Firmeninterne Trainer bzw. Inhouse-Trainer gewinnen in einer Zeit, in der der Change- und Lernbedarf in den Unternehmen kontinuierlich steigt, für den Unternehmenserfolg immer mehr Bedeutung. Deshalb sollten die Unternehmen diese Mitarbeiter gezielt aus- und weiterbilden und gegebenenfalls zertifizieren.
Das Weitergeben von Wissen und Vermitteln von Können ist in den Unternehmen ein alltäglicher Prozess – zum Beispiel, wenn Führungskräfte neuen Mitarbeitern oder Fachkräfte noch unerfahrenen Kollegen etwas erklären. Meist geschieht dies in einer wenig strukturierten Form – ganz selbstverständlich und nebenbei.
Nicht selten muss die Weitergabe von Wissen und Vermittlung von Skills jedoch in einer strukturierten Form erfolgen – unter anderem, wenn Unternehmen vor der Herausforderung stehen, eine größere Zahl von Personen in recht kurzer Zeit oder kontinuierlich zu schulen; zum Beispiel
- aufgrund gesetzlicher Vorgaben oder
- weil sich in ihrem Markt permanent etwas ändert oder
- weil ihre Mitarbeiter im Arbeitsalltag eine hohe Verhaltenssicherheit brauchen oder
- weil sie der Premium-Anbieter in ihrem Markt sein möchten oder
- weil sie rasant wachsen und permanent neue Mitarbeiter integrieren müssen.
Dann benötigen die Unternehmen in der Regel firmeninterne Trainer, um ihre Ziele zu erreichen.
Inhosue-Trainer haben viele Vorzüge
Firmeninterne Trainer haben gegenüber externen folgende Vorzüge:
- Sie kennen die Kultur, Historie und Arbeitsabläufe in der Organisation. Sie müssen nicht erst „eingearbeitet“ werden.
- Sie sind in der Organisation verankert und verfügen über ein firmeninternes Netzwerk.
- Sie sind bei akuten Fragen/Problemen erreich- und ansprechbar.
- Sie sind Kollegen, zu denen die Adressaten Vertrauen haben.
- Mit ihnen können auch sehr kurzfristig Schulungen organisiert werden.
- Mit ihnen lassen sich „smarte“, den Arbeitsprozessen angepasste Trainingsdesigns realisieren (zum Beispiel alle zwei Wochen eine Stunde) – und zwar zu vertretbaren Kosten, da die bei externen Trainern oft hohen Nebenkosten für die An- und Abreise entfallen.
Aufgrund dieser Vorzüge sind firmeninterne (Fach-)Trainer nahezu unverzichtbar, wenn ein Unternehmen sich zu einer lernenden Organisation entwickeln möchte.
Fachtrainer sind meist Part-Time-Trainer
Deshalb beschäftigen größere Unternehmen oft Fachtrainer, die full-time entweder Kollegen, Kunden oder Geschäftspartner zum Beispiel im Anwenden gewisser Produkte oder Verfahren schulen. Die meisten Fachtrainer sind jedoch Part-time-Trainer. Sie sind zum Beispiel
- Führungskräfte auf der operativen Ebene, die zuweilen in die Trainerrolle schlüpfen, beispielsweise um (neue) Mitarbeiter einzuarbeiten, oder
- berufserfahrene Fachkräfte/Spezialisten, die regelmäßig eine Trainerfunktion wahrnehmen, wenn im Unternehmen neue Verfahren oder Problemlösungen eingeführt werden.
Das heißt:
- Für die meisten Fachtrainer ist das Trainieren eine Zusatzaufgabe. Und:
- Sie sind keine ausgebildeten Pädagogen oder Psychologen; sie wurden vielmehr gerade wegen ihres fundierten Fachwissens und ihrer beruflichen Erfahrung als Fachtrainer ausgewählt.
Die Anforderungen an Fachtrainer sind vielfältig
Dessen ungeachtet benötigen Fachtrainer jedoch, selbst wenn die genutzten Trainingskonzepte vom Personalbereich entwickelt wurden, ein pädagogisches Know-how – zum Beispiel darüber,
- wie Lernprozesse bei Menschen ablaufen,
- was Menschen zum Lernen motiviert und
- wie man komplexe Lerninhalte vermittelt.
Außerdem sollten sie ein Gespür für Menschen haben, um beispielsweise einschätzen zu können,
- wie tickt mein Gegenüber,
- wie erreiche ich ihn,
- wie kann ich ihn gegebenenfalls zu einer Einstellungs-/Verhaltensänderung motivieren.
Zudem sollten Fachtrainer über gewisse Persönlichkeitsmerkmale verfügen. Ihnen sollte zum Beispiel die Arbeit und Kommunikation mit Menschen Spaß machen – auch damit sie ihre Zusatzaufgabe als Bereicherung und nicht als Mehrbelastung empfinden. All dies gilt es bei der Auswahl sowie Aus- und Weiterbildung der Fachtrainer zu beachten.
Individuelle, zielorientierte Qualifizierung ist nötig
An Fachtrainer werden sehr viele Anforderungen gestellt: fachliche, methodisch-didaktische und persönliche. Diese Anforderungen verändern sich nicht nur, sie steigen auch kontinuierlich. Entsprechend vielfältig sind die Inhalte, die es (angehenden) Fachtrainern in ihren Aus- und -Weiterbildungen zu vermitteln gilt. Diese sollten stets auf das Tätigkeitsfeld des jeweiligen Trainers abgestimmt sein, denn an einen IT- oder Technik-Trainer werden teils andere Anforderungen gestellt als an einen Verhaltenstrainer. Ebenso macht es einen Unterschied, ob ein Trainer primär als Produkttrainer bei Kunden und Vertriebspartnern agiert oder im Betriebsalltag seine Kollegen trainiert.
Zu beachten ist auch: Wie viel (Vor-)Erfahrung haben die Trainer? Sind sie bezogen auf ihre Funktion, anderen Menschen Wissen und Können zu vermitteln, eher „Greenhorns“ oder „alte Hasen“? Doch auch hier gilt es zu differenzieren. So spielt zum Beispiel das Thema Selbstverständnis als Trainer in der Ausbildung von Newcomern meist eine große Rolle. Es kann jedoch auch in der Weiterbildung routinierter Trainer eine hohe Bedeutung haben – zum Beispiel, wenn sich die Funktion der firmeninternen Weiterbildung gewandelt hat und ihre zentrale Zielsetzung nun nicht mehr lautet
- „Den Mitarbeitern soll das nötige (Fach-)Wissen und Können vermittelt werden“, sondern:
- „Die Mitarbeiter sollen dazu befähigt werden, Probleme eigenständig zu erkennen und zu lösen.“
Dann müssen auch erfahrene Trainer ihr Selbstverständnis und Rollenverhalten überdenken.
Das Präsenz- und Online-Lernen verzahnen
Nicht immer bringen die „Youngster“ weniger Vorkenntnisse als die „alten Hasen“ mit. Wenn es zum Beispiel um das Thema Online-Lernen geht, verfügen die Newcomer als Digital natives oft über eine höhere Medienkompetenz als die routinierten Trainer.
Das Thema Online-Lernen bzw. computer- und netzgestütztes Lernen spielt in der Traineraus- und -weiterbildung eine immer größere Rolle, denn: Den Unternehmen stehen heute dank der modernen Informations- und Kommunikationstechnik mehr Mittel und Wege zur Verfügung stehen, ihren Mitarbeitern Wissen zu vermitteln – zum Beispiel in Form von Lernplattformen, Online-Tutorials und Lernvideos. Doch mit ihnen können sie den Lernern in der Regel nur das nötige Fach- bzw. Faktenwissen vermitteln. Wenn es jedoch darum geht, dass bei ihnen die im Arbeitsalltag nötige Handlungskompetenz und Verhaltenssicherheit entsteht, führt am Einsatz von Fachtrainern meist kein Weg vorbei – unabhängig davon, ob dies in
- (Präsenz-)Seminaren und Trainings,
- Online-Tutorials und Webinaren,
- Trainings- und Coachings-on-the-job oder
- Video-Konferenzen oder Online-Coachings
geschieht.
Deshalb spielen Blended-Learnung-Konzepte, die ein Online-Lernen und mit einem Präsenz-Lernen verknüpfen, in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung eine immer größere Rolle. Auch hieraus resultieren neue Kompetenzanforderungen an die firmeninternen Trainer.
Mit Trainerzertifizierung die Qualität sichern
Deshalb stellt sich eine wachsende Zahl von Unternehmen folgende Fragen:
- Sollen wir künftig regelmäßig einen Kompetenz-Check bei unseren Fachtrainern durchführen, inwieweit diese (noch) über die Kompetenzen verfügen, die sie für ihre Arbeit brauchen? Und:
- Sollen wir unsere Trainer als Qualitätssicherungsmaßnahme zertifizieren lassen?
Für nicht wenige Unternehmen erübrigen sich diese Fragen, denn sie sind zum Beispiel aufgrund gesetzlicher Vorgaben hierzu verpflichtet. Sie müssen sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter oder gewisse Funktionsgruppen in ihrer Organisation regelmäßig weitergebildet werden – und zwar von Personen die nachweislich über die nötige Qualifikation verfügen. Andere Unternehmen haben sich diese Verpflichtung selbst auferlegt – zum Beispiel, weil sie der Qualitätsführer in ihrem Markt sein möchten und mit der Zertifizierung beispielsweise ihrer Produkttrainer für sich werben möchten.
Lernende Organisation erfordert zertifizierte Trainer
Die meisten Unternehmen lassen ihre firmeninternen Trainer jedoch primär systematisch aus- und weiterbilden sowie zertifizieren, weil sie erkannt haben: Ohne hochqualifizierte Fachtrainer können wir in der VUKA-Welt weder die nötige Veränderungsdynamik entfalten, noch unsere Unternehmensziele erreichen. Entsprechend viel Zeit und Geld investieren sie in die Sicherung der Qualität ihrer Trainer und die Entwicklung ihres Unternehmens hin zu einer lernenden Organisation.
Immer bedeutsamer wird auch das Ziel: Die Unternehmen wollen den Frauen und Männern, die in ihrer Organisation die Zusatzaufgabe „Trainer“ wahrnehmen, eine angemessene Wertschätzung signalisieren. Deshalb integrieren sie die Trainerausbildung und -zertifizierung in ihre firmeninternen Laufbahnwege – auch um die Motivation der Fachtrainer, die meist hochqualifizierte Fachkräfte sind, hoch zu halten. Dies ist gerade in Zeiten, in denen ein Mangel an hochqualifizierten und -motivierten Fachkräften besteht, wichtig.
Über den Autor:
Dr. Detlef Messerschmidt ist Inhaber des Beratungsunternehmens Messerschmidt Training, Darmstadt, das sich auf die Aus- und Weiterbildung sowie Zertifizierung von Fachtrainern (wie z.B. Produkt-, Technik-, IT-Trainer) spezialisiert hat.