Infografik

In Facebooks Werbe-Kampagnen funktioniert Datenschutz ganz einfach:

„Die ganzen Poser-Fotos gehen mir auf die Nerven“, heißt es in einer ganzseitigen Anzeige, die der amerikanische Konzern derzeit bundesweit in Zeitschriften abdruckt. Zu sehen ist das Porträt eines jungen Mannes – Dreitagebart, Wuschelkopf, Dackelblick -, der von der Selbstdarstellung seiner Facebook-Freunde genug hat. Die Lösung im Werbeformat:

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Diese Infografik stellt das Thema Datenschutz bei Facebook aus Konsumentensicht dar. Sie basiert auf einem Artikel, welchen der Journalist Steve Przybilla für Compado geschrieben hat. Sie enthält wertvolle Tipps wie Nutzer ihre Daten bei Facebook schützen können.

„Abonniere Poser nicht mehr.“

Auf Facebook, so heißt es, könne jeder selbst entscheiden, was man sehen möchte und was nicht. Ein Klick, fertig. Schon sind die nervigen Poser auf der Timeline verschwunden.

Fairerweise muss man sagen, dass diese Funktion tatsächlich funktioniert. Facebook erlaubt es seinen Nutzern, herauszufiltern, welchen Freunden man folgen möchte und welchen nicht. Das hundertste Poser-Foto? Der zehnte Waschbrettbauch? Muss nicht sein. Eine sinnvolle Einstellung.

Doch – ihr ahnt es – ganz so einfach ist die Sache mit den Daten bei natürlich nicht. Um das zu verstehen, genügt eine ganz simple Frage: Wie kann es sein, dass die Nutzung von Facebook kostenlos ist? Das Unternehmen hat derzeit etwa zwei Milliarden Nutzer und beschäftigt weltweit über 20.000 Mitarbeiter. Facebook muss Strom, Miete und Wartung für seine Server bezahlen. Und sich gleichzeitig mit Hackerangriffen, Fake News und Hassmails herumärgern. All das kostet Geld. Viele Geld. Und trotzdem machte Facebook allein im 1. Quartal 2017 einen Gewinn von über drei Milliarden US-Dollar.

Die Lösung des Rätsels: Facebook ist eben nicht kostenlos. Wer das soziale Netzwerk nutzt, zahlt nicht mit Geld, sondern mit persönlichen Daten. Je besser Facebook seine Nutzer kennt, desto passgenauer fällt die Online-Werbung aus, die einzelne Nutzer auf ihrer Seite zu sehen bekommen. Und das wirkt. Zuletzt 4,73 Dollar Umsatz machte Facebook pro Nutzer.

Welche Daten sammelt Facebook?

Zunächst einmal alles. Wer sich durch die Datenschutz-Richtlinie von Facebook klickt, merkt schnell, dass es kaum etwas gibt, was das Unternehmen nicht auswertet.

Seid ihr verheiratet oder Single? Eltern oder kinderlos? Homosexuell oder hetero? Politisch links oder rechts? Facebook weiß es. Zusammen mit unzähligen anderen Informationen, die bei der Nutzung zwangsläufig anfallen: Wohnort, Interessen, Freunde. Eventuell auch Krankheiten oder Hinweise auf begangene Verbrechen – je nachdem, wie viel ihr Postet.

Das Problem ist nicht (nur), dass Facebook eure Daten sammelt. Das Problem ist vielmehr, dass niemand genau weiß, wo sie am Ende landen. Zum einen nutzt das Unternehmen sie für eigene Zwecke (siehe oben). Zum anderen greifen aber auch Apps und Facebook-Spiele darauf zu, wenn man es ihnen nicht verbietet.

Auch der Mitteilungsdienst Whatsapp, der zum Facebook-Imperium gehört, hat Zugriff auf eure Daten, eure Adressbücher und die eurer Freunde. In Kombination mit eurem Facebook-Profil entsteht also ein noch viel genaueres Bild von euch.

Darüber hinaus haben amerikanische Geheimdienste mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls Zugriff, auch wenn Facebook das stets bestritten hat. Trotzdem kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass Personen die Einreise in die USA verweigert wurde, nachdem sie zuvor über Facebook kommuniziert hatten.

Lange war unklar, was Facebook alles speichert. Dem österreichischen Datenschutz-Aktivisten Max Schrems gelang es vor einigen Jahren jedoch, alle Daten zu erhalten, die Facebook je über ihn gespeichert hatte. Am Ende erhielt er einen Stapel mit 1200 Din-A4-Seiten – darunter viele Nachrichten, die er längst gelöscht hatte. Inzwischen kann jeder Facebook-Nutzer eine Kopie seiner eigenen gespeicherten Daten (genannt: „Archiv“) herunterladen (unter Einstellungen/ Allgemein/“Lade eine Kopie deine Facebook-Daten herunter“).

Fest steht, dass es viele Interessenten für solche gigantischen Datenberge gibt. Krankenversicherungen wollen wissen, ob ein potenzieller Kunde gesund lebt. Banken interessieren sich für eure Kreditwürdigkeit. Die Polizei sucht nach Verbrechern. Selbst wenn Facebook beteuert, aktuell nichts weiterzureichen, heißt das noch lange nicht, dass das auch in Zukunft so bleibt. Unternehmen verändern sich – und damit auch ihre Firmenpolitik.

Welche rechtlichen Grundlagen gibt es?

Was Unternehmen mit persönlichen Daten machen dürfen (und was nicht), regelt in Deutschland das Datenschutzgesetz. Als US-Konzern unterliegt Facebook aber der amerikanischen Gerichtbarkeit. Das dortige Datenschutzrecht ist lax im Vergleich zum europäischen. Seinen Europa-Sitz hat Facebook in Dublin – die dortige Datenschutzbehörde ist dafür bekannt, personell unterbesetzt und somit ein zahnloser Tiger zu sein. Immerhin: Im Mai 2018 tritt die neue, einheitliche EU-Datenschutz-Grundverordnung in Kraft, die für alle Mitgliedsländer gilt. Bis dahin haben Facebook-Nutzer aber kaum eine rechtliche Handhabe und müssen sich entsprechend selbst schützen.

Wie kann ich meine Daten schützen?

Die einfachste und ehrlichste Antwort: Facebook gar nicht erst verwenden. Da das für viele Menschen aber keine Option ist, gibt es zumindest einige Tricks, mit denen man Facebook und allen anderen, die eure Daten auswerten möchten, das Leben etwas schwerer machen kann.

> Pseudonym verwenden: Zwar schreiben die Nutzungsregeln einen Klarnamen vor. In der Praxis passiert es aber nur selten, dass Facebook einen Nutzer rauswirft, nur weil er ein Pseudonym benutzt – schon eher dann, wenn sich jemand auf strafbare Weise äußert. Es dürfte allerdings wenig bringen, den eigenen Nutzernamen nachträglich zu ändern, weil der echte bei Facebook dann schon bekannt ist. Lieber den Account komplett löschen und einen neuen anlegen.

> Sparsam sein: Nicht jedes Babyfoto und jeder Urlaub müssen gepostet werden. Babys können sich noch nicht wehren, werden aber irgendwann erwachsen – und finden es dann womöglich nicht mehr so toll, von ihren Kollegen im Strampler gefunden zu werden. Urlaubsfotos, Hotel-Standorte etc. sind eine Goldquelle für Einbrecher, die wissen, dass ihr nicht zu Hause seid. Deshalb: Erst denken, dann posten!

> Einstellungen nutzen: Ganz oben bei Facebook befindet sich eine blaue Leiste. Wenn ihr auf den Pfeil rechts klickt, habt ihr Zugriff aufs Menü „Einstellungen“. Unter „Privatsphäre“ könnt ihr einstellen, wer euch kontaktieren darf (nur Freunde oder auch Fremde), wer eure Posts und eure Freundesliste sehen darf – und ob ihr auf Suchmaschinen gefunden werden könnt.

> Zugriff einschränken: Wer kann etwas auf deiner Chronik veröffentlichen? Wer darf das sehen? Und dürfen andere dich auf Fotos markieren? All das lässt sich im Einstellungsmenü unter „Chronik und Markierungseinstellungen“ festlegen. Am besten die Regeln möglichst streng auslegen, also auf „Nur Freunde“ setzen. Auch bei Apps von Drittanbietern lässt sich ein Riegel vorschieben. Unter Einstellungen/Apps kann man ihnen den Zugriff verwehren („Deaktivieren“).

> Account löschen: Wenn alles nichts nützt, hilft nur noch das. Doch selbst den Ausstieg macht einem Facebook nicht leicht. Wer auf Einstellungen/Allgemein/Konto verwalten klickt, erhält die Möglichkeit „Konto deaktivieren“. Gelöscht sind die eigenen Bilder, Texte usw. damit aber nicht, im Gegenteil: Das Konto ist nur im Ruhezustand und kann jederzeit wieder aktiviert werden. Endgültig löschen lässt sich ein Account über folgenden Link (vorher bitte bei Facebook einloggen).

Doch nicht nur Facebook und seine Werbepartner interessieren sich für eure Accounts. Auch Hacker sind darauf aus, eure Konten zu übernehmen und darüber Spam-Nachrichten, Werbung oder Viren zu verschicken. Der beste Schutz dagegen ist ein sicheres Passwort: eine Kombination aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen.

Und zu guter Letzt: Loggt euch nach jeder Sitzung aus Facebook aus. Speichert niemals – wirklich niemals – das eigene Passwort. Ja, das ist unbequem. Ja, das ist nervig. Aber am Ende weit weniger nervig, als wenn unter eurem Namen für eine Porno-Seite geworben wird. Oder Schlimmeres.

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Steve Przybilla arbeitet als freier Journalist u.a. für die Süddeutsche Zeitung, Spiegel online und die Neue Zürcher Zeitung. Zu seinen Schwerpunkten gehören Datenschutz-Themen.

Original-Content von: Compado GmbH,

Quelle: Presseportal.de

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