Beitragsbild Weiterbildungsmarkt.net

Die Weiterbildungsdatenbank Weiterbildungsmarkt.at feiert dieser Tage ihr 5jähriges Bestehen. Im Interview erzählt die Gründerin und Geschäftsführerin Andrea Jindra, wie das Portal entstanden ist, worauf es in der Vermarktung von Weiterbildung und Beratung ankommt, und wo es für die Online Plattform in Zukunft hingeht.

Wie kam es überhaupt zu der Idee ein Weiterbildungsportal zu machen?

Andrea Jindra: So wie bei vielen Start-Ups entstand die Idee aus einem unmittelbar wahrgenommenen Bedarf heraus. Ich hatte damals einen Trainingsauftrag für ein Seminar zum Thema „Effektive Recherche für ErwachsenenbildnerInnen“ und habe in der Vorbereitung sehr viel recherchiert, welche interessanten Webseiten und Portale es gibt, wo leicht und übersichtlich Anbieter aus der Weiterbildung und konkrete Weiterbildungsmaßnahmen zu finden sind. Vor sechs Jahren gab es zwar schon zahlreiche Webseiten, aber keine hat mich so recht begeistert. Ich musste daher im Training einzelne Portale und deren Funktion vorstellen, von denen ich aber selber nicht wirklich überzeugt war. Da ich trotz laufender Suche keine passenden Alternativen gefunden habe, dachte ich mir vor knapp sechs Jahren „Wenn es das Portal, das ich suche nicht gibt, dann mache ich es eben selber.“

Ehrlicherweise habe ich aber völlig unterschätzt, wieviel Zeit, Arbeit und Kapital nötig ist, um so ein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Aber vielleicht ist es manchmal auch besser, es nicht zu wissen, weil so ein umfangreiches Projekt sonst gar nicht erst an den Start ginge. Heute, im November 2016, sechs Jahre nach dem Start-Schuss und nach fünf Jahren Online-Präsenz bin ich natürlich froh darüber, weil ein tolles Weiterbildungsportal entstanden ist und ich gleichzeitig unheimlich viel über Online Marketing gelernt habe.

Wie war der Anfang?

Andrea Jindra: Ich kann mich noch sehr gut an die ersten Gespräche mit Anbietern erinnern. Nach einer einjährigen Aufbauphase des Portals bin ich euphorisch zu zahlreichen Unternehmen gegangen, um das Projekt zu präsentieren. Der überwiegende Tenor war aber: „Melden Sie sich in zwei Jahren wieder, falls es das Portal dann überhaupt noch gibt.“

Zum Glück war meine Frustrationstoleranz erstaunlich hoch und es gab doch etliche Firmen, die interessiert und von der ersten Stunde an dabei waren.

Meine größte Motivation durchzuhalten war, dass ich mir dachte, dass in fünf Jahren alles anders und die Offenheit für Online Marketing in der Branche sehr viel höher sein wird. Wenn ich mir heute den Markt anschaue, so stelle ich aber keine große Veränderung fest. Diejenigen, die schon vor fünf Jahren offen waren für das Thema, sind es heute nach wie vor, diejenigen, die nicht offen waren, haben heute, falls überhaupt nur ur-alte Webseiten oder fürchten sich sogar vor dem Web.

Inwiefern fürchten?

Andrea Jindra: Es sind ganz unterschiedliche Argumente. Einige wollen ihre Angebote und ausgewählte Inhalte nicht ins Netz stellen, damit Konkurrenten diese nicht kopieren können. Grundsätzlich ist es schon richtig, dass gerade in dieser Branche extrem viel abgekupfert wird. Trotzdem ist es aber wichtig, dass Interessenten die wesentlichen Informationen im Web finden, da Recherche für eine Entscheidungsfindung heutzutage nun einmal über das Internet abläuft.

In meinen Seminaren stelle ich auch immer wieder fest, dass sehr viele Weiterbildner und Erwachsenenbilder Vorbehalte gegen Google und Social Media haben. Aus der Angst, Inhalte im Web „nicht beherrschen“ zu können, fangen sie lieber gar nicht erst damit an. Ich gebe zu, dass die Themen Online Marketing, Social Media Marketing oder Content Marketing eine gewisse Komplexität haben. Nichtsdestotrotz sollte sich jeder Unternehmer und Marketingverantwortliche heutzutage mit diesen Themen beschäftigen und nach und nach Schritte in Richtung Umsetzung setzen.

Außerdem stelle ich immer wieder mit Verwunderung fest, dass in der Weiterbildung und Beratung noch immer das Credo vorherrscht: „Unsere Leistung verkauft sich nur über Mundpropaganda“. Dieses Argument habe ich in den letzten Jahren unzählige Male gehört. Ich weiß von zahlreichen eigenen Leistungen und aus Gesprächen mit Kunden, wie erfolgreich eine gute Präsenz im Web ist, um Trainings, Beratung und Coaching zu verkaufen, an Kunden, die man zuvor nicht gekannt hat und die auch nicht über eine Empfehlung kommen, sondern ausschließlich über das Internet darauf aufmerksam wurden. Grundsätzlich halte ich Mundpropaganda für eine tolle Ergänzung. Der Hauptfokus sollte aber auf gezielten selbstgesteuerten Marketingaktivitäten liegen, allen voran bei Maßnahmen im Internet.

Wie wurde das Portal in den letzten fünf Jahren erweitert?

Andrea Jindra: Bereits zum Start von Weiterbildungsmarkt.at hatten wir bei den Premium-Profilen die Einbindungsfunktion von Videos. Damals fanden viele Kunden die Funktion interessant, aber nur wenige Anbieter hatten vor fünf Jahren bereits Videos in der Vermarktung im Einsatz. Jetzt kommt langsam Bewegung in das Thema. Immer mehr Weiterbildner setzen Videos ein.

Bereits zu Beginn des Portals haben wir Fachbeiträge veröffentlicht, nach einiger Zeit haben wir diese weiter ausgebaut und in das Online-Magazin integriert. Das Online-Magazin ist mittlerweile eine bedeutende Säule für Weiterbildungsmarkt.at. Hier gibt es spannende Fachinhalte zu verschiedensten Themen der Weiterbildung und Personalentwicklung. Experten in der Weiterbildung erhalten im Online-Magazin auch die Möglichkeit, ihre Expertise mittels Gastbeiträgen und Interviews zu veröffentlichen. Das ergibt einen extrem spannenden Mix an tollen Inhalten, ganz nach der Devise „die bunte Welt der Weiterbildung“.

Erst ein paar Jahre nach dem Start der Plattform kam dann das News-Portal dazu. Dadurch gibt es eine strikte Trennung zwischen klassischen PR-Informationen und Pressemittelungen, die in der News-Seite veröffentlicht werden und den längerfristig gültigen lehrreichen Inhalten im Online-Magazin.

Stichwort Videos: Welche Bedeutung haben diese in der Vermarktung von Weiterbildung?

Andrea Jindra: Wichtig für die Vermarktung sind nicht die Imagevideos, die wie ein Werbespot ablaufen. Diese halte ich für ziemlich bedeutungslos. Erfolgsrelevant sind Erklärvideos, wo in einem Video kurz und prägnant dargestellt wird: Was lernen Sie? Worum geht es in dem Seminar? Wie ist der Ablauf? Wie profitieren Sie davon? Und was ist weiter zu tun?

Damit können wunderbar typische Fragen gleich im Vorfeld beantwortet werden und es bringt eine enorme Effizienz im Vertriebsprozeß. Der Vorteil für die Webseite und das Portal ist, dass die Besucher durch das Anschauen der Videos länger auf der Seite bleiben, da ein relevanter Content geboten wird.

Erklärvideos können mit Hilfe von Screencast bereits sehr rasch und kostengünstig erstellt werden. Es gibt also keine Ausrede mehr, nicht damit anzufangen. Ich hoffe sehr, dass in Zukunft mehr Anbieter diese effektive Möglichkeit in der Vermarktung nutzen werden.

Thema Fachinhalte: Warum sind diese in der Vermarktung wichtig?

Andrea Jindra: Fachbeiträge sollten per se keine Werbung sein, aber sie sind indirekt Werbung. Wenn ein Experte in seinem Fachthema eine brennende Frage beantwortet, macht er indirekt für sich und seine Leistung Werbung. Wenn ein Unternehmen gerade einen Berater zu dem Thema sucht, wird es womöglich erst durch den Beitrag auf den Experten aufmerksam und recherchiert dann genauer, wer das ist bzw. was dieser Experte sonst noch anbietet.

Das Thema Content Marketing, also die Vermarktung über nützliche Inhalte ist ja ein absolutes Steckenpferd von mir. Klassisches Marketing empfinde ich oftmals als Sisyphos-Arbeit. Hingegen bietet Content Marketing über Blogs und Online Magazine eine Nachhaltigkeit, die ich sonst selten im Marketing finde. Es ist eine Freude zu sehen, wie Beiträge, die bereits seit vier Jahren und länger online sind, jeden Tag wieder neue Leser bekommen und das 365 Tage im Jahr. Und wenn die Beiträge längerfristig inhaltliche Gültigkeit haben und online bleiben, dann sind das sogar über Jahrzehnte immer wieder neue Zugriffe. Zusammen mit immer neu publizierten Beiträgen bringt das ein laufendes Wachstum in den Zugriffszahlen auf der Webseite und einen Ausbau der Community.

Auch sehr spannend zu beobachten ist, dass sich Experten mit einem hohen Honorarniveau meistens über tolle Blogs bzw. durch hohe Präsenz auf diversen Plattformen auszeichnen. Hier ist wieder die klassische Henne/Ei-Frage: Waren diese zuerst erfolgreich, dann steigerten sie ihre Internetpräsenz, oder sorgten sie zuerst für die entsprechenden qualitativen Inhalte und die optimierte Webpräsenz und erhöhten damit ihren Bekanntheitsgrad. Jedenfalls korreliert der Bekanntheitsgrad mit dem Honorarsatz.

Hat früher die Devise gegolten, man braucht ein Buch, um als Experte wahrgenommen zu werden, so ist es heutzutage eine umfassende Präsenz auf mehreren Plattformen, also nicht nur auf der eigenen Webseite oder dem eigenen Blog.

Viele Trainer und Berater sind ja keine Autoren. Wie leicht fällt ihnen dann das Schreiben?

Andrea Jindra: Wenn jemand nicht schreiben kann, oder die Tätigkeit zuviel Zeit in Anspruch nimmt, kann er oder sie sich ja Unterstützung holen. Es gibt zahlreiche gute Ghostwriter und Agenturen.

Ich betreibe ein Internetportal und habe selber noch nie eine Zeile Programmiercode geschrieben. Für diese Aufgabe habe ich meine Spezialisten.

Wenn Content Marketing ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Online Marketing ist, und jemand nicht gut Fachtexte schreiben kann, muss er sich die Dienstleistung halt zukaufen.

Die Fachartikel sind einmal der Anfang. Die Erweiterung stellen dann Podcasts und Videos dar.

In der Praxis beobachte ich 3 Gruppen:

Einerseits gibt es Experten, die im Content Marketing schon sehr weit sind und exzellente Inhalte zur Verfügung stellen. Viele arbeiten mit professionellen Agenturen zusammen.

Dann gibt es eine Gruppe von Experten, die erst am Anfang stehen, die aber lernen wollen, wie sie es richtig machen.

Und „last and least“ gibt es noch die Gruppe, die es nicht verstanden hat und auch nicht verstehen will, und die am Liebsten die Leser mit ihren plumpen Werbebotschaften zudröhnen möchte.

Im Online-Magazin haben wir sehr strenge aber klare Regeln, u.a. Werbetexte werden ausnahmslos nicht publiziert. Trotz dieser Vorgaben, erhalte ich regelmäßig, als Fachartikel getarnte Werbetexte, die nur ein Ziel verfolgen, nämlich die Leser ohne inhaltlichen Mehrwert direkt auf eine Listbuilding-Seite zu lotsen.

Im Endeffekt sehe ich die Aufgabe des Portals, Communities aufzubauen. Wenn der Inhalt gut ist, kommen die Besucher immer wieder, lesen die Beiträge und schauen sich in der Datenbank um. Lässt die Qualität nach, verliert man die Leute schneller, als man schauen kann. Ein „gefällt mir nicht mehr“ bei Facebook ist nur 1 Klick entfernt. Insofern ist die Sicherung der Qualität des Contents das (Über-)Lebenselixier jedes Portals, ohne Kompromisse!

Wie finanziert sich die Weiterbildungsdatenbank und generell das Portal?

Andrea Jindra: Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Start-Ups ist Weiterbildungsmarkt.at ausschließlich über Eigenmittel finanziert worden. Die laufenden Erweiterungen und der Betrieb finanzieren sich aus den laufenden Einnahmen, vor allem über die Mitgliedschaften in der Anbieter- und Weiterbildungsdatenbank und Online Werbung.

Der Content soll weiterhin für die User kostenlos zur Verfügung stehen, auch die Weiterbildungsdatenbank steht auch in Zukunft Anbietern mit den Basisprofilen für einen kostenlosen Eintrag zur Verfügung. Obwohl damit eine Vermarktungsleistung erbracht wird, steht hier die ursprüngliche Vision im Vordergrund, nämlich den Weiterbildungsmarkt transparent abzubilden und eine Marktübersicht auf einer einzelnen Webseite zu schaffen.

Wo geht es in den nächsten Jahren mit Weiterbildungsmarkt.at hin?

Andrea Jindra: Die letzten fünf Jahre standen ganz im Zeichen des Aufbaus des Portals. Die groben Arbeiten sind nun abgeschlossen, nun geht es weiter in Richtung Ausbau des Portals.

Es sollen noch mehr Anbieter in die Weiterbildungsdatenbank, sowohl die breite Masse an Weiterbildnern und Beratern mit den kostenlosen Basisprofilen, als auch jene Institutionen und Experten, die eine exklusivere und umfassendere Vermarktung suchen und über das Portal, ohne Streuverluste die richtige Zielgruppe erreichen.

Jede einzelne neue Seite, die eingetragen wird, liefert wieder frischen interessanten Content, der wieder für die Besucher des Portals relevant ist. Das Seitenwachstum korreliert ja mit dem Besucherwachstum.

Weiters wollen wir die Social Media Präsenz und Kooperationen mit anderen relevanten Webseiten noch weiter ausbauen und somit verschiedene stabile Säulen des Traffics schaffen.

Der Fokus bleibt aber auf Qualität vor Quantität gerichtet, sowohl bei den Anbietern, als auch bei den Fachinhalten. Nur so können wir sicherstellen, dass wir auch in Zukunft interessante Besucher ansprechen und zu wiederkehrenden Lesern machen können.

Vielen Dank für das Interview!

Im Interview: Mag. Andrea Jindra

Andrea_Jindra_DieBILDUNGSMANAGERMag. Andrea Jindra ist Geschäftsführerin der Die BILDUNGSMANAGER KG sowie Günderin und Geschäftsführerin der Weiterbildungsdatenbank Weiterbildungsmarkt.at. Ihr Fokus liegt auf Training und Beratung von online Vermarktungslösungen für Weiterbildner und Beratungsorganisationen.

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