Krisen trennen die Spreu vom Weizen. Das ist so, ob wir es wollen oder nicht. Während einer Krise zeigen sich die „wahren“ Gesichter fernab jeglicher Leitbilder. Es zeigt sich, wer führen kann und wer Rückgrat hat. Das ist anstrengend, ja, bietet aber auch Gelegenheit, zu zeigen, was in uns steckt – in CEOs, in Unternehmen und in jedem einzelnen Mitarbeiter.
Für viele Unternehmen starten die heiklen Kommunikationsphasen erst in den kommenden Tagen und Wochen, ja vielleicht sogar Monaten. Bis jetzt ging es in vielen Bereichen aufgrund der Aktualität und Dringlichkeit erst einmal um Improvisation. Regeln mussten umgesetzt werden. Und manchmal hieß es auch einfach, erst einmal abwarten. Langsam, aber sicher beginnt jetzt die Phase der Planung weiterer Szenarien: die Kurzarbeit beantragen oder weiter irgendwie durchstehen, die Dienstleistungen mittel- und langfristig umbauen, Personalabbau, oder als letzte Möglichkeit die Schließung. Das heißt, jetzt ist entscheidend, wie wir uns weiter verhalten. Das gilt aber nicht nur im Unternehmen selbst, sondern auch in der Kommunikation nach innen wie nach außen.
Erhöhter Kommunikationsbedarf
Krisensituationen, die uns alle betreffen, wie die aktuelle, bringen die Gesellschaft zusammen oder trennen sie. Wir sind viel sensibler und analysieren, was unser Umfeld tut. Wir kategorisieren Verhalten. Wir sind emotional und wollen auch Emotionen statt nur Fakten. In Krisensituationen haben wir einen erhöhten Kommunikationsbedarf. Wir halten uns an Informationen fest, da sie uns Struktur bieten, bzw. etwas Fassbares darstellen. Zudem wollen wir geführt werden. So können wir den Alltag leichter gestalten. Das gibt uns auch in unsicheren Zeiten ein Stück weit Sicherheit.
Entscheidungen überlegt treffen und kommunizieren
In Situationen, wie wir sie gerade erleben, ist es entscheidend wie sich Unternehmerinnen und Unternehmer als Führungspersönlichkeiten, aber auch gesamte Unternehmen verhalten. Hatten Entscheidungen schon vor 2020 großen Einfluss auf die Reputation, so sind sie spätestens seit jetzt die Fallbeile für langfristigen Erfolg oder Misserfolg einer Unternehmensmarke. Für alle CEOs gilt heute mehr denn je: Seien Sie sich bewusst, was Sie bewirken, wenn Sie aktuell vielleicht aus der Krise heraus und aus wirtschaftlichen Überlegungen strategische Entscheidungen fällen. Natürlich kann es sein, beziehungsweise ist es für viele sogar sehr wahrscheinlich, dass sie aus wirtschaftlichen Gründen in den nächsten Wochen schwerwiegende Entscheidungen treffen müssen. Doch gerade jetzt heißt es mehr denn je, gut zu überlegen, wie wir diese kommunizieren und ob sie wirklich nötig sind.
Es gibt eine klare Reihenfolge, über was und wie in Krisen-situationen kommuniziert werden muss:
- Zuerst kommt der
- Dann kommt das Umfeld.
- Dann die Infrastruktur.
- Dann das Geld, die Finanzen.
Das heißt, wenn CEOs in ihrer Kommunikation nicht zuerst an die betroffenen Menschen, wie z.B. ihre Mitarbeiter oder ihre Kunden denken und dies auch kommunizieren, sondern sofort und nur von den finanziellen Einbußen sprechen, dann haben sie verloren. Eine Umkehrung der Prioritäten wird in Krisen von der Gesellschaft keinesfalls akzeptiert.
CEOs tun also gut daran, in Krisensituationen unbedingt zu zeigen, dass sie
- sich um Mitarbeiter sorgen.
- ihre Mitarbeiter schützen wollen.
- Lösungen bringen und nicht Dienstleistungen verkaufen.
- informieren, informieren und nochmals informieren.
- emotional sind, also mit (echtem) Mitgefühl die Fakten kommunizieren.
- nicht alleine handeln, sondern sich Partner – im Idealfall Experten für das jeweilige Gebiet – suchen, um so die bestmögliche Entscheidung zu treffen.
- Rückgrat haben, egal was für Entscheidungen getroffen werden müssen.
Halten sich Unternehmerinnen und Unternehmer an diese „Regeln“, dann werden sie selbst als Persönlichkeit – aber auch das Unternehmen als Ganzes – langfristig anders wahrgenommen. All das zahlt auf das Reputationskonto ein. Im besten Fall positiv, schneller als man denkt, aber auch negativ.
Klar können Sie jetzt sagen, alles Theater. Da wird ein viel zu großes Brimborium um die Kommunikation gemacht. „Ich handle als Unternehmer so wie ich muss und will und keiner soll mir hier reinreden.“ Klar können Sie das sagen und auch so handeln. Doch denken Sie daran: Ihren Ruf bauen Sie über Jahre auf und machen ihn mit wenigen Sätzen zunichte.
Über die Autorin:
Sereina Schmidt, zu 100 Prozent Kommunikationsprofi, ist spezialisiert auf Krisenkommunikation und CEO-Reputation. Ihre Stärke ist die direkte, transparente und ehrliche Beratung und Unterstützung von Unternehmern, Beiräten, Stiftungs-, Gemeinde- und Stadträten.