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Bis zu 40.000 Jobs im Facility Service könnten wegfallen, rund 200.000 Jobs werden sich aufgrund von Automatisierungen verändern.

Moderne Gebäude brauchen viel Betreuung. Damit Österreichs Immobilien funktionieren und betriebsbereit sind, arbeiten rund 250.000 Menschen tagein-tagaus daran, dass alles funktioniert und sauber ist. Die Arbeiten beginnen bei der Reinigung von Böden, Fenstern und Einrichtungen und reichen bis zur Wartung von Systemen, z.B. Beleuchtung, Heizung und Raumklima oder IT, Sicherheitsanlagen oder komplizierte Zugangssysteme zu Gebäuden und Räumen. Damit dies alles funktioniert, werden diese Leistungen von der Immobilienwirtschaft – z. B. Immobilienverwaltungen – gemanagt. Durch den Zuwachs an Gebäuden und die immer aufwendigeren Einrichtungen steigt die Wirtschaftsleistung der ganzen Branche in ganz Europa schneller als die Gesamtwirtschaft. Mehr als 12 Mrd. Euro erwirtschaftet die Facility Service (FS) Branche in Österreich jedes Jahr.

Digitalisierung bietet Chancen, ist aber auch enorme Herausforderung

Neue Technologien unterstützen die Unternehmen und deren Mitarbeiter. Untersuchungen aus den USA zeigen, dass fast 50 Prozent der Jobs innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre automatisiert werden könnten. Das Bild für die Facility Services (FS) Branche ist noch drastischer: In der amerikanischen FS Branche sind  sogar 68 Prozent jener Arbeitsplätze, wo noch operative Arbeit durchgeführt wird, betroffen. Dr. Alexander Redlein, Professor für Immobilien und Facility Management an der TU Wien: „Durch die zunehmende Digitalisierung verändert sich das Kerngeschäft und dadurch auch der Bedarf nach Infrastruktur und Services. Vor allem die Nachfrage nach Services steigt. Das bedeutet höhere Kosten, die nur durch ein effizientes Management eingefangen werden können. Neue Technologien ermöglichen z.B. ständige Kommunikation der Anlagen mit dem Servicepersonal, die dadurch rascher auf den Bedarf reagieren können. Die Jobs der Zukunft werden ganz anders aussehen als heute. Wie auch eine WIFO-Studie besagt, ist ständige Weiterbildung absolut essentiell. Nur so ist es als Individuum, als Unternehmen und auch als Staat möglich, aus der Digitalisierung einen Erfolgsfaktor zu machen.“

Reinigungspersonal zu 65 Prozent von Automatisierung betroffen  

Was das Automatisierungspotential in Europa und Österreich betrifft, wurden in den letzten zwei Jahren verschiedenste Zahlen geschätzt: Sie reichen von 12 Prozent bis 54 Prozent. Das IHS hat sich die Automatisierungswahrscheinlichkeit bestimmter Tätigkeiten für Österreich genauer angesehen. Die TU Wien hat anhand dieser Studie herausgefunden, dass die FS Branche besonders stark betroffen sein würde. Mehr als 40.000 Beschäftigte im FS fallen in die höchste Risikogruppe. Für fast 200.000 weitere Personen im FS besteht mittleres Automatisierungsrisiko. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass diese Jobs alle wegfallen, aber sich mit großer Wahrscheinlichkeit ändern werden. Prof. Redlein: „Nach dieser Untersuchung liegt bei Reinigungspersonal das Automatisierungsrisiko bei über 65 Prozent. Die Reinigungskraft der Zukunft ist also mehrheitlich ein Roboter. Der Einsatz wird in 5 bis 10 Jahren rentabel sein. Aber schon jetzt ändert sich das Tätigkeitsspektrum. Inspektionen durch Mitarbeiter werden immer mehr durch Sensorik ersetzt, die kontinuierlich Daten erfasst und so ungewünschte Änderungen sofort erkennen und Personal verständigen kann. Es zeigt sich eine Entwicklung hin zu „Service on Demand“, wodurch die Effektivität stark gesteigert werden kann“

Neue Technologien bedeuten auch neue Arbeitsplätze

Derzeit existieren kaum Untersuchungen zu den diversen neuen Arbeitsplätzen, die durch die Digitalisierung entstehen werden. Manche Theorien gehen davon aus, dass die neuen Technologien die menschliche Arbeitskraft unterstützen und damit die Gesamtproduktivität und damit auch die Löhne erhöht. Durch mehr Einkommen soll die Nachfrage nach neuen Produkten ansteigen, wodurch die Gesamtwirtschaft angekurbelt wird. Prof. Redlein: „Tatsache ist, dass derzeit nicht klar ist, welche Jobs verschwinden werden und welche neu geschaffen werden. Die FS Branche wird auf alle Fälle überdurchschnittlich von der Digitalisierung betroffen sein. Unsere Aufgabe ist es nun, sowohl die Unternehmen, als auch die Menschen auf diese neue Situation vorzubereiten.“

Digitalisierung ändert auch die Aufgaben der Immobilientreuhänder

Bauen wird immer teurer. Das liegt teilweise an laufend neuen Vorschriften und Normen, andererseits aber auch an innovativen Anlagentechniken, die das Leben und Arbeiten in modernen Gebäuden angenehmer und einfacher machen. Immobilientreuhänder tragen als Bauträger eine große Verantwortung, damit die Gebäude der Zukunft wirtschaftlich angemessen und optimal auf die jeweiligen Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten sind. Immobilienverwalter haben in weiterer Folge den Betrieb der Gebäude zu überwachen und eine Verfügbarkeit aller Räume zu gewährleisten.

Die Digitalisierung spielt daher auch für Immobilientreuhänder eine immer wichtiger werdende Rolle, die auch das Berufsbild der Bauträger, Verwalter oder auch Immobilienmakler sukzessive verändert. KR Michael Pisecky, Fachgruppenobmann der Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer: „Die Digitalisierung kann uns helfen effizienter und damit günstiger zu bauen. Das kommt durch niedrigere Benützungskosten allen Bewohnern zugute. Auch im Betrieb – also durch eine Optimierung der Abläufe z.B. durch Roboter – sehe ich einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung. Für die Hausverwaltungen, die den Betrieb der Gebäude managen müssen, bedeutet dies eine enorme Umstellung. Diese ist aber – ebenso wie im FS– eine große Chance. Zentraler Punkt bei der Digitalisierung ist und bleibt die Ausbildung. Die Zeiten ändern sich derzeit so schnell, dass eine laufende Weiterbildung zur Selbstverständlichkeit werden wird.“

Vorboten der Digitalisierung

Im Bereich der FS hat die Digitalisierung schon lange Einzug gehalten. Kameras spielen dabei sehr oft eine Rolle. Sicherheitspersonal wird automatisch bei unüblichen Bewegungen oder Stillstand eines Gegenstandes (z.B. ein abgestellter Trolly) alarmiert. Die laufende Überwachung in und um Gebäude wird automatisiert, sodass Personal Vorort eingespart werden kann. Die regelmäßige Reinigung von WC-Anlagen in bestimmten Zeitintervallen kann entfallen, wenn diese nicht benutzt werden. Nach einer vorgegebenen Anzahl von Nutzern wird das Personal automatisch gerufen. Das optimiert die Auslastung des Reinigungspersonals und reduziert die Kosten massiv.

Quelle: APA Ots

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