Isabella Weindl CMC ist Trainerin und Unternehmensberaterin in der Personal- und Organisationsentwicklung. Im Interview mit Weiterbildungsmarkt.at erklärt die Beraterin, wie es Unternehmen gelingt, die richtige Person am richtigen Platz zu haben und den Sinn für die eigene Tätigkeit zu erkennen.
Weiterbildungmarkt.at: Wie lange sind Sie bereits in der Weiterbildung tätig? Was waren Ihre Beweggründe im Trainingsbereich zu arbeiten?
Isabella Weindl CMC: Rückblickend eine kurze Zeit, aber immerhin schon über 20 Jahre bin ich im Training tätig. Wie viele junge Mädchen wollte ich schon in der Schulzeit Lehrerin werden. Damals war das für mich als Linkshänderin zumindest für den Volkschulbereich nicht möglich. Heute bin ich sehr froh darüber in einem größeren und weiteren Spektrum der Weiterbildung arbeiten zu können. Denn das Lernen hört nicht mit der Schule auf.
Während meiner unselbstständigen Berufslaufbahn habe ich mich auch immer wieder selbst weitergebildet. Und fand den Umgang der Vortragenden mit uns Teilnehmenden sehr bereichernd und spannend. Das hat mich wieder, bzw. in einer veränderten Form, meinem früheren Berufswunsches nähergebracht.
Nachdem mir das Erklären von teils schwierigen Inhalten und Zusammenhängen leicht fällt, und ich in der Vergangenheit bei Fragen zur beruflichen Weiterentwicklung erfolgreich beraten habe, war es nur ein kleiner Schritt in die Selbstständigkeit.
Trainerin und Vortragende im Wirtschaftskontext zu sein, ist für mich auch Berufung. Es ist ein stetiges voneinander Lernen und Weiterentwickeln.
Und ehrlich, wo sonst kommen Sie mit so vielen unterschiedlichen Berufen und Menschen zusammen?
Weiterbildungmarkt.at: Ihr inhaltlicher Schwerpunkt liegt in der Organisations- und Personalentwicklung. Welches Thema vermitteln Sie konkret in Ihren Trainings?
Isabella Weindl CMC: Nur ein Kernthema? Ich konzipiere gemeinsam mit den Auftrag Gebenden was nützlich und sinnvoll ist. Aber wenn ich es in einem kurzen Satz sagen soll: Alles was nötig ist um die richtige Person am richtigen Platz zu haben, bzw. zu halten.
Im Vordergrund steht dabei immer der Mensch im System. Jedes Unternehmen ist nur so gut, wie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Das betrifft alle Ebenen. Egal, ob es jetzt die Personen am Empfang, in der Produktion oder Reinigung, im Service oder in den Fachabteilungen sind. Besonders spannend finde ich das Arbeiten mit Lehrlingen. Die liegen mir sehr am Herzen.
Nachdem meine Trainings einen Bogen über weite Teile des Unternehmens spannen, fällt es mir schwer nur eine Essenz aus meinem Inhalt darzustellen. Sie erlauben wohl, dass ich jetzt ein bisschen mische?
Wenn wir jetzt vom großen Überthema „die richtige Person am richtigen Platz“ ausgehen, gibt es mehrere Bereiche, die bearbeitet und trainiert werden.
So erarbeiten wir gemeinsam, dass es kaum Unterschiede zwischen Mitarbeitenden und Kunden gibt. Über die Unterscheidung von Effektivität und Effizienz kommen wir zu den „gefährlichen“ Fragen: Warum tue ich das überhaupt, oder warum gerade ich?
Ein Kunde, der den Nutzen einer Ware oder Dienstleistung nicht erkennt, wird nicht kaufen. Ebenso werden sich Angestellte, die sich die Sinnfrage stellen und nicht beantworten können, als hinderlich für den wirtschaftlichen Erfolg herausstellen.
Hier ist der Ansatz die Gefahrenquelle „die falschen Dinge richtig tun“ auszuschalten.
Ratio und Emotio haben auch im beruflichen Alltag gleichermaßen Berechtigung. Es geht darum die richtige Balance zu schaffen. Rationalisieren heißt doch darüber nachdenken, wie etwas anders, bzw. besser gehen könnte. Und ohne Emotionen werden wir uns die Frage, was heißt besser und für wen, nicht stellen.
Besonders dann wenn Zeitdruck herrscht, ist es wichtig sich Zeit zu nehmen. Unterscheiden zu können zwischen wichtig und dringend ist genauso relevant wie die Unterscheidung zwischen wollen und müssen.
Da geht es um die Stärke „nein“ sagen zu können. Den Kollegen gegenüber, den Vorgesetzten und auch dem Kunden.
Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können viel. Und sie können auch viel zum Unternehmenserfolg beitragen. Dazu braucht es auch einen entspannten Umgang in der Führung. Ermutigung ist ein ausgezeichneter Zugang.
Die besten Strategien und Ziele sind schwer umzusetzen, wenn es Quertreiber gibt. Diese können jedoch eine wertvolle Ressource sein. Im Training erfahren die Teilnehmenden wie sie dieser abholen und einladen können „mit an Bord“ zu kommen.
Sie sehen, ein reines Fach-/Sachtraining ist bei mir schwer zu finden.
Weiterbildungmarkt.at: Was war in der letzten Zeit das Highlight in Ihrer Tätigkeit im Training?
Isabella Weindl CMC: Ich verwende in meinen Trainings oft Bilder und Ausschnitte aus Filmen (so diese zur Verwendung freigegeben sind!). Bilder lösen unterschiedliche Reaktionen aus und diese können anschließend für die jeweilige Themenstellung herangezogen werden. Das erfordert hohe Flexibilität in der Umsetzung. Denn ich kann ja vorher nicht wissen, welche Emotionen und Reaktionen geweckt werden. Auch wenn ich eine gewisse Vorstellung von den Möglichkeiten habe.
Das Highlight für meine Tätigkeit im Training haben mir am Kongress K3 in Graz die beiden Damen Manuela Grundner und Gudrun Jöller von „film-ab“ beschert.
Die Herangehensweise für bestimmte Fragestellungen, ganz konkret Kurzfilme auszusuchen und damit die Ergebnisse vorhersehbar zu machen, hat mich sehr begeistert.
Für mein Verständnis haben die beiden den 1. Platz beim Constantinus-Award in der Kategorie „Personal & Training“ mehr als verdient.
Aber mein ganz persönliches Highlight habe ich im Rahmen eines Lehrlingsseminars erfahren. Lehrlinge aus Industriebetrieben sind gewohnt sich am Arbeitsplatz zu behaupten und nicht immer wird einem Seminar mit Freude entgegen gesehen.
Daher habe ich mich sehr über die Worte eines jungen Mannes bei der Verabschiedung gefreut. Er meinte: „Eigentlich wollte ich nicht kommen und dachte hier geht es nur um Wischi-Waschi. Aber ich bin froh dabei gewesen zu sein. Es hat mir gut gefallen und mich zum Nachdenken gebracht.“
Was will ich dann noch mehr?
Weiterbildungmarkt.at: Wo sehen Sie in Ihrem Gebiet noch Herausforderungen für die Zukunft, die es zu meistern gilt?
Isabella Weindl CMC: Die große Herausforderung in der Zukunft ist IoT – Internet of Things, bzw. Industrie 4.0.
Ich bin davon überzeugt, dass gerade Wirtschaftstraining fit für die Zukunft machen kann und auch wird. Dabei geht es vor allem darum die Menschen auf mögliche Szenarien vorzubereiten.
Derzeit habe ich den Eindruck, dass der Fokus zu sehr auf die technischen Lösungen liegt. Aber wenn wir nicht alles dem „Computer“ überlassen wollen, braucht es gut vorbereitete Menschen, die diese Maschinen bedienen und kontrollieren können. Und die auch darauf vorbereitet sind Fragen zu stellen und damit manches infrage zu stellen.
Da bin ich mit meinem Ansatz sehr gut aufgestellt. Obwohl oder gerade deshalb, weil ich mich sehr für das „Menschliche“ und das Präsenztraining einsetze.
Weiterbildungmarkt.at: Wo geht es für Sie in Zukunft noch hin? Was wollen Sie in Ihrem Thema im Training noch erreichen?
Isabella Weindl CMC: Webinare, blended und e-learning sind gut und werden sicher vom Angebot her noch mehr werden. Auch ich überlege, wie ich meine Themen und Trainings online-fähig machen kann.
Zumindest teilweise. Denn Gruppenarbeit und Rollenspiele funktionieren in „real life“ doch besser.
Und wenn ich einen Wunsch für die Zukunft äußern kann: Den Stellenwert von externen Trainings und Coaching so zu erhöhen, dass sich gar nicht mehr die Frage nach ob, sondern nur noch nach wann stellt.
Weiterbildungsmarkt.at: Vielen Dank für das Interview!
Isabella Weindl CMC