Impulsvorträge in Unternehmen sollen die Zuhörer meist befähigen und motivieren, gewisse Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Deshalb werden an Impulsvortrag-Redner teils andere Anforderungen gestellt als an „Speaker“, die durch Stadthallen touren.
„Kongress- und Stadthallen fülle ich mit meinen Vortragsthemen nicht“, sagt Dr. Georg Kraus lachend. Zwar wird der Inhaber der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, zuweilen auch als Redner für Fachkongresse mit einigen Hundert Besuchern engagiert, doch weit häufiger besteht das Auditorium des Change-Management-Experten aus weniger als einem Dutzend Personen.
Ähnlich verhält es sich bei Dr. Daniela Kudernatsch, der Inhaberin der Unternehmensberatung Kudernatsch Consulting & Solutions, München. Auch bei ihren Vorträgen ist die Zahl der Zuhörer meist überschaubar, denn für ihr Kernthema „Strategieumsetzung mit Lean Management Tools“ lassen sich keine Massen mobilisieren – und noch weniger Personen greifen hierfür tief in ihr privates Portemonnaie. Ähnlich verhält es sich, wenn Dr. Georg Kraus über solche Themen wie „Turnaround in Unternehmen“ spricht.
Die Entscheiderteams entscheidungsfähig machen
Deshalb werden die beiden Berater auch selten von Kongress- und Eventveranstaltern engagiert. Umso häufiger werden sie gerufen, wenn Unternehmen vor wichtigen strategischen Entscheidungen stehen, und die Top-Entscheider sich darauf verständigen müssen, welche Entscheidung sinnvoll und realisierbar ist. Denn dann kämpfen Mitglieder des sogenannten Top-Teams oft mit folgenden Problem: Sie haben aufgrund ihrer beruflichen Biografie einen unterschiedlichen Kenntnisstand zum Beispiel in Sachen Change Management. Zudem divergieren aufgrund ihrer unterschiedlichen Funktion in der Organisation ihre Einschätzungen darüber, inwieweit zum Beispiel eine Veränderung der Unternehmenskultur nötig ist, um die Unternehmensziele zu erreichen. Entsprechend groß ist die Gefahr, dass die Entscheider sich in endlosen Diskussionen verhaken und sich nicht „committen“ können. Also engagiert das Unternehmen einen externen Berater, der mit einem Impulsvortrag zum Thema zunächst dafür sorgt, dass alle am Entscheidungsprozess beteiligten Personen einen weitgehend identischen Wissensstand haben. Dann fällt dem Entscheidergremium das Sich-entscheiden erleichtern.
Ähnlich verhält es sich, wenn das Top-Team bereits eine strategische Entscheidung getroffen hat. Dann stellen sich den Entscheidern Fragen wie:
- Was gilt es bei deren Umsetzung zu beachten? Und:
- Welche Tools nutzen wir für die Strategieumsetzung?
Auch dann engagieren sie oft einen Berater, der ihnen zunächst die Unterschiede zwischen den Umsetzungstools erläutert und anschließend Wege aufzeigt, wie sich zum Beispiel das bereits genutzte Managementsystem „Führen mit Zielen“ mit der OKR-Methode oder dem Tool Balanced Scorecard verbinden lässt.
Den Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess moderieren
Ein solcher Impulsvortrag dauert in Regel nicht länger als 30 Minuten – oft sogar kürzer. Danach versuchen die Mitglieder des Entscheidergremiums sich auf eine gemeinsame Entscheidung oder ein bestimmtes Vorgehen zu verständigen. Bei diesem Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess schlüpft der Berater oft in die Rolle des Moderators, der den Prozess moderiert. Nicht selten verfolgt er ihn auch stillschweigend sozusagen als Gast – um im Bedarfsfall noch offene Fragen zu beantworten.
Solche Entscheider-Treffen finden nicht nur auf der Top-Ebene von Unternehmen, sondern auch in deren Bereichen statt. So wird zum Beispiel die auf das Thema „Individuelles und kollektives Lernen in Unternehmen“ spezialisierte Beraterin Sabine Prohaska, Wien, nicht selten als Impulsvortrag-Rednerin engagiert, wenn Unternehmen ihre Personalentwicklungskonzepte überdenken, denn dann stellen sich den Entscheidern Fragen wie:
- Welche Rolle sollte künftig das Online-Lernen in unserer Aus- und Weiterbildung spielen?
- Wie können wir das Online- und Präsenzlernen stärker verzahnen? Und:
- Welche neuen Anforderungen resultieren hieraus an unsere firmeninternen Trainer?
Auch diesbezüglich haben, so die Inhaberin des Beratungsunternehmen Seminar Consult Prohaska, die am Entscheidungsprozess beteiligten Personen „oft einen unterschiedlichen Kenntnisstand sowie divergierende Erfahrungen und Meinungen“. Also engagieren die Unternehmen einen externen Experten, der den Teilnehmern vorab erläutert, welche Lernkonzepte heute bereits möglich sind und wohin die Reise bei der Mitarbeiterqualifizierung im digitalen Zeitalter geht.
Impulsvortrag-Redner sind primär „Experten für …“
An Impulsvortrag-Redner in Unternehmen werden andere Anforderungen gestellt als an Vortragsredner, die zum Beispiel bei (Kunden-)Events mit ihren Vorträgen im Idealfall die Zuhörer so begeistern sollen, dass diese noch beim anschließenden Come-together vom Erlebten und Gehörten schwärmen. Solche Entertainer-Qualitäten muss ein Impulsvortrag-Redner nicht haben. Er muss primär ein ausgewiesener, praxiserfahrener Experte sein.
Dessen ungeachtet sollte er auch ein routinierter Redner sein. Er sollte zum Beispiel komplexe Sachverhalte so auf den Punkt bringen können, dass sie in einer kurzen Zeit vermittelbar sind. Außerdem sollte er sie so präsentieren können, dass die Zuhörer danach zum Beispiel die Vor- und Nachteile eines gewissen Vorgehens plastisch vor Augen haben. Zudem sollte er den Mut haben, eine klare Position zu beziehen und den Anwesenden zum Beispiel einen Vorschlag für ein bestimmtes Vorgehen zu unterbreiten. Dieser dient den Managern dann nicht selten als Diskussionsgrundlage in ihrem weiteren Meinungsbildungs- und Entscheidungsprozess.
Aufgrund dieser Anforderungen blicken die meisten Personen, die Unternehmen regelmäßig als Impuls-Vortragsredner engagieren, auf eine lange Berufserfahrung zurück. Sie haben zudem Erfahrung in einer exponierten Führungs- oder Managementfunktion gesammelt. Ein entsprechend starkes Standing haben sie auch in kontroversen Diskussionen
Eine weitere Anforderung müssen Impulsvortrag-Redner oft erfüllen: verhandlungssicher englisch sprechen, denn heute sind die meisten größeren Unternehmen weltweit aktiv. Deshalb sind bei ihren Entscheider-Meetings häufig Personen anwesend, die der deutschen Sprache nur bedingt mächtig sind. Dann ist klar: Die Meeting-Sprache ist Englisch.
Impulsvorträge sind ein lukratives Business
Impulsvorträge in Unternehmen zu halten, ist ein lukratives und attraktives Geschäft, betonen übereinstimmend der Führungskräfteentwickler Joachim Simon, Braunschweig, und Barbara Liebermeister, Frankfurt. Beide sind auf das Themenfeld „Leadership und (Selbst-)Führung“ spezialisiert und haben sowohl Erfahrung als Vortragsredner in Unternehmen, als auch bei größeren Events in Stadt- und Kongresshallen – beispielsweise für die Gewerbetreibenden der Region. Sie betonen beide: Vorträge vor sogenannten Selbstzahlern in größeren Hallen machen Spaß; sie sind zudem gut für die „allgemeine Bekanntheit“ – unter anderem, weil oft die Lokalpresse hierüber berichtet.
Lukrativer sind jedoch meist Impulsvorträge, denn angenommen die Top-Entscheider eines Unternehmens müssen beschließen „Wie sieht künftig unser Führungskräfteentwicklungsprogramm aus?“. Dann ist es für sie sekundär, ob der Input-Geber 200 oder 300 Euro mehr oder weniger kostet. Das entscheidende Auswahlkriterium ist: Bringt er aufgrund seiner Expertise den Meinungs- und Entscheidungsprozess voran?
Nach dem Impulsvortrag folgt oft ein Projektauftrag
Attraktiv ist das Halten von Impulsvorträgen auch, weil die Top-Entscheider in den Unternehmen den Berater, der ihnen bei ihrer Entscheidung half, oft auch gerne als Unterstützer für deren Umsetzung engagieren. Deshalb sind Impulsvorträge nicht selten der Schlüssel zum Akquirieren größerer Projektaufträge – sofern der Vortragsredner überzeugte und sein Beratungs- oder Trainingsunternehmen über die nötige Manpower verfügt.
Autor: Lukas Leist
Ich würde mir wünschen, das unsere Ausbilder im Fernstudium für Wirtschaftspädagogik mal diesen Bericht lesen, um zu verstehen, wie man motiviert und begeistert. Da mangelt es nämlich ganz gewaltig