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Die ehemalige First-Lady der USA hat ein Buch über ihr Leben geschrieben. Nun tourt sie durch die Lande, um es zu promoten und erhält hierfür ein Redner-Honorar von bis zu 800.000 Dollar – pro Veranstaltung.

Ich liebe die „Süddeutsche Zeitung“ – nicht nur, weil sie regelmäßig im Recherche-Verbund mit anderen Redaktionen solche (Finanz-)Skandale wie rund um die Panama-Papers aufdeckt, in die fast immer auch die Deutsche Bank verstrickt ist, sondern auch wegen ihrer sonstigen Berichterstattung.

„Kamin-Gespräche“ vor bis zu 20.000 Personen

So las ich vorgestern auf ihrer berühmten Seite 3 einen langen Artikel, wie die ehemalige US-amerikanische First-Lady Michelle Obama mit öffentlichen Auftritten aktuell sich und ihr Buch „Recoming“ vermarket, was so viel wie „Werden“ bedeutet – unterstützt vom Verlag Random House. Mit der Organisation dieser Tour wurde der Konzertveranstalter Live Nations betraut, der normalerweise die Tourneen solcher Bands wie Rammstein und Rockgrößen wie Bruce Springsteen organisiert.

Er hat für Michelle Obama eine Tour organisiert, die sie außer durch zehn US-amerikanische Städte auch nach London, Paris und Berlin führt. Hierfür wurde unter anderem in Washington die Capital One Arena angemietet, die Platz für 20.000 Personen hat. Bei den Events und „intimen Gesprächen“ können die Anwesenden dann eineinhalb Stunden dem Plausch von Michelle mit einer „Moderatorin ihrer Wahl“ lauschen, wozu unter anderem Oprah Winfrey zählt.

3000 Dollar kostet ein Foto mit der Rednerin

Für dieses Vergnügen bezahlten in Washington die meisten Besucher laut der Süddeutschen zwischen 200 und 1.000 Euro Dollar. Für 3.000 Dollar konnten jedoch auch Karten mit „individueller Fotogelegenheit“ erworben werden; etwas günstiger waren Gruppenfotos mit Michelle. Sie kosteten nur 1.300 Dollar. Diese Chance haben vielleicht auch einige deutsche Vortragsredner genutzt, die sich gerne für ihre Webseite und ihre Facebook-Accounts mit Promis ablichten lassen – Namen seien hier nicht genannt.

Für dieses Engagement erhält Michelle Obama ein Honorar, das jeden „Speaker“ im deutschsprachigen Raum vor Neid erblassen lässt: nämlich bis zu 800.000 Dollar pro Abend. Und der Veranstalter Live Nations? Er dürfte laut Schätzungen der Süddeutschen allein mit der Veranstaltung in Washington sechs Millionen Dollar Umsatz erzielt haben. Ihre Resümee: „Produktionsaufwand: zwei Sessel auf der Bühne, zwei Gläser Wasser, ein paar Blumen. Produktionskosten: praktisch null. Ausgaben: Hallenmiete und Obamas Honorar. Gewinn: sehr solide.“

Redner-Honorar: elf Millionen Dollar in fünf Wochen

Und das Honorar von Michelle für die fünfwöchige Tour durch zehn Städte in der USA, inklusive Trips nach London, Paris und Berlin: um die zehn oder elf Millionen Dollar – und dies, obwohl sie hierfür nicht einmal wie ehemals Ex-Präsident Bill Clinton ins Käfer-Zelt auf dem Oktoberfest muss.

Dieses Geld dürften die Obamas dringend benötigen. Schließlich erhält Barack Obama laut der Süddeutschen für eine Rede nur eine Gage von 400.000 Dollar (wofür man vor einigen Jahren noch 16 Steinbrücks engagieren konnte); außerdem haben ihm und seiner Frau die Verlage, die ihre Bücher publizieren, nur ein Vorschuss-Honorar von 65 Millionen Dollar bezahlt.

Meine Top-Redner-Gage: 1.200 Euro (inkl. MwSt.)

Bekommen Sie Mitleid mit den „armen Obamas“? Ich nicht! Mich packt der Neid. Denn das Spitzenhonorar für eine Rede, das ich als Berater-Berater bisher erhielt, betrug vor einigen Jahren inklusive Mehrwertsteuer 1.200 Euro.

Zwar erhalte ich auch heute noch zwei oder drei Mal pro Jahr von Veranstaltern von Berater-Kongressen und -Workcamps eine Anfrage, eine Rede zum Themenkomplex „Bildung und Beratung vermarkten und zu verkaufen“ zu halten. Doch ein Honorar bezahlen, das wollen sie in der Regel nicht – da sie mir ja ein Forum böten, mich potenziellen Kunden zu präsentieren. Selbst die Fahrt- und Übernachtungskosten sind sie häufig, wie ein Berliner Trainerkongress-Veranstalter, nicht bereit zu übernehmen.

Aus dem Redner-Business verabschiedet

Deshalb habe ich mich schon vor Jahren ganz von dem „Speaker-sein“ verabschiedet (auch weil es viele bessere oder zumindest passioniertere Redner als mich gibt). Seitdem halte ich nur noch ab und zu meinen Töchtern eine Moral-Predigt. Stattdessen unterstützen mein Team und ich lieber Berater, die auch Redner sind, dabei, sich unter anderem als Vortragsredner zu vermarkten.

Ergänzend sei jedoch noch angemerkt: Ein so hohes Honorar wie Michelle Obama hat noch keiner unserer Kunden erzielt – trotz unserer professionellen Unterstützung.

Buchhinweis:

Autor: Bernhard Kuntz

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