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In der Aus- und Weiterbildung gibt es keine Krise: Die Bildungsanbieter sind sehr zufrieden mit der Nachfrage. Die Unternehmen haben wieder mehr Geld für Schulungen eingeplant.

Österreichs Weiterbildungsanbieter sind heuer sehr zufrieden mit der Nachfrage nach Aus- und Weiterbildungen.

Auch die Studie Weiterbildung 2012, die anlässlich des „Tags der Weiterbildung“ von der MAKAM Market Research durchgeführt wurde, beweist die positive Entwicklung: Demnach haben die Unternehmen dieses Jahr um 23 Prozent mehr Budget für Weiterbildung eingeplant.

Einige Weiterbildungsthemen sind besonders hoch im Kurs. So zeigt das Ergebnis der MAKAM Umfrage das größte Interesse bei Weiterbildungen in Bezug auf Persönlichkeitsentwicklung, Technik und Produktion sowie Verkaufstrainings und Marketing. „Besonders gefragt sind auch Lehrgänge an der Schnittstelle von Medizin, Gesundheitswissenschaften und Management“, erklärt Gerhard Gensch, Sprecher der Donau-Universität Krems. Auch das bfi Wien widmet sich angesichts der demografischen Entwicklung verstärkt den Themen in den Bereichen Gesundheit und Soziales.

Nachhaltige Ausbildung

Das WIFI Österreich setzt ab Herbst einen Fokus auf das Thema „Grünes Wissen“. Mit gutem Grund: „Green Skills, also das Wissen um Energieeffizienz und Umwelttechnik, werden in spätestens drei Jahren zur Grundfunktionalität jedes Unternehmens gehören“, ist Michael Landertshammer, Institutsleiter des WIFI Österreich, überzeugt. Aus diesem Anlass wurde mit der Technischen Universität Wien das TU-WIFI-Energy-College gegründet.

Auch die Montanuniversität Leoben wird dem gesteigerten Bedarf an Weiterbildungen im Bereich der Nachhaltigkeit gerecht. Mit dem neuen Lehrgang „Ressourcenmanagement und Verwertungstechnik“ wird aufgezeigt, dass der Umgang mit Rohstoffen und Energie für die zukunftsweisende Entwicklung von Prozessen bei Hightech-Produkten entscheidend ist.

Im Bereich General Management wird von den Anbietern ebenfalls auf den Bedarf reagiert. So bietet die Sales Manager Akademie ein neues MBA-Programm mit dem Schwerpunkt General Management an, bei dem die Internationalität einen großen Stellenwert hat. Nach erfolgreichem Absolvieren des Executive Management Programms steigen die Studenten in die Masterstufe bei der englischen Partneruniversität, der Staffordshire University, ein, wo sie den MBA-Abschluss wahlweise auf Deutsch oder Englisch machen können.

Auch die LIMAK Austrian Business School hat ihr Angebot strukturell überarbeitet und bietet neben den Management MBA-Programmen auch Kurzprogramme von 10 bis 15 Tagen. Um Führungskräfte an ihren Führungskompetenzen feilen zu lassen und zu neuen Handlungsmöglichkeiten zu bewegen, werden mit Iglu-Bauen und Skitouren auch neue Wege im Outdoor-Bereich angeboten.

Nachholbedarf bei Älteren

Wer allerdings kaum in den Genuss von Weiterbildung kommt, sind die älteren Beschäftigten. So zeigt die MAKAM Studie auf, dass lediglich 17 Prozent der befragten Unternehmen Weiterbildung gezielt für Ältere anbieten.

Eine durchaus erfreuliche Trendwende erkennt die Fachhochschule Technikum Wien. Rektor Fritz Schmöllebeck: „Allmählich interessieren sich mehr Frauen für ein technisches Studium. Bei uns waren heuer etwa 14 Prozent mehr Interessentinnen als im Vorjahr.“

Eine deutlich gestiegene Nachfrage erkennen die Institute auch beim Bedarf an berufsbegleitenden Studienprogrammen. Bei der FHWien, einem der größten Anbieter für berufsbegleitendes Studieren in Österreich, werden alle Master-Studiengänge berufsbegleitend angeboten. Die Bachelor-Studiengänge sind sowohl berufsbegleitend als auch in der Vollzeitvariante möglich. Geschäftsführer Michael Heritsch: „Bereits 58 Prozent unserer Studierenden absolvierten das Studium 2011 berufsbegleitend, 2009 waren es erst 46 Prozent.“

An der Fachhochschule Technikum Wien ist die Zahl der Bewerber für Master-Studiengänge heuer im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent gestiegen. „Bachelor-Absolventen gehen nach dem Abschluss ihres Studiums zunehmend öfter in den Beruf und absolvieren ihren Master berufsbegleitend“, schildert Rektor Fritz Schmöllebeck die Situation.

Wirtschaft sucht Akademiker

Ein Grund für die starke Nachfrage nach Master-Studiengängen ist auf die hohe Akzeptanz des akademischen Abschlusses in der Wirtschaft zurückzuführen. Bei der FHWien gibt es für die Studiengänge teilweise mehr als zehnmal so viele Bewerber wie Studienplätze. „Auch in den nächsten Jahren erwarten wir einen weiteren Anstieg an Bewerberzahlen“, gibt sich Rektor Heritsch zuversichtlich.

Auch bei den Master-Lehrgängen gibt es eine ungebrochen hohe Nachfrage. So verzeichnete die LIMAK Austrian Business School bei dem neuen Global Executive MBA Programm eine Verdreifachung der Anmeldezahlen im Vergleich zum letzten Jahr. „Im Gegensatz zu anderen Anbietern haben wir durch die Verbindung mit der Johannes Kepler Universität Linz auch einen sehr starken wissenschaftlichen Bezug. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis ist somit das Kern-Asset der LIMAK“, erklärt Wolfgang H. Güttel, Geschäftsführer der LIMAK.

Ein besonders herausforderndes Jahr hatten alle privaten Anbieter von Master-Lehrgängen. Durch das Auslaufen der rechtlichen Grundlage für nicht-akademische Institutionen sogenannte Lehrgänge universitären Charakters (LUC) anzubieten, brach für viele ein Geschäftszweig weg. Auch das bfi Wien war von dieser Regelung betroffen. Die kaufmännische Geschäftsführerin Valerie Höllinger über die Ergebnisse: „Die Preisbedingungen potenzieller Hochschulpartner hätten eine starke Verteuerung für unsere Kunden bedeutet, was für uns nicht vertretbar war.“ Um der Nachfrage nach den Ausbildungen gerecht zu werden, wird das bfi Wien zukünftig kompakte Diplomlehrgänge anbieten.

Eine ganz klare Tendenz erkennen die Anbieter auch in der Verlagerung von offenen Schulungen zu inhouse Programmen. „Die Firmen-Intern-Trainings legten gleich um 15 Prozent zu“, schildert Michael Landertshammer die Ergebnisse des WIFI Österreich.

E-Learning nimmt zu

Bei der Auswahl und dem Einsatz von Lernformen zeigt sich eine ganz klare Richtung bei den Instituten. So bietet die Donau-Universität Krems mittlerweile 47 Prozent der Studien im Blended Learning an, also in einem Mix von E-Learning-Lektionen im Selbststudium in Kombination mit Präsenzphasen. Beim WIFI Österreich besuchen monatlich über 6000 Teilnehmer E-Learning-Angebote. In den Fachhochschulen hat das E-Learning in Ergänzung zur Präsenzlehre einen besonders hohen Stellenwert.

So werden bei der FHWien auch Foren, Wikis, Befragungen und Glossare eingesetzt und intensiv genutzt. Die  Fachhochschule Technikum Wien ergänzt den Blended Learning-Ansatz noch um das Social Web und stellt Audio- und Videomitschnitte zur Verfügung. Rektor Fritz Schmöllebeck: „Unsere Studierenden vernetzen sich zunehmend über diese Plattformen und tauschen über diesen Weg selbstständig Lerninhalte und andere Informationen aus.“

Bei den Managementprogrammen liegt der Fokus hingegen ganz stark auf den Präsenzphasen. „Gerade berufstätige Studierende mit einem knappen Zeitbudget ziehen den Präsenzunterricht einem Selbststudium vor“, beobachtet Michael Linnert von der Sales Manager Akademie.

Beim IfM-Institut für Management sollen die Managementprobleme in den Präsenzmodulen bearbeitet werden. Geschäftsführer Wolfgang Reiger: „Das Verhältnis Teilnehmer zu Dozent von 1:4 stellt ein Maximum an persönlicher Betreuung sicher und geht über das klassische Lernszenario hinaus. Wichtig ist uns auch, dass die Teilnehmer von den Erfahrungen der Dozenten profitieren können.“

Auch die LIMAK setzt voll auf Präsenzschulung mit den Führungskräften. Gerhard Leitner, Geschäftsführer und Dean: „Gruppenprozesse zu verstehen, die eigenen Stärken und Schwächen zu kennen und gezielt damit umgehen zu können, lässt sich nicht virtuell lernen, sondern primär durch persönliche Erfahrung in den Lernsituationen.“

Fazit: Der bildungsintensive Herbst kann also beginnen.

(Erschienen in SUCCEED 05/2012)

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