Die Pandemie hat die Wirtschaft erreicht – Wie schlimm ist es wirklich

Seit einigen Wochen erhalten interessierte Bürger mehrmals täglich vom Gesundheitsministerium aktuelle Zahlen zur Gesundheitssituation rund um Covid 19, auch genannt Corona-Virus. Wir sind also bestens informiert, wie es um das Gesundheitssystem in unserem Land bestellt ist.

Da nun die aktuellen Zahlen eine erste Entwarnung in Bezug auf Neuerkrankungen und Erfolgsmeldungen über Genesungen geben, zeigt sich auf ökonomischer Seite in Folge des drastischen Shutdowns in der Wirtschaft ein ganz anderes Bild. Die Pandemie hat nun mit voller Wucht die Wirtschaft erreicht. Jetzt braucht es detaillierte Statistiken und Informationen über „Fallzahlen“ in der Wirtschaft. Es braucht Forschung und Initiativen für „Medikamente“ und Ideen für eine „Impfung“, damit eine mögliche zweite Welle nicht noch größere Schäden im Wirtschaftssystem verursacht, als die erste Welle bereits angerichtet hat.

Aber bevor wir uns den Fragen rund um „Medikamente“, „Impfung“ und Rehabilitationsmaßnahmen erkrankter Unternehmen widmen, sollten wir zunächst einmal Transparenz schaffen, über das aktuelle Ausmaß des Schadens. Hier vermisse ich die gleiche Transparenz bei Wirtschaftsdaten, die ganz selbstverständlich bei den Daten aus dem Gesundheitsministerium mehrmals täglich veröffentlicht werden.

Daher möchte ich in Folge alle Fragen stellen, bei denen mich die konkreten Zahlen brennend interessieren würden:

Infektionsrate: Wie viele Unternehmen sind aktuell infiziert? (D.h. wirtschaftlich durch die Corona-Krise betroffen) – In absoluten Zahlen und in Relation zur Gesamtunternehmenszahlen des Staates für Österreich und alle 9 Bundesländer im Detail.

Vergleichbar mit den Zahlen aus dem Gesundheitssystem, die uns sehr gut vor Augen führen, welche Altersgruppen betroffen sind, wünsche ich mir analog für die Wirtschaft eine Auflistung nach Unternehmensgrößen, also EPUs, Unternehmen bis 10 Mitarbeiter, bis 100 Mitarbeiter usw.

Anzahl der „Hospitalisierten“: Anzahl der Unternehmen, die bereits um Hilfszuschüsse, Kurzarbeit, Steuerstundungen, Überbrückungskredite etc. angesucht haben.

Anzahl der „Patienten auf der Intensivstation“: Anzahl der Unternehmen, die derzeit „künstlich beatmet“ werden und Staatshilfe in signifikantem Ausmaß erhalten.

Analog zum Gesundheitssystem möchte ich wissen: Wielange müssen die Unternehmen im Schnitt „künstlich beatmet“ werden und wie hoch sind dann ihre Überlebenschancen?

Anzahl der „Toten“: Anzahl der Unternehmen, die bereits Insolvenz angemeldet haben. Hier wären Details interessant, natürlich auch geordnet nach Branchen.

Hinweise zu relevanten „Vorerkrankungen“: Wieviele der „toten“ (insolventen) Unternehmen hatten bereits vor der Corona-Krise wirtschaftliche Schwierigkeiten und wieviele Unternehmen starben plötzlich aufgrund der drastischen Schließungsregelungen ohne jegliche „Vorerkrankungen“.

Inkubationszeit: Wielange dauert es im Schnitt, von dem Zeitpunkt der „Infektion“ des Unternehmens bis zum Ausbruch der Krankheit (mögliche Symptome: Liquiditätsschwierigkeiten, Stornierung von Lieferantenverträgen, drastische Budgetkürzungen, Personalabbau, Einstellungsstopps etc.)

Anzahl der Genesenen: Anmerkung: Diese Zahl wird vermutlich derzeit bei Null liegen, sollte aber für eine langfristige Betrachtung dieser statistischen Zahlen regelmäßig mitangeführt werden.

Ansteckungsrate 1: Wieviele andere Unternehmen werden von einem „infizierten“ Unternehmen im Schnitt angesteckt?

Ansteckungsrate 2: Wieviele Beschäftigte werden von einem „infizierten“ Unternehmen im Schnitt angesteckt und sind von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit betroffen?

Ansteckungsrate 3: Wieviele Familienmitglieder der Beschäftigten sind in Folge durch die Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit der Angehörigen betroffen?

Reproduktionszahl (RKI): Hinweis, ob die aktuelle Reproduktionsrate zu weiteren „Ansteckungen“ bei Unternehmen führt, oder sich die Kurve bereits abflacht. Wir haben ja mittlerweile gelernt, dass „flatten the curve“ das große Ziel der Politik ist.

Eine wöchentliche (meinetwegen zu Beginn der Datensammlung noch eine monatliche) Auflistung mit konkreten Zahlen, Daten, Fakten und bildlich dargestellt mit Kurven und Diagrammen, wäre zu Informationszwecken wünschenswert und zur Meinungsbildung hilfreich.

Nun hätte ich aber noch einige weitere Fragen zu konkreten Zahlen, die noch stärker in die Tiefe gehen, und einen Einblick in die Schwere der Erkrankung des Wirtschaftssystems ermöglichen.

Höhe der tatsächlich ausgezahlten Staatshilfen an Unternehmen: Bei großen Marktteilnehmern wäre definitiv interessant, wie hoch die Beihilfen an konkrete Großunternehmen im Einzelnen sind. Bei EPUs und KMUs würde mich interessieren: Wie hoch sind die tatsächlich ausgezahlten Beträge aus dem Härtefallfonds 2?

Bitte hier Details nennen: Wieviel Prozent der Unternehmen erhalten unter 100 EUR pro Monat, wieviele bis 250 EUR, wieviele unter EUR 500, wieviele unter EUR 917 (aktueller Wert bei der Mindestsicherung) usw.

(aktuelle Ergänzung: Der Härtefallfonds wurde am 26.4. geändert – Die Mindestförderhöhe wurde auf 500 EUR pro Monat erhöht.)

Was passiert in Folge mit EPUs oder Unternehmern, die nicht von dem Geld aus den Härtefonds leben können und keine oder nicht ausreichende Rücklagen haben? Wie werden diese Personen finanziell in unserem Sozialstaat aufgefangen?

Wie hoch sind die geschätzten Umsatzrückgänge bei Unternehmen im Zeitraum Mitte März bis Mitte Juni 2020 tatsächlich? Wieviel Prozent Umsatzrückgang ist das im Vergleich zum Vorjahr bei den einzelnen Unternehmen? Hier bitte konkrete Zahlen (absolute Zahlen und Prozentzahlen).

Angesichts der konkreten Zahlen der Umsatzrückgänge wäre eine Gegenüberstellung mit den Zahlen mit den tatsächlichen Auszahlungen aus dem Härtefonds ebenfalls sehr spannend. Ein Balkendiagramm mit der Gegenüberstellung dieser Zahlen würde möglicherweise so manches Zitat von österreichischen Politikern wie z.B.: „To many to fail“, „Koste es was es wolle“, „Wie kann ein Unternehmer nur mit EUR 2.000,- pro Monat auskommen“ in der breiten Masse in ein völlig neues Licht stellen.

Wie hoch sind die Umsatzrückgänge bei Unternehmen in Folge? – Unter der Annahme, dass die Corona-Krise Mitte Juni 2020 noch nicht vorbei sein wird, und bei vielen Unternehmen und Konsumenten die Sparmaßnahmen eine Folgewirkung bei den Umsatzeingängen zeigen werden.

Welche Branchen sind durch den Zeitraum des Shutdowns hauptsächlich betroffen? Welche Branchen können sich dann rasch wieder erholen (Bsp: Friseure) und welche trifft die Krise längerfristig (z.B. Weiterbildungsbranche). Und natürlich auch in der längerfristigen Betrachtung in welchem Ausmaß. Von welchen konkreten Zahlen sprechen wir überhaupt?

Wieviele Unternehmen erhalten keine Auszahlungen aus der Betriebsunterbrechungsversicherung: Anmerkung: Trotz eines Versicherungsschutzes über den konkreten Krankheitsfall des Unternehmers hinaus, lehnen Versicherer derzeit die Deckung für den Betriebsstillstand ab und machen den Versicherten ein unmoralisches Angebot einer „freiwilligen Corona-Hilfe“ im Ausmaß von 15% des Tagsatzes für 30 Tage. Dafür muss sich der Versicherte verpflichten, dass dann für die Versicherung alle Ansprüche abgegolten und verglichen wären.

Und abschließend habe ich noch eine ganz brisante Frage:

Wieviele Unternehmer und Beschäftigte in Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit greifen derzeit zur Deckung der Fixkosten auf private Rücklagen zurück? Anmerkung: Da die staatlichen Hilfen nicht halten, was sie versprechen, braucht es Erspartes, um bei dramatischen Umsatz- und Einkommensrückgängen weiterhin liquide Mittel zu haben, um Fixkosten zu bezahlen. Vielleicht gibt es hier auch ganz konkrete Zahlen aus der Finanzbranche, wie stark im Zuge der Corona-Krise die Sparrücklagen schmelzen.

Die Antwort auf diese Frage könnte auch die aktuell gestellte Frage der Politik beantworten, nämlich wer die Kosten der Krise schlussendlich tragen wird. Und hier komme ich trotz der vielfach fehlenden Antworten auf die oben gestellten Fragen zu dem nüchternen Schluss: Diejenigen, die sich in den letzten Jahren durch Verzicht Rücklagen aufgebaut haben, die möglicherweise den Zweck hatten, Investitionen in die Zukunft zu tätigen oder auch eine Altersvorsorge zu treffen.

Aber im Gegensatz zu den mit Covid 19-erkrankten Personen, die in Folge der Krankheit für einige Zeit still werden, können Unternehmer, die von der Corona-Krise betroffen sind, aktiv und laut werden, sich über Print- und Online Medien Gehör verschaffen und Antworten auf die vielen offenen Fragen einfordern.

Ich hoffe, dass ich in Folge die Antworten auf meine Fragen von der Politik und den Interessensvertretungen erhalten werde…

Autor: Andrea Jindra

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