Newsticker

Schieder: „Unternehmen profitieren von höherem Frauenanteil“ – Wurm: „Nächster Schritt ist die Quote im Nationalrat“ – Heinisch-Hosek: „Quote wirkt!“

Dass Quoten wirken und dass sie auch für die ökonomische Performance eines Unternehmens von Vorteil sind, darüber waren sich die ExpertInnen bei der SPÖ-Enquete zum Thema Frauenquoten in Aufsichtsräten einig. Ingrid Moritz, Leiterin der AK-Frauenabteilung, strich außerdem den Einfluss von mehr Frauen in Führungsfunktionen auf das gesamte Unternehmen und damit alle ArbeitnehmerInnen hervor: „Wie die Führungsebene zusammengesetzt ist, hat enorme Auswirkungen auf Personalentscheidungen und das Unternehmensklima“, so Moritz in der Podiumsdiskussion. Auch Gundi Wentner von „Deloitte“ ist für Quoten. „Es geht auch darum, dass Frauen in die Position kommen, andere Frauen nachzuholen.“ ****

Zu Beginn hatte schon SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder bei der Eröffnung der Enquete darauf hingewiesen, dass Frauenquoten in der Privatwirtschaft nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit sind, sondern laut zahlreichen Studien mehr Frauen in Führungsfunktionen auch eine bessere ökonomische Performance des Unternehmens bedeuten. Und ganz generell sei mehr Gleichstellung am Arbeitsmarkt auch gesamtwirtschaftlich sinnvoll. Aber gerade jene, die gerne die Interessen der Wirtschaft auf den Lippen führen, hätten bei diesem Thema lange blockiert. „Die Sozialdemokratie war eben immer die treibende Kraft bei frauenpolitischen Errungenschaften – die zeitlichen Abstände zwischen epochalen Verbesserungen sind aber oft leider zu lang“, so Schieder.

Der SPÖ-Klubobmann nutzte die Veranstaltung auch, sich bei Gisela Wurm für ihre 21-jährige Tätigkeit als SPÖ-Abgeordnete zu bedanken. Die Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin der SPÖ wird bei der kommenden Nationalratswahl nicht mehr kandidieren.

Eine Rückschau auf die Entstehung der verpflichtenden Frauenquote in den Aufsichtsräten großer Unternehmen, die ja kommenden Mittwoch im Parlament beschlossen werden soll, gab SPÖ-Frauenvorsitzende und Abgeordnete Gabriele Heinisch-Hosek, die zu Beginn ihrer Amtszeit als Frauenministerin 2008 noch optimistisch war, dass die verpflichtende Quote bald kommen wird – „gedauert hat es neun Jahre“. Ein wichtiger Zwischenschritt war die Quote für staatsnahe Betriebe 2011. Heute gibt es in den Unternehmen, deren Aufsichtsräte vom Bund beschickt werden, 40 Prozent Frauen – bei einem Ziel von 35 Prozent bis 2018. „Wir sehen also: Die Quote wirkt“, so Heinisch-Hosek.

Ein nächster Schritt ist für Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin Gisela Wurm die Verknüpfung des Frauenanteils mit der Klubförderung im Parlament. „Denn wir können nur von wirklicher Demokratie sprechen, wenn auch die Frauen entsprechend im Nationalrat vertreten sind.“ Ein Vorschlag ist, dass es bei einem 40-prozentigen Frauenanteil in einer Fraktion einen Zuschlag von zehn Prozent der Klubförderung gibt, bei 50 Prozent Frauen einen zwanzigprozentigen Zuschlag. „Das wäre ein wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit in der Politik und damit auch in der Gesellschaft!“, so Wurm.

Ingrid Moritz, Leiterin der AK-Frauenabteilung, warnte davor, die Quote für Aufsichtsräte als „Elitenthema“ zu sehen. Im Gegenteil: Wie die Führungsfunktionen zusammengesetzt sind, habe großen Einfluss auf viele Entscheidungen, etwa in welchen Bereichen Personal eingespart wird, welche Angebote das Unternehmen etwa zum Thema Vereinbarkeit oder Väterkarenz macht und wie es um das Unternehmensklima bestellt ist. „Frauen denken oft andere Lebensrealitäten mit – auch in Führungsfunktionen.“

Damit mehr Frauen in Führungsfunktionen kommen, brauche es aber auch entsprechende Rahmenbedingungen, betonte Gundi Wentner, Gründungspartnerin von Deloitte Human Capital Österreich. Ihre zentrale Forderung: „Die Ganztagsschule muss die Regelschule werden.“ Solange vor allem Frauen einen guten Teil der schulischen Arbeit zu Hause erledigen müssen, bleibe es für viele schwierig, Vollzeit zu arbeiten. Denn lange Karenz- und lange Teilzeitzeiten seien „nur scheinbar frauen- und familienfreundlich“, sie führen zu niedrigeren Gehältern und niedrigerer Pension.

Quelle: APA Ots

Werbung