MBA oder MSc? Die Entscheidung ist nicht einfach und auch nicht generell zu beantworten. Doch werfen wir ein Licht auf eine der größten Fragen im Bereich Business Education.
Während der Master of Business Administration (MBA) durchaus seinen Reiz und Geltung unter Arbeitgebern innehat, ist der Master of Science mit einer Spezialisierung in einem Fach der Wirtschaftswissenschaften, z.B. MSc in Finance, in den letzten Jahren in seinem Ansehen extrem nach oben gegangen und hat seinen Status als das nächste, große Studienfach etabliert.
Zukünftige Studenten haben oft die Qual der Wahl und beide Abschlüsse können durchaus in Frage kommen. Doch schaut man genauer hin, sind es zwei verschiedene Abschlüsse, die auf unterschiedliche Zielgruppen mit unterschiedlichen beruflichen Zielen ausgelegt sind.
Der zentrale Unterschied liegt bereits in der vorausgesetzten Berufserfahrung der Studenten. Der MBA hat als Zielgruppe Kandidaten, die zuvor schon Erfahrung im Berufsleben sammeln konnten. Ein MSc oder MIM (Masters in Management) dagegen richtet sich an Personen, die vielleicht gerade erst mit dem ersten Abschluss fertig geworden sind.
Somit hängt die Wahl zwischen dem MBA oder MSc in Finance, oder anderer Wirtschaftsdisziplin, stark von dem Zeitpunkt ab, in dem man die Businesswelt betritt. Kiron Ravindran, Associate Dean des MIM an der IE Business School, sagt dazu: „Die Wissenschaft des Managements bleibt die gleiche, unabhängig ob man sich für den MIM oder MBA entscheidet. Es geht darum wie man führt, plant, organisiert und Ressourcen optimal nutzt. Der Unterschied liegt darin, in welcher Phase man dieses betrachtet. Während man im MBA vielleicht eher die strategische Ebene sieht, lernt man im Masterstudium eher Dinge auf operativer Ebene.“
Der operative Fokus bietet Studenten mit einem nicht-wirtschaftlichen Hintergrund einen guten Ausgangspunkt für den Berufsstart. Diejenigen, die bereits am Arbeitsmarkt tätig waren, haben schon operative Skills gesammelt.
Textbuch oder Peer Learning?
Der MBA ist ein eher genereller Abschluss. Obwohl Spezialisierungen bei vielen Anbietern als Wahlkurse im Angebot sind, liegt der Schwerpunkt auf einer ganzheitlichen Ausbildung, die eine Bandbreite von Human Ressources, über Supply Chain Management bis zu Corporate Social Responsibility abdeckt. Speziell Soft Skills sind ebenfalls nötig, um Mitarbeit zu führen, sowie Strategie, um das Gesamtziel eines Unternehmens im Auge zu behalten.
Der MSc in Finance legt den Schwerpunkt, den Studenten mit notwendigen Tools für eine bestimmte Funktion auszustatten. Daher beinhaltet das Studium mehr akademische und theoretische Inhalte, die durch die Professoren und durch Textbücher und wissenschaftliche Artikel gelehrt werden.
Der MBA ist ein professioneller Abschluss mit einem mehr praktischen Fokus. Fallstudien, reale Projekte und Gruppenarbeiten dominieren den Kursplan und die Betonung liegt auf dem sogenannten Peer Learning, also dem Lernen von der gegenseitigen Erfahrung.
„Während die Grundkurse – Finance, Strategie, IT, Operations, Marketing – die gleichen sind, ist die Diskussion des Professors mit den Studenten und die Diskussionen unter den Studenten im Klassenzimmer durchaus unterschiedlich”, sagt Ravindran. „Im MBA gibt der Lehrer eher die Rolle des Moderators des Peer Learning. Er regt die Studenten an, ihre eigenen Erfahrungen beizutragen. Im Masterprogramm folgt der Professor einem eher pädagogischen Ansatz und teilt seine Erfahrung und wissenschaftliche Quellen. Die MBA-Studenten haben also einen anderen Blickwinkel aufgrund der eigenen, beruflichen Praxis.“
Der Bachelor-Absolvent steht nun also vor der Frage, welchen Weg er gehen soll. Geht es zunächst raus in die Wirtschaft, um einige Erfahrungen zu sammeln bevor es in den MBA und in das Peer Learning geht? Oder geht es gleich weiter mit der Business Education mit einem funktionalen MSc?
Die Zukunftspläne sind dabei nicht zwingend ein Entscheidungsmerkmal in der weiteren Studienwahl, da die späteren Wirtschaftsbereiche der beiden Absolventen oftmals die gleichen sind. Legt man den Schwerpunkt darauf, ein Spezialist eines Funktionsbereichs zu sein, spricht dieses vielleicht mehr für den MSc. Letztendlich führt jedoch der typische berufliche Werdegang sowieso idealerweise in eine Managementfunktion. Auch bieten viele Firmen der Zielindustrien für MSc-Studenten oft auch Stufenpläne, Trainee-Programme oder Fortbildungen am Arbeitsplatz an.
Für zukünftige Studenten, die derzeit nicht in einer wirtschaftlichen Funktion tätig sind, beispielsweise IT-Fachkräfte, hängt die Frage von der Erfahrung und den eigenen Ambitionen ab. Für diejenigen, die schon ein paar Management Skills sammeln konnten und diese festigen möchten, oder für Fachkräfte, die in eine nicht technische Position wechseln bzw. aufsteigen wollen, scheint der MBA die bessere Lösung zu sein. Der Umstieg aus technischen Berufen, wenn man erst wenig Berufserfahrung hat, kann auch mit einem Master of Science gelingen. Nur bedeutet dieses eventuell einen niedrigeren Einstieg im Management und man würde den Vorteil des Peer Learning in seiner Karriere auslassen.
Also, MBA oder MSc? Wie schon erwartet, gibt es auf diese Frage keine klare Antwort. Ein frischer Bachelor-Absolvent stellt sich vielleicht die Frage „Warum warten?“, wenn er eh einen weiteren Wirtschaftsabschluss anstrebt. Hoch angesehene Schulen bieten mehr und mehr spezialisierte Masterprogramme an, um den wachsenden Bedarf zu decken. Es bieten sich also viele Optionen. Doch zementiert diese breite Auswahl vielleicht umso mehr den Status der top MBA Business Schools als Gütesiegel der Wirtschaftsausbildung.
MBA-Messe in Wien
Wer derzeit über einen MBA nachdenkt und sich näher informieren möchte, der hat am Mittwoch, den 19. März in Wien die Möglichkeit, auf der MBA-Messe QS World MBA Tour einige der führenden Business Schools persönlich zu treffen. Die Messe findet im Palais Ferstel statt und zu den Ausstellern zählen unter anderem die TU Wien, INSEAD, IE Business School, Universität St. Gallen und weitere. Von der ersten Recherche bis zur ausgiebigen Beratung bietet die Veranstaltung hilfreiche Informationen zur weiteren Studienwahl.
Über den Autor:
Mansoor Iqbal ist Redakteur für Bildung und International Business bei der Firma QS Quacquarelli Symonds Ltd. Nach dem Bachelor an der University of Leicester absolvierte er mit einem MA in English Literature am University College London in 2009.