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Der akademische Grad „Master“ wurde in Europa durch den Bologna Prozess eingeführt. In Österreich dauert das Masterstudium meistens vier Semester und kann der wissenschaftlichen Vertiefung des vorherigen Grundstudiums dienen oder neue Wissensgebiete erschließen. Es gibt viele unterschiedliche Masterstudien, die in Zielsetzung, Dauer, Zulassungsvoraus­setzungen und Programmaufbau variieren. Studiengänge können forschungsorientiert oder anwendungsorientiert angelegt sein.

Forschungsorientierte Masterstudiengänge

Forschungsorientierte Studiengänge werden als ordentliche Studien bezeichnet, haben mindestens 120 ECTS und werden meist als Vollzeitprogramme angeboten da das Vermitteln von wissenschaftstheoretischen und methodisch anspruchsvollen Gegenständen eine intensive und kontinuierliche Form der Auseinandersetzung mit der Materie erfordert. Bei forschungsorientierten Studiengängen müssen Studierende fast immer eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreiben. Sie bieten die ideale Voraussetzung für ein anschließendes Doktorats- bzw. PhD Studium und werden meist an Universitäten sowie staatlich akkreditierten Privatuniversitäten angeboten.

Anwendungsorientierte Masterstudiengänge

Zu den Masterstudien die als ordentliche Studien bezeichnet werden, gehören auch anwendungsorientierte Studiengänge wenn sie über mindestens 120 ECTS verfügen. Viele Fachhochschulen in Österreich bieten diese Form der Studienprogramme an. Häufig werden sie angepasst an die Erfordernisse von Berufstätigen, in Teilzeitform, in den Abendstunden, oder am Wochenende angeboten. Bei anwendungsorientierten Studiengängen haben Studierende oft die Wahl zwischen dem Verfassen einer Abschlussarbeit, einem Praktikum, oder den Besuch von zusätzlichen Lehrveranstaltungen. Anwendungsorientierte Studiengänge mit mindestens 120 ECTS qualifizieren zwar theoretisch auch für ein anschliessendes Doktoratsstudium, AbsolventInnen müssen jedoch erwarten, dass sie für eine Zulassung zu einem Doktorats­programm an zusätzlichen wissenschaftstheoretischen und methodischen Lehrveranstaltungen teilnehmen müssen.

Postgraduale Masterstudiengänge

Es gibt auch anwendungsorientierte Masterstudiengänge mit weniger als 120 ECTS, die in Österreich bis 2012 unter der Bezeichnung „Lehrgänge universitären Charakters“, oder „postgraduale“ Masterprogramme, sogar von privaten, staatlich nicht-akkreditierten Anbietern vergeben werden konnten. Diese Mastergrade in der Weiterbildung (Universitätslehrgänge, Lehrgänge zur Weiterbildung an Fachhochschulen, Lehrgänge universitären Charakters) sind nicht identisch mit den Mastergraden aufgrund des Abschlusses ordentlicher Studien, auch wenn sie zum Teil denselben Wortlaut haben. Ein postgraduales Masterprogramm richtet sich an Interessenten mit bereits einschlägiger Berufserfahrung. Die Vermittlung neuer Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung und der Austausch von praktischer Erfahrung stehen in dem Vordergrund, die Vermittlung von Methoden wissenschaftlichen Arbeitens ist nur nachrangig wichtig, da die Qualifikation für eine wissenschaftliche Karriere nicht das Ziel dieser Masterprogramme ist. Berufsrechtlich können Mastergrade in der Weiterbildung aber fachliche Voraussetzung für die Zulassung zu bestimmten gewerblichen Tätigkeiten sein und führen somit zu einer speziellen beruflichen Qualifikation für den privaten Arbeitsmarkt.

Entscheidungshilfe bei der Masterstudienauswahl

Die Anzahl der in Österreich angebotenen anwendungsorientierten Masterstudien ist enorm gestiegen. Dies führt leider häufig zu Missverständnissen. Der inhaltliche Unterschied zwischen einem forschungsorientierten und einem anwendungs­orientierten, postgradualen Masterprogramm ist naturgemäß sehr groß. Leider haben die vielen Anbieter das Angebot unübersichtlich und die Auswahl schwierig gemacht. Aus der Sicht des Hochschulmarketings hat daher die Seriosität des Diplom-verleihenden Instituts zweifelsfrei an Bedeutung gewonnen. Für einen Absolventen oder eine Absolventin wird am Ende aber nur die Qualität der vermittelten Kenntnisse zählen. Ich empfehle jeden sich genau über den wissenschaftlichen Werdegang und der Reputation der LektorInnen zu informieren. Die Kompetenz der Vortragenden ist am Ende wichtiger als der Titel oder der Name eines Instituts.

Über den Autor:

Karl WöberProf. Karl Wöber ist Rektor der MODUL University Vienna und Vorsitzender der Österreichischen Privatuniversitäten Konferenz ÖPUK

Universitätsprofessor  Dr.  Karl  Wöber  ist  Gründungsrektor  der MODUL University Vienna und Vorsitzender der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz   (ÖPUK). Seit   2007   ist   Karl   Wöber Rektor  der  MODUL  University  Vienna  und  leitet  die  Masterlehrgänge für internationale Tourismuswirtschaft und nachhaltige Entwicklung. Weiters ist  Karl  Wöber  Mitglied  der  International  Academy  of  Studies  for  Tourism,  dem  elitären  Kreis  der weltweit  führenden  ProfessorInnen  für  Tourismus.  Er  ist  ferner  Senior  Fellow  an  der  School  of Management der Universität Surrey (UK) und an der School of Tourism and Hospitality Management der  Temple  Universität  in  Philadelphia  (USA).

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