch schnell verliert man die Uhr aus dem Blick, wenn in der großen Gemeinschaft oder kleinen virtuellen Lerngruppen lebendig diskutiert und interagiert wird“, berichtet Meinel aus der Praxis. Und wenn man unterwegs einmal offline ist, unterstützt eine App beim mobilen Lernen zwischendurch, egal ob in der Hängematte, im Zug oder im Flugzeug. Bei erfolgreicher Bewältigung des Stoffs erhalten die Teilnehmer ein Zeugnis des renommierten Instituts. „Das kann jeder bei Bewerbungen exzellent als Qualifikationsnachweis und für eine weitere Karriere einsetzen“, sagt Meinel.
Die Teilnehmer werden schlauer und openHPI immer besser
Mit seinem Team arbeitet der Wissenschaftler daran, Technik und Inhalte ständig zu verbessern. „Das Lernverhalten der Teilnehmer weist uns Wissenschaftlern dabei den Weg“, berichtet der E-Learning-Experte. Die Daten würden vor der Analyse anonymisiert, sicher aufbewahrt und nicht weitergegeben. Allerhand spielerische Elemente sorgen mittlerweile dafür, dass hunderttausende von openHPI-Nutzern in aller Welt immer mehr Vergnügen dabei verspüren, sich mit neustem IT- und Innovations-Wissen weiterzubilden.
So sieht die Palette der openHPI-Kurse aus:
Einsteiger-Angebote führen in Grundlagen der Informatik, digitaler Technologien und Innovationstechniken ein:
– Funktionsweise von Internet und World Wide Web, Webseitengestaltung
– Aufbau von Datenbanken
– Funktionsweise von Suchmaschinen
– Analysen von riesigen Datenbeständen (Big Data), Data Engineering
– Künstliche Intelligenz, Neuronale Netze, Deep Learning, Machine Learning
– Sicherheitstechniken in der Informationstechnologie
– Smart Home-Technologien
– Computer-Betriebssysteme
– Programmiersprachen wie Java, Python, Etoys, Ruby, Programmieren von Mini-Computern
– Open Source Software
– Mathematische Grundlagen der Algorithmik
– Innovationskonzept Design Thinking
– Zusammenarbeit in internationalen Teams
Experten-Angebote machen Fachpublikum mit Innovationen der Informatikforschung und neusten Entwicklungen der IT-Wirtschaft vertraut:
– In-Memory Data Management
– Neuste Entwicklungen bei Enterprise und Mainframe Computing
– Multicore und Cloud Computing, Einsatz von Großrechenzentren
– Artificial Intelligence (AI)
– Virtuelle Netzwerke, neuer Internetstandard IPv6
– Semantische Websuche
– Automatisierte visuelle Software-Analyse
– Business Process Management, Process Mining
– Industrie 4.0
– IT-Recht für Software-Entwickler
– Gründung eines IT-Start-ups
Ein paar Fakten zu openHPI
Gestartet am 5. September 2012
Einzelne Nutzer: rund 239.000*
Kurseinschreibungen: über 795.000*
Ausgestellte Leistungsnachweise: gut 85.000*
Archivierte Kurse: rund 70*
Kurs-Sprachen: Deutsch, Englisch, Chinesisch
Webseite: https://open.hpi.de
*alle Angaben beziehen sich auf Juli 2020
Kurzprofil Hasso-Plattner-Institut
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam ist Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering (https://hpi.de). Mit dem Bachelorstudiengang „IT-Systems Engineering“ bietet die gemeinsame Digital-Engineering-Fakultät des HPI und der Universität Potsdam ein deutschlandweit einmaliges und besonders praxisnahes ingenieurwissenschaftliches Informatikstudium an, das von derzeit rund 600 Studierenden genutzt wird. In den vier Masterstudiengängen „IT-Systems Engineering“, „Digital Health“, „Data Engineering“ und „Cybersecurity“ können darauf aufbauend eigene Forschungsschwerpunkte gesetzt werden. Bei den CHE-Hochschulrankings belegt das HPI stets Spitzenplätze. Die HPI School of Design Thinking, Europas erste Innovationsschule für Studenten nach dem Vorbild der Stanforder d.school, bietet jährlich 240 Plätze für ein Zusatzstudium an. Derzeit sind am HPI 21 Professoren und über 50 weitere Gastprofessoren, Lehrbeauftragte und Dozenten tätig. Es betreibt exzellente universitäre Forschung – in seinen IT-Fachgebieten, aber auch in der HPI Research School für Doktoranden mit ihren Forschungsaußenstellen in Kapstadt, Haifa und Nanjing. Schwerpunkt der HPI-Lehre und -Forschung sind die Grundlagen und Anwendungen großer, hoch komplexer und vernetzter IT-Systeme. Hinzu kommt das Entwickeln und Erforschen nutzerorientierter Innovationen für alle Lebensbereiche.
Quelle: Presseportal.de