Wie interkulturelle Teams virtuell geführt werden
Nationalistische Parolen und Ressentiments gegenüber anderen Kulturen gewinnen in Europa aktuell bedauerlicherweise wieder an Boden. Eine den Bestrebungen in der Wirtschaft gegenläufige Tendenz, denn dort gehört die Zusammenarbeit mit Experten aus anderen Ländern vielfach zum Alltag. Was als „Offshoring“ in der Softwareindustrie vorangetrieben wurde, wird auch im Mittelstand gelebt. In internationalen Teams treffen unterschiedliche Kulturen und Mentalitäten aufeinander, die von Führungskräften unter einen Hut gebracht werden müssen. Und aufgrund der Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten für Videokonferenzen und Webcasts begegnen sich die beteiligten Experten immer seltener persönlich. Hier ist also virtuelle Führung gefragt.
Diversität ist fruchtbar
Die erfahrene Autorin und Dozentin Connie Voigt hat einen ihrer Arbeitsschwerpunkte in der interkulturellen Kommunikation gelegt. Bereits das erste Kapitel ihres Buches setzt einen angenehmen Kontrapunkt zu den eingangs geschilderten Tendenzen, sich gegenüber anderen Kulturen abzuschotten. Sie hält ein leidenschaftliches Plädoyer, Diversität in Unternehmen zu fördern, um über den Austausch von Wissen mittels unterschiedlicher Denkweisen und Mentalitäten Innovationen zu fördern.
Vertrauen und interkulturelle Kooperation
Es sind drei große Themenbereiche, die Voigt als Herausforderung für die interkulturelle Zusammenarbeit sieht. Die Basis bildet das Vertrauen, worin sich die interkulturelle Führung nicht von guter „althergebrachter“ Führung unterscheidet. Es geht der Autorin in diesem Zusammenhang auch darum, wie es der Führungskraft gelingen kann, ihrer Angst vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes oder ihres Einflusses zu begegnen. Dabei richtet sich Voigts Blick gerade auf die Besonderheiten der virtuellen Zusammenarbeit, in der auf jene kleinen Gesten und Schwingungen verzichtet werden muss, die erkennbar sind, wenn Menschen sich persönlich in einem Raum begegnen.
Die zweite Herausforderung besteht darin, die Gruppe zur Kooperation zu bewegen. Auch hier muss das notwendige Vertrauen entstehen. Nur – wie sieht Vertrauen in anderen Kulturen aus? Welche Erwartungshorizonte existieren hier beispielsweise in Indien und China? Diesen und ähnlichen Fragestellungen widmet Connie Voigt ein weiteres Kapitel.
Es gibt aber noch einen dritten Schwerpunkt: Der Austausch von Wissen kann nur dann gelingen, wenn es eine Unternehmenskultur gibt, die ihn fördert. Das gilt unabhängig vom interkulturellen Austausch. Welche Anpassungen hier notwendig sein können, ist eine weitere zentrale Fragestellung des Buches.
Die Verfasserin legt viel Wert auf die praxisnahe Umsetzung ihres Themas. So schweift sie nicht ab und breitet keinen Teppich an Mentalitätsschilderungen oder kulturellen Besonderheiten vor dem Leser aus. Ihr Buch ist eine konkrete Anleitung, um interkulturelle Teams in Unternehmen zu installieren, den Wissensaustausch zwischen den Beteiligten zu fördern und eine solche Gruppe mithilfe moderner Technologie zu führen. Der ohnehin positive Eindruck des Buches wird durch die Checklisten und Praxisbeispiele abgerundet.
Management-Journal-Fazit: Diversität bereichert ein Unternehmen, und der interkulturelle Wissensaustausch fördert Innovationen. Wie Unternehmen die unerschöpflichen Ressourcen Wissen und Ideen auf diese Weise nutzen können, schildert dieses sehr gute Fachbuch.
Stephan Lamprecht, management-journal.de
Buchtipp:
Innovativ mit interkulturellen Teams – GABAL
9783869369105
3869369108