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Wien hat ideale Voraussetzungen für Regional Headquarters in der IT-Branche. Dennoch gibt es standortrelevante Risiken, die eine Neuausrichtung notwendig machen.

Am Standort Wien befinden sich aktuell zwischen 200 und 300 Regional Headquarters (kurz RHQs), die mit 9000 Beschäftigten eine Lohnsumme von ca. EUR 700 Mio. erwirtschaften. Welche strukturellen Voraussetzungen Wien für die IT-Branche bietet, hat der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Andreas Zach in seiner Studie „Standortproblematik von Regional Headquarters mit Steuerungskompetenz“ untersucht. Zu diesem Zweck wurden 24 Experten und Führungskräfte über die Vorteile und Risiken des Standortes für die IT-Branche befragt.

Als positive Voraussetzungen betrachten 50% der Befragten, dass am Standort Wien ein qualifiziertes Arbeitskräftepotential verfügbar ist, die Mitarbeiter flexibel agieren und die österreichischen Managergehälter nicht weit über dem CEE-Niveau liegen. Negativ werden die hohen Lohnkosten und Steuern in Österreich sowie die schlechte Verkehrsanbindung nach Osteuropa betrachtet.

Das größte Risiko für RHQs sieht ein Viertel der IT-Experten im Kostendruck, der durch die Internationalisierung entsteht. Zwar gehen die IT-Unternehmen nicht von einer unmittelbaren Abwanderung von Wien aus, dennoch sehen 91,7% der Unternehmen eine Abwanderungstendenz gegeben, davon 16,7% mittelfristig und weitere 16,7% langfristig. Studienautor Andreas Zach über das größte Risiko für die Bundeshauptstadt: „Es besteht die Gefahr, dass sich das Zeitfenster für die Brückenkopffunktion Wiens mittelfristig schließt, da sich vor allem die CEE-Märkte zügig weiterentwickeln.“

Chancen orten die befragten IT-Experten darin, wenn sich Wien zu einem Kompetenzzentrum entwickelt und damit überregionale Bedeutung erhält. Dieses Kompetenzzentrum wird nicht in der Produktion, sondern im Bereich der höherwertigen Dienstleistungen angesiedelt sein, was eine verstärkte Investition in F&E notwendig macht.

Als größte Perspektive für Wien als RHQ-Standort für die IT-Branche sieht Wirtschaftswissenschaftler Andreas Zach, den Bedarf nach einer Neupositionierung: „Es besteht die Chance in einer Fokussierung auf Südosteuropa, wo es noch enormes Wachstums- und Betreuungspotential gibt.“

(Erschienen in SUCCEED 06/2011)

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