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Aber gerade das ist das Schöne und Faszinierende daran und deswegen ist es so wichtig, immer flexibel zu bleiben, Neues auszuprobieren und offen zu sein für Lernen und alternative Herangehensweisen. Coaching als Anregung zur Reflexion beginnt schließlich beim Coach selbst. Sich selber immer wieder herausfordern und nicht nur das Nötigste tun, sollte eines der obersten Gebote von Coachs sein. Dennoch ist es nötig auch seine Grenzen zu kennen, denn es gilt: Coachs, die alles coachen können und für alles kompetent zu sein behauptet, sind verdächtig. Unterstützung und Weiterentwicklung durch Auseinandersetzung mit sich selbst in Supervision oder Selbsterfahrung sowie methodischer Weiterbildung ist für jeden Coach ratsam, genauso wie sich immer wieder Auszeiten zu gönnen. Ebenso ist es wichtig die richtigen Methoden für sich zu finden und je nach Situation entsprechend flexible einsetzen zu können.

Coaching bedeutet ständig Neues lernen und flexibel bleiben

Es gibt im Coaching immer noch etwas Neues und jede Kundin/ jeder Kunde ist einzigartig und damit muss der/die Coach ständig variieren und neuadaptieren. Auch wenn Coachs Routine entwickeln und Lieblingsmethoden haben, erfordert die Komplexität der Themen und Menschen oft andere Zugänge und alternative Herangehensweisen. Daher hat der Coach ständig zu lernen und Neues auszuprobieren, um flexibel und für Kunden nützlich zu sein. An Methoden gibt es unzählige und auch aus ganz anderen Bereichen und Kontexten lassen sich Methoden und Ansätze ins Coaching übertragen. Nicht zuletzt ist Coaching eine Anregung zur Reflexion und die sollte tunlichst beim Coach selber beginnen und davon kann man nie genug haben – nicht nur als Nachweis für diverse Zertifizierungen.

Coaching bedeutet sich selbst herausfordern und weiterentwickeln

Wenn ich als Coach immer nur das Nötigste tue, z.B. immer die selben Methoden anwende, wird es ja auch für einen selber fad. Sich selber zu „challengen“ und vielleicht alle paar Stunden bewusst eine neues Tool auszuprobieren – natürlich nur wenn es zum Thema und Kunden passt – oder sich selber an neuen Methoden in der eigenen Supervision oder Fortbildung zu wagen, gehört einfach zur professionellen Entwicklung und Qualitätssicherung. Fühle ich mich als Coach unwohl bei gewissen Themen, dann ist es ohnehin schon höchste Zeit genauer nachzuforschen, um was es dabei geht und wie ich damit kompetent umgehen kann.

Coaching bedeutet für aktuelle Themen offen zu sein

Grundsätzlich schadet es als Coach nie auch ein Ohr und Auge offen zu haben für gesellschaftliche Strömungen und Tendenzen, die sich auch im Coaching niederschlagen. Das immer aktueller und brisanter werdende Thema Work-Life Balance oder Burnout z.B. sind sicher Themenfelder, die Coachs an ihre Kompetenzgrenzen bringen können. Generationennachfolge ist in Familienunternehmen derzeit auch ein boomendes Thema, das vom Coach auch sehr viel anderes Wissen und Qualifikation abverlangt, um hilfreich sein zu können.

Coaching bedeutet seine Grenzen kennen und an sich selbst zu arbeiten

Auch kann – sofern das den KundInnen transparent gemacht wird – der/die Coach im Angebot seine Themen, für die er/sie sich kompetent fühlt, eingrenzen und anbieten, denn – wie schon oft zitiert – ein Coach, der alles coachen kann und sich für alles kompetent zeigt, ist auch verdächtig. Je nach Aufgaben und Anlassfall gibt es unterschiedlichste Zugänge, seine eigenen Lernfelder zu bearbeiten. Geht es vordergründig um eigene Befangenheit oder gefühlte Einschränkungen und Ressentiments gegenüber dem Thema oder der Person, dann ist Supervision oder Selbsterfahrung, je nach Tiefe der emotionalen Reaktion hilfreich.

Coaching bedeutet sich auch immer wieder methodisch weiterzubilden

Methodische Weiterbildungen, in denen vor allem praxisorientiert in einem geschützten Rahmen geübt und experimentiert werden kann, um auch mal „über die Stränge zu schlagen“ ist sehr bereichernd, da im Alltag an KundInnen oft nicht die Möglichkeit besteht Neues auszuprobieren oder es auch nicht angebracht wäre, KundInnen als Versuchsobjekte auch noch dafür bezahlen zu lassen. Auch schadet es nicht, einmal bewusst die Seiten zu wechseln und aus der führenden aktiven Rolle herauszutreten und sich wieder einmal als Konsument verwöhnen und servicieren zu lassen. Viele KollegInnen aus dem Trainingsbereich berichten oft, dass dieser Perspektivenwechsel ihnen immer gut tut und Vieles wieder neutralisiert – auf gut wienerisch sie wieder auf den Boden bringt – und aus einem anderen Blickwinkel erscheinen lässt.

Coaching bedeutet sich Auszeiten für Reflexion zu gönnen

Ein gutes Buch, sich entspannen und einmal bewusst eine Auszeit zu nehmen und über seine Rolle, Methoden, Wirkungen, KundInnen und Themen mit einem gewissen Abstand zu reflektieren, wird auch oft unterschätzt und ist wohl die angenehmste Form zu lernen. Oft habe ich den Eindruck in unserer Generation ist Lernen immer noch mit Begriffen wie Ausdauer, Disziplin, Sitzfleisch, viel Theorie usw. negativ besetzt. Da kann man sich schon ein Beispiel an den „Jungen“ nehmen, die gehen oft viel lockerer und spielerischer an Neues heran, lernen etwas dabei und haben sogar noch Spaß.

Coaching bedeutet sich nötige inhaltliche Kompetenzen anzueignen

Die inhaltliche Kompetenz als Coach ist eine durchaus notwendige und bedeutet je nach ursprünglicher Qualifikation und Berufserfahrung, dass Coachs sich in anderen Bereichen und Disziplinen „nachqualifizieren“ sollten. So wird es wichtig sein, dass ein Coach, der früher Manager war und somit betriebswirtschaftliches Know-How hat, sich in psychologischen und Persönlichkeitsthemen fortbildet, um das gesamte Spektrum abdecken zu können. Oder im umgekehrten Fall: jemand, der aus dem psychosozialen Bereich kommt, sich zu Formen der Organisationsstruktur oder des Projektmanagements qualifizieren sollte. Dabei geht es nicht darum, als Fachexperte wahrgenommen zu werden, sondern darum eine adäquate Anschlussfähigkeit herstellen zu können. Wenn ich so gar keine Ahnung und Verständnis für die Welt der KundInnen habe, werde ich auch sprachlich und kognitiv nicht sehr kooperationsfähig sein, und die KundInnen mich unter Umständen nicht als vertrauensvollen und kompetenten Partner auf Augenhöhe wahrnehmen.

Coaching bedeutet die richtigen Methoden für sich finden und flexibel einsetzen

Coaching ist primär ein Setting und keine Methode und beschreibt den Rahmen, die Rahmenbedingungen und Aufgaben sowie die Rolle und Funktion eines Coachs. Welche Methoden innerhalb dieses Rahmens angewendet werden, hängt ausschließlich von der Kompetenz und Qualifikation oder auch der Zielgruppe und den Themen ab, die KundInnen ins Coaching einbringen. Es gibt nicht DIE Methode oder Schule, schon gar nicht die richtige oder falsche für das Setting Coaching. Dennoch macht es für einen selber Sinn, sich in einer Richtung zu vertiefen und diese Methode auch wirklich zu beherrschen als 100te und von deren Hintergründen und Praxis nicht viel verstanden zu haben. Im Coaching ist es aber ebenso wie z.B. in der Psychotherapie symptomatisch, dass die, die wirklich gut sind und als solche von den Kunden eingeschätzt werden, meist ein größeres Methoden-Repertoire aufweisen und nicht nur in einer Schule und Tradition verhaftet sind und links und rechts nichts anderes gelten lassen. Die Coaching Praxis ist so vielfältig wie eben Menschen sind und wer nur mit einem Werkzeug z.B. einem Hammer hantiert – hat schon Paul Watzlawick pointiert beschrieben – sieht dann in allem nur einen Nagel.

In der E.S.B.A bieten wir für unsere AbsolventInnen regelmäßig die Möglichkeit an Supervisionstagen teilzunehmen und in einer eignen Ausbildungsreihe – in der sogenannten Meisterklasse – finden Aufbauausbildungen für spezifische Methoden oder Anwendungsfelder statt. So startet z.B. im Herbst eine neue Meisterklasse zum Thema „Online-Coaching“.

Wir bieten auch unseren AbsolventInnen und TeilnehmerInnen die Möglichkeit des Co-Coachings an, um in einem Tandemmodel reale KundInnen zu coachen und danach in einer Intervision gemeinsam zu reflektieren.

Über den Autor:

Michael-TomaschekMag. Michael Tomaschek, MSc
Obmann des ACC – Österreichischer Dachverbands für Coaching (www.coachingdachverband.at),
Geschäftsführender Gesellschafter der E.S.B.A – European Systemic Business Academy GmbH (www.esba.eu) und Gesellschafter der E.S.B.C – European Systemic Business Competences GmbH (www.esbc.eu),
Vorstand der origo-Gruppe (www.origo.at). Coach, Managementtrainer, Unternehmensberater.

Weitere Informationen über die E.S.B.A.

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