Gemeinsam mit Schulmeister Management-Consulting und INTEGRAL Markforschung hat das Controller Institut eine Gehaltsstudie für Positionen im Controlling, Finanz- und Rechnungswesen unter Österreichs Top 800 Unternehmen durchgeführt. Die Studie bietet einen umfassenden Überblick zur Vergütung im Finanzbereich und zieht Vergleiche zu der im Jahr 2010 durchgeführten Gehaltsstudie.
In der Studie wurden bewusst nicht nur die Controller, sondern die gesamte Job-Familie „Finanzbereich“ analysiert. So konnten wir der umfassenden Bandbreite an Positionen im Finanzbereich Rechnung tragen und fundierte Vergütungs-Benchmarks erheben. Ein zentrales Ergebnis ist, dass Führungskräfte und Fachleute aus dem Finanzbereich, sprich Controller und Rechnungswesen-Experten, auch in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten mit einer hohen Arbeitsplatzsicherheit rechnen können, allerdings stagnieren die Gehälter.
Fürs Gehalt entscheidend: Größe des Unternehmens, Region und Alter
Wie sehr sich Unternehmensgröße, Region und Alter auf die Vergütung auswirken, zeigt sich deutlich am Beispiel der Position „Leiter Controlling“. Das mittlere Bruttojahreseinkommen (inkl. 13. und 14. Gehalt sowie variablem Anteil) für Leiter Controlling liegt österreichweit bei 90.000 Euro, was dem Niveau von 2010 entspricht. Deutliche Gehaltsunterschiede zeigen sich nach regionaler Ansiedlung des Unternehmens. Wiener Betriebe entlohnen diese Position mit durchschnittlich 100.000 Euro, Betriebe im übrigen Ostösterreich mit 80.000 und jene in Westösterreich mit 90.000. Weitere starke Einflussfaktoren auf die Höhe des Gehalts sind das Alter der Stelleninhaber und die Governance-Ebene: Leiter Controlling bis 40 Jahre verdienen durchschnittlich 80.000 Euro, ab 41 Jahren steigt das durchschnittliche Gehalt auf 99.000. Leiter Controlling, die auf Ebene Holding/Konzernspitze angesiedelt sind, werden im Mittel mit 96.000 Euro entlohnt, in Tochterunternehmen mit 86.000.
Gewinner und Verlierer
Zu den Gewinnern in der Gehaltsentwicklung gegenüber 2010 zählen Controller (ohne Leitungsfunktion) mit einer durchschnittlichen Steigerung des Jahreseinkommens von +10% auf 55.000 Euro, Accountants/Buchhalter (+8% auf 40.000 Euro) sowie Leiter Rechnungswesen (+6% auf 85.000 Euro). Die besten Gehaltsaussichten bieten Betriebe ab 500 Mitarbeitern, Holdings bzw. Konzernspitzen sowie Unternehmen, die entweder in Wien oder den westlichen Bundesländern angesiedelt sind. Die großen Verlierer gegenüber 2010 sind Geschäftsführer (-7% auf 185.000 Euro). Leiter Controlling (90.000), kaufmännische Leiter (120.000) und Jungakademiker (35.000) verdienen im Mittel exakt gleich viel wie vor drei Jahren. Selbst wenn man nur die Inflation berücksichtigt und die kalte Progression sowie die steigende Abgabenlast ignoriert, bedeuten diese Ergebnisse einen Reallohnverlust.
Restriktive Gehalts- und Personalpolitik
Die angespannte wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre resultiert in einer eher restriktiven Gehalts- und Personalpolitik der österreichischen Unternehmen. Davon ist auch der Finanzbereich betroffen – die Mitarbeiterzahl in den Finanzabteilungen stagniert. Das Gros der Unternehmen war in den letzten Jahren tendenziell vorsichtig darin, in neue Mitarbeiter zu investieren. Diese Haltung scheint sich für das aktuelle Geschäftsjahr etwas zu lockern, immerhin 9% der befragten Unternehmen planen in diesem Jahr mehr einschlägiges Fachpersonal einzustellen. Neben der restriktiven Einstellungspolitik gibt es auch eine eher defensive Gehaltspolitik, wie die zum überwiegenden Teil stagnierenden Gehälter zeigen. Dieser Trend betrifft aber nicht allein den Finanzbereich, sondern ist auch in anderen Berufsfeldern festzustellen.
Workaholics
Die wöchentliche Arbeitszeit ist auf der Ebene von Führungskräften im Vergleich zum Jahr 2010 etwas rückläufig – gleichzeitig ist die Zahl der Überstunden der Bereichsmitarbeiter gestiegen. Rund 4 von 10 Befragten arbeiten mehr als 50 Stunden pro Woche. Man hat es bei dieser Berufsgruppe in der Tat mit Workaholics zu tun. 60 Stunden und mehr in Spitzenzeiten sind kein Einzelfall. Insgesamt bewegen sich die Finanzabteilungen österreichischer Unternehmen in einem Spannungsfeld aus Effizienzdruck und steigenden Anforderungen: Zum einen werden laufend schnellere, bessere und kostengünstigere Prozesse gefordert und zum anderen müssen Finanzabteilungen immer mehr Aufgaben mit gleichbleibender Mitarbeiterzahl erledigen. Mitarbeiter in den Finanzabteilungen sind also offensichtlich besonders gefordert – der Druck wächst und die Belastbarkeitsgrenze ist in manchen Unternehmen sicherlich bereits erreicht, weshalb zukünftig mit einer steigenden Zahl neuer Jobs im Controlling- und Finanzbereich zu rechnen ist.
Karriere & Kompetenzentwicklung
Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen im Controlling, Finanz- und Rechnungswesen haben eine hohe Relevanz für die befragten Unternehmen. Insgesamt verfügen 84% über ein eigenes Bildungsbudget im Finanzbereich. Der Median des Bildungsbudgets liegt allerdings auf unverändert niedrigem Niveau bei nur 10.000 Euro für durchschnittlich 17 Mitarbeiter im Bereich. Dabei verlangt das Spannungsfeld zwischen Effizienzdruck und steigenden Anforderungen nach Lernen und Entwicklung, denn die Ansprüche an die fachlichen und überfachlichen Kompetenzen, also die Soft Skills, werden weiter steigen. Hier ist zukünftig eine systematische Personalentwicklung im Finanzbereich gefragt, wenn die Unternehmen weitere Erfolgspotenziale aufbauen wollen.
Über die Autorin:
Dr. Rita Niedermayr-Kruse
ist Mitglied der Geschäftsführung des Controller Instituts und Mitglied der Geschäftsführung und Partnerin von Contrast Management-Consulting sowie Herausgeberin des Magazins CFOaktuell
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