Was hat das Serviceintervall Ihres Autos mit dem blinden Fleck in vielen Personalabteilungen gemeinsam?
Wenn im Auto das Service-Lämpchen aufleuchtet ist klar: „Nicht’s wie ab in die Werkstätte!“. Ganz selbstverständlich lassen wir Öl wechseln, kontrollieren den Zustand unserer Reifen und kümmern uns um gute Sicht durch frostsicheres Scheibenwischmittel.
Wir halten unseren fahrbaren Untersatz gemeinsam mit den Profis aus der Autowerkstatt instand, weil es uns so am zuverlässigsten von A nach B bringt. Und wir sind froh, dass in der Werkstatt diejenigen an unserem Auto herumschrauben, die das erstens besser können als wir selbst und zudem besonders unsere Automarke in und auswendig kennen.
Ähnliches passiert tagtäglich in produzierenden Unternehmen. Damit die Produktionsanlagen möglichst viele Schokoladetafeln, Christbaumkugeln oder Autoteile produzieren können, müssen sie reibungslos funktionieren. Nach gewissen Intervallen werden Verschleißteile getauscht, Ölverlust oder untypische Geräusche werden beobachtet und behoben. Dafür sorgen die Instandhalter.
Was ist daran besonders, fragen Sie sich?
Die Instandhalter sind zur Stelle, wenn eine Anlage streikt, sie verhindern Produktionsausfälle und finden ein kaputtes Zahnrad im hintersten Winkel. Durch ihre Mithilfe wird die benötigte Produktionsmenge (der Christbaumkugeln zum Beispiel) in der geforderten Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt produziert. Die Instandhaltung trägt entscheidend zur Wertschöpfung von produzierenden Unternehmen bei. Kurz: Instandhalter sind wichtige Experten für jedes Produktionsunternehmen.
Doch wie wird man Instandhalter?
Und anders gefragt, wie erhält man als Unternehmen die besten Köpfe für die Instandhaltung? Hier schlägt der blinde Fleck zu. Für die Instandhaltung existiert in Österreich kein Berufsbild. Das bedeutet, man kann den ‚Beruf‘ Instandhaltung nicht erlernen. Üblicherweise werden Lehrberufe, wie Schlosser, Elektriker oder Mechatroniker erlernt und im Berufsalltag ergibt sich eine Spezialisierung Richtung Instandhaltung. Vielfach wird eine Meisterausbildung nach der abgeschlossenen Lehre angestrebt.
Doch das wird den hohen Anforderungen an die Instandhalter nicht mehr gerecht. Nicht nur Branchen-Vertreter stellen fest, dass Instandhaltung eine wesentliche Querschnittfunktion ist. Harald Neuhaus vom FVI Forum Vision Instandhaltung legt in der November-Ausgabe der B&I klar: „Der Instandhaltungsleiter muss aufgrund der Querschnittsfunktion der Instandhaltung, technisch hoch spezialisiert und Wissensträger sein […] er muss in der Sprache des Controllers sprechen können, in der Personalführung und Motivation der Mitarbeiter. Er muss in arbeitsrechtlichen Fragen Bescheid wissen, sowie Kenntnis haben über die immer umfangreicheren Standards, Normen und gesetzlichen Vorgaben.“
Und auch Reinhard Korb von MCP Deutschland spricht in der September-Ausgabe der Instandhaltung von einem spannenden und fordernden Aufgabengebiet für strategisch denkende Instandhaltungsexperten. Neben rein fachlichen Qualifikationen werden also Sozial- und Führungskompetenzen, sowie Methodenkompetenzen gerade für Instandhaltungsmitarbeiter immer wichtiger.
Andrea Jindra, Geschäftsführerin Die BILDUNGSMANAGER stellt in einem aktuellen Fachartikel fest, dass betriebliche Weiterbildung „hoch im Kurs“ ist. Sie zitiert eine Studie des MAKAM Market Research, wonach Unternehmen dieses Jahr um 23 Prozent mehr Budget für Weiterbildung einplanen.
Ein Großteil des Weiterbildungsbudgets fließt in klassische Bereiche, wie Vertrieb, Marketing, Buchhaltung oder auch Produktion. Die Instandhaltungs-Mitarbeiter erhalten nur sehr selten die Chance auf eine individuelle Karriere- und Weiterbildungsplanung – trotz ihrer zentralen Stellung in produzierenden Unternehmen.
Erstmals durchgängige Wege
Seit Oktober 2011 gibt es mit dem FH-Lehrgang Asset Management and Maintenance Technologies (www.ammt.at) erstmals eine akademische Ausbildung für (angehende) Führungskräfte in der Instandhaltung in Österreich. Berufsbegleitende werden die angehenden Akademischen Maintenance Manager in vier Semestern nicht nur in fachlichen Themen unterrichtet, sondern auch auf Sozial-, Führungs- und Methoden-Kompetenzen wird großer Wert gelegt.
Junge Techniker holen sich im Ausbildungslehrgang zum Supervisor für Instandhaltung ab Herbst 2013 sowohl technische, als auch strategische und soziale Inhalte für ihre beruflichen Herausforderungen ab.
Trainings zu ausgewählten fachlichen Themen aus den Bereichen Technik, Management und Zusatzkompetenzen finden sich übersichtlich in der Trainingsakademie für Instandhaltung und Produktion (www.trainingsakademie.eu).
Ein vermehrtes Bewußtsein für die zentrale Stellung des ‚Stiefkindes‘ Instandhaltung in Produktionsunternehmen, neue durchgängige Weiterbildungsmöglichkeiten und wohl auch die verstärkte Nachfrage der Instandhaltungs-Mitarbeiter selbst, werden in nächster Zeit dazu beitragen, aus dem Stiefkind eine Musterschülerin zu machen. Hier sind vor allem auch die Personalverantwortlichen gefordert, die Anforderungen und Bedürfnisse der Instandhaltungs-Mitarbeiter besser kennenzulernen und zu berücksichtigen. Schließlich sind in der Instandhaltung die Besten der Besten gefragt. Oder fahren Sie mit Ihrem Auto in irgendeine Werkstätte?
Über die Autorin:
Mag.a Lydia Höller leitet die Unternehmenskommunikation des Beratungsnetzwerks dankl+partner consulting gmbh und MCP Deutschland GmbH. Sie publiziert am Blog ‚Der Instandhalter. Fachblog für Praktiker.‘
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