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Was wissen wir wirklich? Und wie unabhängig ist unser Denken von äußeren Einflüssen? Ein neues Sachbuch bietet Antworten.

Nehmen wir das einfache Beispiel einer Toilette. Wir benutzen sie jeden Tag. Wir drücken auf die Taste der Spülung und das Wasser fängt an zu rauschen. Manche von uns wissen es oder haben einmal beobachtet, dass der Kasten sich automatisch wieder mit Wasser auffüllt. Und wenn der sogenannte Schwimmer kaputt geht, dann funktioniert das Auffüllen nicht mehr und wir sitzen auf dem Trockenen.

Aber wissen wir denn wirklich, wie eine Toilette funktioniert? Und wie kommt eigentlich der Kaffee aus der Maschine in unsere Tasse? Und wenn wir noch etwas größer denken: Wie funktioniert das menschliche Herz und wie die App auf dem Smartphone? Und das Klima?

Begrenzte Kapazität unseres Gehirns

Im ersten Moment können wir vielleicht mit unserem gefährlichen Halbwissen punkten, aber es gibt sehr wenige Wissensgebiete, in denen ein einziger Mensch wirklich tiefergehendes Wissen erlangen kann. „Um vollends zu verstehen, was eine Toilette eigentlich ist, müsste man noch viel mehr darüber wissen als nur die kurze Beschreibung des Spülmechnismus“, erklären die Kognitionswissenschaftler Steven Sloman und Philip Fernbach, „man bräuchte Kenntnisse über Porzellan-, Metall. und Plastikverarbeitung, um alle Bestandteile zu verstehen.

Man bräuchte chemische Kenntnisse, wenn man verstehen will, wie das Silikon die Rohre abdichtet, damit kein Wasser auf den Boden tropft.“ In ihrem Sachbuch „Wir denken, also bin ich“ erläutern die Wissenschaftler an solchen lebensnahen Beispielen zunächst, wie begrenzt unser Wissen ist und was die Evolution damit zu tun hat.

Demnach ist das das menschliche Gehirn ganz einfach ist nicht dafür ausgelegt, sehr viele Informationen zu speichern. Der Mensch ist als soziales Tier vielmehr an Kommunikation interessiert: Im Austausch mit anderen kann er erfahren, wie er den Schwimmer der Spülung repariert.

Fake News, die Nachbarn und mehr: Was unser Denken beeinflusst

Besonders interessant an dem neu erschienenen Wissenschaftsbuch ist die Aussage, dass unser Denken zutiefst vernetzt ist. Unsere Gehirne haben nur eine geringe Speicherkapazität, die wenigstens Menschen verfügen in mehreren Gebieten über Spezialistenwissen.

„Der menschliche Geist hingegen ist ein sehr flexibler, anpassungsfähiger Problemlöser, der in erster Linie darauf ausgerichtet ist, sich auf die in einer bestimmten Situation nützlichste Information zu konzentrieren, die in einer neuen Situation als wesentliche Entscheidungshilfe herangezogen werden kann“, so die Autoren.

In ihrem Ratgeber entfalten Steven Sloman und Philip Fernbach nach und nach das Bild von einer vernetzten Wissensgesellschaft: Unser Meinungen, unsere Ideen und Überzeugungen sind nicht fest in unserem Kopf und völlig unabhängig von unserer Umwelt. Wir lassen uns von anderen Menschen, Medien und mehr beeinflussen.

„Wenn wir erkennen, wie sehr wir in die Wissensgemeinschaft eingebunden und von ihr abhängig sind, sind wir besser in der Lage eigene Voreingenommenheiten zu durchschauen“, erklären die Autoren das Ziel des Sachbuches.

Christiane Kürschner, lol-mehr-vom-leben.de

Buchtipp:

Wir denken, also bin ich – Beltz             

9783407865588

3407865589

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