Deutliches Lehrstellenplus in Handwerk und Gewerbe zu verzeichnen – Sparte rechnet mit 5 Prozent-Plus ab Herbst – Digitalisierung wird Lehrausbildung attraktiver machen
„Der Fachkräftemangel ist für uns als größter Lehrlingsausbilder Fokus Nummer eins: Sehr erfreulich ist, dass wir eine positive Trendwende bei den Lehrlingszahlen melden können: In der Sparte Gewerbe und Handwerk befanden sich Ende Mai um 418 mehr Lehrlinge in Ausbildung – das ist ein Plus von 3,2 Prozent im 1. Lehrjahr als im Jahr davor. Ein wachsender Optimismus im heimischen Gewerbe und Handwerk führt zu einem signifikanten und nachhaltigen Anstieg der Lehrlingszahlen. Mit Herbst rechnen wir mit einem Lehrlingsplus von 5 Prozent in der Sparte. Gleichzeitig sehen wir in der aktuellen Konjunkturauswertung, dass der Fachkräftemangel die konjunkturelle Dynamik dämpft“, betonte heute, Dienstag, Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk in der WKÖ. Laut Auswertung der KMU Forschung Austria ist der Fachkräftemangel nur zum Teil saisonabhängig. Der Mangel an Fachkräften entscheidet damit über die betriebliche Dynamik, insbesonders ob Betriebe Zusatzaufträge annehmen können oder nicht.
„Wir sehen, dass sich der Trend zum Arbeitnehmermarkt immer weiter verstärkt, mehr als drei Viertel der Betriebe haben mittlerweile Schwierigkeiten damit, geeignete Fachkräfte zu finden. Das beginnt bei Lehrlingsanwärtern, bei denen die schulische Vorbildung in vielen Fällen unzureichend ist, den geburtenarmen Jahrgängen und der Wirtschaftskrise, in der die Betriebe ihre Ausbildungsleistung reduziert haben. Mit der Umsetzung der Ausbildungsreife, um aus der Schule erfolgreich in die Lehre zu starten, kann gemeinsam ein zukunftsweisender Weg eingeschlagen werden“, so die Obfrau.
Digitalisierung keine Gefahr: Spezialisierung und handwerkliche Qualität vereinen
Gleichzeitig setzt die Bundessparte auf Digitalisierung, die in Hinblick auf Lehre und Ausbildung wesentliche positive Impulse bringen soll. „Ich sehe die Digitalisierung nicht als Gefahr. Sie wird uns helfen, interessierte technikaffine Jugendliche stärker in Ausbildung zu bekommen und die Lehre insgesamt attraktiver machen. Es muss nicht jeder Lehrling programmieren können, wir müssen aber die Lehrinhalte so aktuell halten, dass die Jugendlichen in ihrer Ausbildung Spezialisierung und handwerkliche Qualität vereinen können. Und wir müssen schauen, dass wir moderne Kommunikations- und Lernformen erfolgreich mit der Ausbildung verschränken“, betonte Scheichelbauer-Schuster.
Die Obfrau verweist auch auf aktuelle Zahlen des WIFI, nach denen von September 2017 bis April 2018 knapp 1.100 Unternehmen Förderungen im Rahmen der Aktion „KMU DIGITAL“ für sich oder Mitarbeiter zur Erweiterung der digitalen Kompetenzen beantragt haben. „Digitalisierung ist ein Mega-Thema und unsere Betriebe sehen die Notwendigkeit der Weiterbildung in diesem Bereich. Bisheriges Top-Thema war – vor dem Hintergrund der DSGVO – der Bereich Datenschutz. So wurden im Rahmen von KMU Digital im Schnitt Kurskosten in Höhe von 1.589 Euro gefördert. „Wir wissen aus Umfragen, dass rund 35 Prozent der Unternehmen der Meinung sind, dass im Management ausreichend Digital-Know How vorhanden ist, auf Ebene der Mitarbeiter beträgt dieser Wert 21 Prozent. Der Bedarf nach digitaler Weiterbildung ist hoch und wird uns in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen“, so Scheichelbauer-Schuster.
Gebäudereiniger: Modernes Lernen mit App
Die Bundesinnung der Chemischen Gewerbe und der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger setzt in der Aufbereitung der Lehrinhalte bereits auf die modernen Kommunikationstechniken. „Die Sprachtrainer-App der Innung unterstützt dabei, die allgemeine Sprachkompetenz der Mitarbeiter zu verbessern und fachspezifisches Vokabular zu trainieren: Mit einer bewährten Lernmethodik und der innovativen LiveMatch-Technologie für interaktives Lernen mit Spaß und besserem Lernerfolg“, skizziert der Vorsitzende der Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger Österreichs, Gerhard Komarek. Aufgrund der Multinationalität der Fachkräfte habe man sich dazu entschieden, über eine App eine gemeinsame Basis zu schaffen. Die Vorteile: Ein in 15 Muttersprachen verfügbarer Fachwortschatz, eine erhebliche Verbesserung der internen Kommunikation und damit der
Arbeitsabläufe. Die Installation ist auf allen gängigen Smartphones mit Android oder iOS möglich.
Quelle: APA Ots