Erfolgreich Karriere machen die Leute, die ein paar einfache Spielregeln beachten. Untersuchungen zeigen, dass diese Spielregeln völlig unabhängig von Fachwissen und fachlicher Qualifikation wirken. Wer hoch hinaus will, sollte vielmehr sein Verhalten auf den Prüfstand stellen.
Seien Sie generativ!
Das Prinzip der Generativität bedeutet, Nutzen zu bieten ohne Nutzen zu verlangen. Es ist eine Fähigkeit, die sich im Laufe des Lebens entwickelt, und von älteren Menschen wie selbstverständlich gelebt wird. Bei jungen Menschen ist diese Fähigkeit nicht sonderlich stark entwickelt. Es lohnt sich jedoch, auch schon in jungen Jahren diese Fähigkeit zu zeigen. Wer Erfolg haben will, der sollte anderen Menschen Nutzen bieten. Dadurch bauen Sie bereits im Vorfeld eventuell auftauchende Neidgefühle ab, falls Sie dann doch die gewünschte Karriere machen. Bieten Sie Ihren Kollegen, ihrem Vorgesetzten, Ihren Mitarbeitern Nutzen, seien Sie hilfsbereit, dann gönnt man es Ihnen, wenn Sie beruflichen Erfolg haben und die Karriereleiter aufsteigen. Aber Vorsicht: Lassen Sie Ihre Hilfsbereitschaft nicht darin ausarten, dass Sie ständig die unerledigten Arbeiten Ihrer Kollegen übernehmen. Erstens werden Sie bald ausgenutzt und zweitens bleibt Ihnen bald zu wenig Zeit für Ihren Arbeitsbereich. Der von Ihnen gebotene Nutzen sollte also immer so sein, dass Ihre Kollegen sich dadurch nicht verpflichtet fühlen. Wer Nutzen bietet, ohne dafür Nutzen zu verlangen, wird viel eher akzeptiert, als derjenige, der andere Menschen stets so stark unterstützt, dass diese anderen dadurch ständig das Gefühl haben, sich revanchieren zu müssen. Dieses Gefühl sollten Sie nicht aufkommen lassen.
Diese Hilfsbereitschaft ist dann besonders wirkungsvoll, wenn Sie anderen Menschen Ihre Privilegien zur Verfügung stellen. So können Sie zum Beispiel gezielt Ihre Beziehungen einsetzen. Sei es, dass Sie Karten für ein besonderes Tennisturnier besorgen können oder Beziehungen haben für eine Einladung zum Bundeskanzlerfest. Alle Aktivitäten, die man normalerweise nicht kaufen kann, können Sie hier einsetzen. Es geht nicht um Geschenke oder Aufmerksamkeiten, die sich der andere auch selbst kaufen könnte. Denn sobald sich jemand durch ein Geschenk verpflichtet fühlt, fühlt er sich vielleicht auch in die Enge getrieben. So kann es passieren, dass Ihr Chef Ihre Beförderung unterlässt, um zu beweisen, dass Geschenke ihn nicht korrupt werden lassen.
2. Übernehmen Sie zusätzliche Aufgaben!
Wer zusätzliche Aufgaben übernimmt, gilt als belastbar. Belastbarkeit ist für viele Chefs ein Führungsindiz. Wer jedoch jede ihm übertragene zusätzliche Aufgabe ohne Murren übernimmt, gilt eher als Esel, den man immer und jederzeit bepacken kann. Daher ist es notwendig, jede Aufgabe auf Zumutbarkeit hin zu untersuchen. Aufgaben, die ressortübergreifend sind, sollten Sie auf jeden Fall übernehmen. Aufgaben, die normalerweise von Mitarbeitern einer niedrigeren Hierarchiestufe übernommen werden, sollten Sie allenfalls ausnahmsweise übernehmen. Ihre Initiative sollten Sie organisatorischen Tätigkeiten widmen. Alle Arbeiten, die Ihre Führungskompetenz unter Beweis stellen, sollten Sie ruhig übernehmen. Dadurch stellen Sie unter Beweis, dass Sie für andere, „höhere” Aufgaben durchaus geeignet sind. Gleichzeitig können Sie üben und sich die ersten Sporen verdienen. So sind Sie für zukünftige Aufgaben gut gerüstet.
3. Machen Sie Vorschläge und bringen Sie Ideen ein!
In jeder Sitzung, jedem Meeting, jeder Diskussion geht es darum, Ideen zu entwickeln. Wer Karriere machen will, der sollte sich an der Entwicklung dieser Iden beteiligen. Dabei ist es wichtig, zwei Dinge zu tun:
- Selbst Ideen einbringen und fundiert begründen. Dabei ist es wichtig, nicht gleich zu Beginn einer Sitzung diese Ideen einzubringen, sondern erst im Verlauf des Meetings. Für Sie ist es so möglich, Stimmungen und Trends besser einzuschätzen. Sie können leichter entscheiden, ob die einzubringenden Ideen auch eine Chance haben, akzeptiert zu werden.
- Schmettern Sie Fremdideen nicht mit Killerphrasen ab. Der Ideenlieferant wird es Ihnen danken, wenn Sie immer versuchen, die positive Seite seiner Idee zu beleuchten. Sie werden es dadurch auch leichter haben mit Ihren eigenen Ideen. Denn wer die Ideen andere gelten lässt, hat es leichter, wenn es um die Akzeptanz eigener Ideen geht.
- Bitten Sie andere nicht zu oft um einen Gefallen!
Dadurch entsteht eine Abhängigkeit, die dazu führen kann, dass Sie bei der Karriereplanung deswegen übergangen werden, weil man Ihnen ja sonst schon so manchen anderen Gefallen getan hat. Wer andere zu oft um einen Gefallen bittet, der ist vielleicht bei der Bewältigung seiner Aufgaben überfordert. Allerdings können Sie Ihre Vorgesetzten bei der Bewältigung Ihrer Aufgabe ab und zu um deren Rat bitten. Menschen geben gern ihren Rat. Sie fühlen sich durch die Bitte um Rat kompetent. Geben Sie also Ihren Vorgesetzten dieses Gefühl von Kompetenz, dann fällt es Ihren Vorgesetzten leichter, Sie zu fördern.
4. Pflegen Sie Kontakte!
Viele Untersuchungen zeigen immer wieder, dass ab einer bestimmten Karrierestufe der Erfolg nicht mehr ausschlaggebend für weitere Karrierestufen ist. Für Executives oder Vorstände ist der Erfolg eher eine Selbstverständlichkeit. Der bisherige Erfolg war mit ausschlaggebend, um überhaupt in die Executiveebene aufzusteigen. Ab der Exectuvieebene zählen die Kontakte. Wer kann mit wem? Wer kennt wen? Wer Karriere beflügeln will, sollte also tunlichst darauf achten, die ‚richtigen‘ Leute zu kennen, mit den ‚richtigen‘ Menschen regelmäßig zu tun haben. Der Kontakt auf der Kollegenebene hilft sicher, akzeptiert zu werden, der Kontakt mit Menschen auf einer höheren Hierarchiestufe, auch mit Executives aus anderen Unternehmen, unterstützt die Bereitschaft, Sie in diesen Kreis aufzunehmen. Dazu gehört auch der regelmäßig gepflegte Kontakt zu Mitarbeitern aus anderen Unternehmen. Die externe Kontaktpflege ist ebenfalls wichtig.
Über den Autor:
Ulf Posé, Coach, Wirtschaftsethiker, Managementtrainer, Key-note Speaker, Buchautor und Präsident der Akademie des Senats, sowie 10 Jahre des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, wurde von Prof. Dr. R. Lay in Dialektik und Führungslehre ausgebildet. 2000 vom BDVT ausgezeichnet für exzellente Trainingsleistungen, hat Posé das Thema Unternehmenskultur zu seinem Steckenpferd gemacht. Der Managementcoach arbeitet seit 1980 für namhafte, internationale Konzerne und den Mittelstand, hält Vorlesungen an deutschen und internationalen Hochschulen (u.a. an der renommierten Managementhochschule Innsbruck) und wirbt auch in den Medien für die Verträglichkeit von wirtschaftlichem Handeln und menschlichem Miteinander. Sein Motto: „Ich will Menschen helfen, größer zu werden.“