Strategisches Kompetenzmanagement für Unternehmen

Christiana Scholz ist Unternehmensberaterin für strategisches Kompetenzmanagement und innovative betriebliche Lernkonzeptionen. Die Spezialistin für zukunftsweisende Personalentwicklung verrät im Interview mit Weiterbildungsmarkt.at, wie sich die klassische Personalentwicklung verändert und welche Bedeutung zukünftig strategisches Kompetenzmanagement in Unternehmen haben wird.

Weiterbildungsmarkt.at: Wie lange sind Sie bereits in der Weiterbildung tätig? Wie sind Sie in den Bereich Weiterbildung gekommen? Und wo liegt Ihr Schwerpunkt?

Christiana Scholz: Meine berufliche Laufbahn hat mir zahlreiche Erfahrungen in allen Bereichen des Personalmanagements, insbesondere Personalentwicklung und Rekruiting eingebracht. Das Thema Weiterbildung und Training begeistert mich nun schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt.

Angesichts meiner beruflichen Praxis im Bereich Personalentwicklung, meiner wissenschaftlichen Tätigkeit im Bereich Kompetenzmanagement und meiner Expertise für innovative betriebliche Lernprozesse und -systeme bin ich der Überzeugung, dass Unternehmen heutzutage Teams benötigen, die selbstorganisiert und rasch individuelle Kundenlösungen entwickeln – also kompetent handeln.

Aktuell liegt mein Tätigkeitsschwerpunkt auf zukunftsweisender Personalentwicklung. Als Unternehmensberaterin für strategisches Kompetenzmanagement und innovative betriebliche Lernkonzeptionen unterstütze ich seit 2013 Organisationen auf ihrem Weg – weg von einer ausschließlich wissensorientierten Personalentwicklung – hin zu einem strategieorientierten Kompetenzmanagement. Außerdem bin ich als Trainerin, Tutorin an der Donau-Universität Krems und am FH-Campus Wien sowie als Referentin und Autorin tätig.

Weiterbildungsmarkt.at: Wie kam es dazu?

Christiana Scholz: Nach bestandener Matura weiß ich, dass ich beruflich kreativ sein möchte. Als für mich damals logische Konsequenz zieht es mich in den Bereich der Mode, Bühnen- und Kostümgestaltung und später in die Musikbranche. Immer mehr beginnen mich allerdings auch wirtschaftliche Aspekte zu interessieren und ich entschließe mich für eine betriebswirtschaftliche Ausbildung. Mein beruflicher Einstieg in die Welt der Wirtschaft gelingt mir glücklicher Weise im Bereich Personalmanagement, da ich gerne mit und für Menschen arbeite. Trainerin werde ich dann sehr plötzlich und schlagartig finde ich nicht nur Freude am Trainieren und Schulen, sondern meine Berufung darin.

Am Beginn meiner Trainerkarriere führe ich interne Systemschulungen, Verkaufstrainings und Lehrlingsseminare durch. Immer mehr wachse ich schließlich in die Konzeption von Trainings und Schulungen hinein und der Kreis zu meiner kreativen Ader schließt sich. Nachdem ich für die Ausbildung von Lehrlingen betraut werde, dauerte es nicht lang und ich finde mich in der betrieblichen Erwachsenenbildung wieder.

Schlussendlich beginnt mich das Thema derart zu fesseln, dass ich das Studium Personal- und Wissensmanagement an der FH-Wien und darauf aufbauend den Masterlehrgang Personalmanagement und Kompetenzentwicklung mit Neuen Medien absolviere. Danach ist sofort klar, dass ich als selbstständige Trainerin und Beraterin tätig sein möchte. Neben meiner Ausbildung zur Trainerin in der Erwachsenbildung, eLearning-Trainerin und systemischen Coach runden meine Lizenzierung zur KODE® – und KODE®X-Beraterin und –Trainerin mein Profil heute optimal ab.

Weiterbildungsmarkt.at: Ihr Fokus liegt auf der Kompetenzentwicklung. Was vermitteln Sie in Ihren Trainings?

Christiana Scholz: Das Hauptaugenmerk im Rahmen meiner Beratungsleistungen in den Bereichen Strategisches Kompetenzmanagement und Betriebliche Kompetenzentwicklung mit innovativen Lernkonzeptionen liegt auf der Herleitung von unternehmensrelevanten Kompetenzen auf Basis der Unternehmensstrategie (Kompetenzkatalog). Darauf basierend werden Kompetenzmodelle (je Jobfamily) erarbeitet. Der Einsatz von Kompetenzdiagnostik macht Mitarbeiter/innen-Entwicklung und Rekruiting wirtschaftlich und effektiv. Darauf aufbauend konzipiere ich kollektive und individuelle betriebliche Kompetenzentwicklungsmaßnahmen (von Präsenzveranstaltungen über Blended Learning bis hin zu Social Workplace Learning) und optimiere die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen.

Meine Trainingsphilosophie ist von der Zielsetzung der Erweiterung der individuellen Handlungskompetenz, der Bearbeitung von Problemstellungen aus der Praxis und dem Lernen im Netzwerk geprägt. Meine Trainings sind so aufgebaut, dass die Präsenzzeiten im Seminarraum möglichst kurz sind. Ein Großteil der Lernzeit wird zu produktiver Arbeitszeit, da an Hand realer Herausforderungen der persönlichen Praxis und nicht ausschließlich an konstruierten Fallbeispielen und Simulationen gelernt wird. Wissensvorräte werden nicht verordnet, sondern von den Teilnehmer/innen „on demand“ abgeholt. Lernen wird damit zu einem sehr individuellen Prozess. Die vorab definierten Lernziele sind terminiert und verbindlich. Durch die Integration eines realen herausfordernden Praxisprojektes ist der Lerntransfer automatisch sichergestellt. Die Lernenden haben am Ende des Lernprozesses nicht nur die eigenen Lern- und Kompetenzziele erreicht, sondern eine neue Art des Lernens kennen gelernt, das dem Prinzip des „lebenslangen Lernens“ entspricht.

Mein Weiterbildungsrepertoire für Unternehmen zielt auf folgende Themen ab:

  • Kompetenzentwicklung und –management für Führungskräfte und Personalist/innen
  • Vom/Von der Trainer/in zum/r Kompetenzentwickler/in
  • Medienkompetenz für Trainer/innen
  • Personalmanagement und Neue Medien
  • Die Lernende Organisation
  • Online Social Learning Programs: Personalmanagement, Employer Branding und Resilienz
  • Maßgeschneiderte Trainings mit Fokus auf Kompetenzentwicklung

Im Einzelcoaching bearbeite ich mit meinen Klienten/innen folgende Bereiche:

  • Definition von individuellen Kompetenzzielen
  • Entwicklung von zielgerichteten Kompetenzentwicklungsmaßnahmen
  • Reflexive Begleitung des Kompetenzentwicklungsprozesses

Zusätzlich biete ich Vorträge zu folgenden Themen an:

  • Zukunft des betrieblichen Lernens
  • Kompetenzdiagnostik und -entwicklung
  • Innovative Lernsysteme und Lerntransfer
  • Kompetenzorientiertes Wissensmanagement
  • Von der klassischen Personalentwicklung zum strategischen Kompetenzmanagement
  • Neue Medien im Personalmanagement

Weiterbildungsmarkt.at: Was war in der letzten Zeit das Highlight in Ihrer Trainings-Tätigkeit?

Christiana Scholz: Das Highlight meiner Tätigkeit im Bereich der betrieblichen Bildung war ganz klar der Einführungsworkshop für Lehrlinge in einem metallverarbeitenden Industriebetrieb. Dem Unternehmen ist es besonders wichtig, dass sich die neuen Lehrlinge rasch in ihrem neuen Lebensabschnitt zurecht finden und von Anfang an tiefe Einblicke in das Unternehmen erhalten. Um die Lehrzeit als Entwicklungsweg zur Top-Fachkraft optimal zu nutzen, gibt das Unternehmen seinen Lehrlingen sehr viel Theoriewissen mit auf dem Weg, welches sie so früh wie möglich im Rahmen von Projekten für den Produktionsbetrieb einsetzen und in der Praxis anwenden. Das Arbeiten an realen Projekten anstatt an einfachen Werkstücken führt bei den Lehrlingen zu einem hohen Selbstwertgefühl und damit zu einer hohen Motivation. Das Unternehmen legt in der Gestaltung der Ausbildung großen Wert auf den Einsatz innovativer Lernkonzepte, um die zukünftigen Fachkräfte für die Zukunft, den technischen Fortschritt und den Herausforderungen am Markt, vorzubereiten.

Ziel des Welcome-Workshops ist es daher, neben dem Kennenlernen des Werks, der darin hergestellten Produkte und der festgelegten Prozesse, den ersten Impuls in Richtung Selbstorganisation und selbstorganisiertes Lernen zu setzen, eigene Ideen einzubringen und die soziale Kompetenz im beruflichen Kontext zu steigern.

Im Rahmen der Kickoff-Veranstaltung erarbeiten die Lehrlinge die Lernziele, erfahren die Rahmenbedingungen und bilden Lerntandems. In der folgenden Selbstlernphase müssen sich die Lehrlinge selbstorganisiert um erforderliche Unterstützung und Ressourcen kümmern. Ihr Wissen bauen sie mittels eigener Recherche und Befragung interner Spezialist/innen sukzessive an Hand von Leitfragen auf. Im Rahmen der selbstorganisierten Bewältigung von Aufgabenstellungen stärken die neuen Lehrlinge ihre sozialen und methodischen sowie fachlichen Kompetenzen wie von selbst.

Im Rahmen des Abschluss-Workshops präsentieren die Lehrlinge ihr neu erworbenes Wissen und darauf basierende Ideen auf eine vollständig selbstständige Art vor der versammelten Führungsmannschaft. Das Management ist begeistert. Die Lehrlinge sind sehr stolz. Für mich ist die grandiose Abschlusspräsentation und die dadurch hervorgerufene Begeisterung aller Beteiligten die Bestätigung, dass mit dem neu konzipierten „Welcome-Workshop“ für die Lehrlinge eine gute Orientierung und wertvolle Basis für die folgende Lehrzeit gelegt ist.

Weiterbildungsmarkt.at: Wo sehen Sie in in der Personalentwicklung Herausforderungen für die Zukunft?

Christiana Scholz: Die traditionellen Aufgaben der Personalentwicklung bestehen darin, Bildungsangebote nach dem Gießkannenprinzip zu erstellen sowie anschließend Teilnehmerzahlen zu erfassen und die Zufriedenheit mit dem/r Trainer/innen sowie dem Seminarraum oder dem Mittagstisch zu evaluieren. Damit können die heute relevanten Erfordernisse der Praxis im Bildungsbereiche bei weitem nicht mehr abgedeckt werden.

Die immer komplexer werdenden Wettbewerbssituationen zwingen Unternehmen zu permanenten Anpassungs- und Innovationsleistungen. Damit steigen selbstverständlich auch die Anforderungen an die Mitarbeiter/innen und Führungskräfte. Es kann heute einfach nicht mehr genügen, eine Vielzahl an Qualifikationen zu erwerben. Die Befähigung, neue Herausforderungen zielgerichtet und professionell zu bewältigen rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Organisationen sind daher angehalten, sich weg von der klassischen Personalentwicklung hin zu einem kompetenzorientierten Personalmanagement zu entwickeln.

Demnach müssen auch die Personalentwickler/innen den Wandel und Kompetenzaufbau der Mitarbeiter/innen mit innovativen Lernsystemen begleitend vorantreiben. Um diesen neuen Anforderungen gerecht zu werden müssen allerdings auch die Personalentwickler/innen selbst ihre eigenen Kompetenzen in Richtung „Kompetenzentwicklungs-Enabler“ weiter entwickeln.

Geschäftsführer/innen sollten sich auf jeden Fall folgende Fragen stellen:

  • Sind die Kosten für Personalentwicklung im Unternehmen gerechtfertigt?
  • Wie effektiv, effizient und nachhaltig sind unsere aktuellen Personalentwicklungsmaßnahmen?
  • Orientieren sich diese an der Unternehmensstrategie?
  • In wie weit tragen diese zur Erreichung der Unternehmensziele bei?
  • Wie hoch ist die Fluktuation im Unternehmen? Wie viel kostet uns eine Neubesetzung?
  • Sollten wir ein Kompetenzdiagnostik-Tool in den Rekruiting-Prozess integrieren?

Weiterbildungsmarkt.at: Abschließend noch ein kurzer Ausblick in die Zukunft: Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte zukünftig in der Unterstützung von Unternehmen bei der Kompetenzentwicklung?

Christiana Scholz: Innovative, wettbewerbsfähige Unternehmen benötigen strategie- und kompetenzorientierte Entwicklungsmaßnahmen für ihre Mitarbeiter/innen. Davon bin ich fest überzeugt! Ich sehe mich daher inmitten einer Pionierarbeit, mit der ich die klassische Personalentwicklung zu einem strategischen Kompetenzmanagement vorantreiben möchte. All jene, die genau in diese Richtung voranschreiten wollen, unterstütze und begleite ich gerne mit meinem breiten Know How, meiner langjährigen Erfahrung und mit großer Leidenschaft.

Weiterbildungsmarkt.at: Frau Scholz, vielen Dank für das Interview!

Christina ScholzWeitere Informationen über Christiana Scholz, MA BA

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