Ein Fernstudium ermöglicht eine zeitliche und örtliche Flexibilität bei der Absolvierung des Studienprogramms. Wie das Studieren in der Fernlehre genau aussieht, erklärt der Kollegiumsleiter der Ferdinand Porsche FernFH Prof. (FH) DI Dr. Martin Staudinger im Interview mit Weiterbildungsmarkt.net.
Weiterbildungsmarkt.net: Wie lässt sich berufsbegleitend optimal studieren? Welche Vorteile bieten dabei Fernstudiengänge im Vergleich zu Präsenzstudiengängen?
Prof. (FH) Staudinger: Ein berufsbegleitendes Studium erfordert ein effektives Zeitmanagement, wobei man ja meist nicht nur Studium und Beruf unter einen Hut bekommen muss, sondern auch persönliche und familiäre Bedürfnisse. Ein Präsenzstudium bietet da relativ wenig Flexibilität, auch wenn es mit Rücksichtnahme auf die beruflich belegten Zeiten in den späten Nachmittag und die Abendstunden gelegt wird. Im Fernstudium sind Sie hingegen wirklich flexibel in der Zeitgestaltung. Und Sie ersparen sich nach Feierabend in der Firma auch die mühsame Anreise zur Hochschule.
Darüber hinaus bringen typische berufsbegleitend Studierende auch unterschiedliches Vorwissen aus ihren Berufen mit und Studium und Beruf befruchten sich gegenseitig. In einem Präsenzstudium können Sie das – vielleicht – nutzen, wenn Sie für die Prüfung lernen, aber die Vorlesungen dauern trotzdem 90 Minuten und orientieren sich am Tempo der Vortragenden, nicht dem der Studierenden. Im Fernstudium gibt die oder der Studierende selbst das Tempo vor.
Weiterbildungsmarkt.net: Gibt es einen Typ „FernstudentIn“? Welche Eigenschaften ragen bei Fernstudierenden heraus?
Prof. (FH) Staudinger: Sie tun sich leichter, wenn sie es gewohnt sind, selbstständig zu arbeiten und zu lernen und vor allem auch: den inneren Schweinehund zu überwinden. Und sie dürfen keine Scheu vor modernen Kommunikationsmedien haben, denn die Zusammenarbeit mit KollegInnen und Lehrenden läuft bei einem Fernstudium hauptsächlich über digitale, virtuelle Kanälen.
Weiterbildungsmarkt.net: Wie bewerten die Unternehmen bzw. Arbeitgeber die Absolvierung eines Fernstudiums? Was sind dazu Ihre Erfahrungswerte?
Prof. (FH) Staudinger: In der diesjährigen Umfrage des Industriemagzins haben uns die befragten Personalverantwortlichen österreichischer Unternehmen durchgehend gute Image-Punkte beschieden. Insgesamt wurden wir auf Platz 3 aller österreichischen Fachhochschulen gerankt. Uns zeigt das nicht nur, dass wir erfolgreich darin waren, den Absolventinnen und Absolventen nützliche Kompetenzen für die Unternehmen zu vermitteln, sondern auch, dass die Unternehmen keine Vorbehalte gegen ein Fernstudium haben. Vor 15 Jahren wäre das vielleicht noch anders gewesen, aber in Zeiten, in denen Sie an MOOCs in Oxford, Cambridge, dem MIT und anderen renommierten Hochschulen teilnehmen können, spricht es sich herum, dass die Qualität eines Studiums nicht unbedingt von der Zeit abhängt, die die Studierenden vor Ort verbringen.
Auch Unternehmen selbst gehen vermehrt dazu über, (interne) Weiterbildungsmaßnahmen über Distance Learning und E-Learning abzuwickeln. Unsere AbsolventInnen haben da einen großen Vorteil: Für sie ist Fernlehre eine gewohnte Situation, sie wissen wie man lernt und sich neues Wissen und Kompetenzen aneignet.
Weiterbildungsmarkt.net: Welche Rahmenbedingungen sollten Unternehmen schaffen, um berufsbegleitendes Studieren im Fernstudium zu erleichtern?
Prof. (FH) Staudinger: Eine gewisse berufliche zeitliche Flexibilität insbesondere in den Zeiten vor und während der Prüfungstage ist sicher hilfreich. Da sollte man nicht gerade auch zu einem aufwändigen Firmenprojekt eingeteilt sein. Grundsätzlich sind Zeitmodelle, die eine flexible Arbeitsgestaltung erlauben, sicher von Vorteil.
Eine generelle positive Grundstimmung im Unternehmen für Weiterbildungsinitiativen, die von den MitarbeiterInnen selber ausgehen und nicht von der Abteilung „Personalentwicklung“ ist immer gut und vorteilhaft für berufsbegleitend Studierende. Führungskräfte müssen nicht immer Angst haben, dass MitarbeiterInnen, die sich aus eigenem Antrieb weiterbilden, schon am eigenen Sesselbein sägen oder das Unternehmen verlassen wollen. Eine offene Weiterbildungskultur ist ein wichtiger Zufriedenheitsfaktor für MitarbeiterInnen und daher sicher auch ein Vorteil für das Unternehmen selbst.
Weiterbildungsmarkt.net: Welche Rahmenbedingungen und Infrastruktur brauchen die Studierenden, um erfolgreich ein Fernstudium zu absolvieren?
Prof. (FH) Staudinger: Also abgesehen von einer relativ unspektakulären technischen Infrastruktur (ein Rechner mit Internetanschluss, Micro und Webcam) gilt auch hier dasselbe, was schon oben gesagt wurde: Die Rahmenbedingungen müssen es erlauben, ungestörte „Lernzeiten“ einrichten zu können. Und es empfiehlt sich für die Studierenden, sich über soziale Medien oder andere virtuelle Technologien untereinander zu vernetzen. „Internetz“ – das ist ja nicht nur ein technisches, sondern vor allem auch ein soziales Netzwerk.
Weiterbildungsmarkt.net: Vielen Dank für das interessante Interview, Herr Prof. (FH) DI Dr. Martin Staudinger.
Über den Interviewpartner: Prof. (FH) DI Dr. Martin Staudinger ist Kollegiumsleiter an der Ferdinand Porsche FernFH.
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