Viele Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit dem Thema Kredit in Berührung. Das kann bei dem Kauf eines Autos der Fall sein, beim Eigenheim oder auch einem besonderen Event wie einer Hochzeit. Gründe, einen Kredit aufzunehmen, gibt es zuhauf. Doch natürlich ist das keine Entscheidung, die man leichtsinnig treffen sollte. Bereits davor sollte genau durchgerechnet werden, wie viel Kredit man sich leisten kann. Das heißt, es muss ein passendes Finanzierungskonzept her, in dem mit ausreichend Reserven geplant wird.
Wofür nehmen die Deutschen einen Kredit auf?
In einer Finanzstudie mit dem Namen „Zeit für Geld“ wurden 1205 Personen aus den Großstädten Hamburg, Berlin, Stuttgart, München und Köln befragt, wofür sie schon mal einen Kredit aufgenommen haben. Das Ergebnis ist, dass die meisten Befragten ein Darlehen zur Finanzierung eines Autos (neu oder gebraucht) aufgenommen haben. Gefolgt werden diese von Immobilen und Eigentumswohnungen sowie Einrichtungsgegenständen. Hier die Ergebnisse noch einmal im Überblick:
- Platz 1 mit 33 Prozent: Autofinanzierung
- Platz 2 mit 27 Prozent: Immobile oder Eigentumswohnung
- Platz 3: Möbel und Inneneinrichtung
- Platz 4: Technik
- Platz 5: Ausgleich des Girokontos
- Platz 6: Umschulung
- Platz 7: Studium, Ausbildung, Fortbildung sowie Renovierung und Umzug
- Platz 8: Führerschein-Finanzierung und Sonstiges (Hochzeit, Tierarzt, Fahrrad, etc.)
Nur etwa acht Prozent der Befragten geben die Kreditsumme für nichts Bestimmtes aus. Zudem lassen sich die Verwendungen auch nach dem Alter aufschlüsseln. Für ein Studium oder eine Ausbildung gibt es natürlich auch andere Finanzierungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel BAföG, doch das steht nicht jedem zu. Gerade wer sich später im Leben noch mal für ein Studium, zum Beispiel für ein aufbauendes Masterstudium entscheidet, muss dies meist selbst finanzieren.
- 18 bis 29 Jahre: Möbel und Einrichtung, Auto sowie Studium und Ausbildung
- 30 bis 40 Jahre: Eigenheim, Auto und Möbel beziehungsweise Einrichtung
- 41 bis 54 Jahre: Auto, Eigenheim und Ausgleich des Girokontos
- 55 bis 73 Jahre: Auto, Eigenheim und Möbel beziehungsweise Inneneinrichtung
Wie viel Kredit kann ich aufnehmen?
Wer wissen möchte, wie viel Kredit er sich leisten kann, kommt nicht darum herum, die monatlichen Einnahmen den Ausgaben gegenüberzustellen. So lässt sich in Erfahrung bringen, ob die aktuelle finanzielle Situation überhaupt zu einem Kredit passt beziehungsweise in welcher Größenordnung dieser ausfällt. Dazu gibt es bestimmte Faustformeln, die aussagen, welcher Anteil des Nettoeinkommens für einen Kredit verwendet werden sollte. Die meisten Banken raten, dass die Kreditrate nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens betragen sollte. Die übrigen 60 Prozent sind für die Lebenshaltungskosten sowie als Puffer für Reparaturen oder Neuanschaffungen reserviert.
Natürlich gilt es hier die individuelle Situation zu betrachten. Die Lebenshaltungskosten für einen Single, der mit dem Rad zur Arbeit fährt, sind niedriger, als bei einer Familie mit zwei Kindern und längerem Arbeitsweg. Eine einfache Möglichkeit ist es, alles zusammenzuzählen, was in einem Jahr effektiv gespart wurde. Das ist der Betrag, der für die Lebenshaltungskosten nicht gebraucht wurde, im Prinzip also übrig ist und für die zukünftige Darlehensrate eingeplante werden kann. Natürlich ist es weiterhin wichtig gut zu leben, Geld sparen und Vermögen aufbauen zu können. Eine gute Strategie dazu ist die sogenannte 50-30-20 Regel:
- 50 Prozent Fixkosten
- 30 Prozent Freizeit
- 20 Prozent Sparen und Investition
Die Hälfte des Budgets sollte für die monatlichen Fixkosten reserviert werden. Dazu gehören die Miete, Lebensmittel, Strom, Internet, Telefon und so weiter. Auch nicht vergessen werden dürfen alle wichtigen Versicherungen. Das sind alle Kosten, die fest jeden Monat anstehen. Damit diese Ausgaben gut im Überblick behalten werden können, kann es ratsam sein, sich ein Haushaltskonto einzurichten. Davon gehen nur die Fixkosten ab.
Zu einem erfüllten Leben gehört auch eine zufriedenstellende Freizeitgestaltung. Wer viel arbeitet, muss dafür schließlich einen Ausgleich haben. Daher sollten 30 Prozent des Einkommens für Freizeit und Lifestyle eingeplant werden. Das sind zum Beispiel Hobbys, Ausflüge, Sport, Bücher, Kleidung, Kosmetik, Elektronik und so weiter. Bleibt hier am Ende des Monats noch etwas übrig, kann das für Reisen und Urlaub zurückgelegt werden. Diesen „Luxus“ sollte man sich auch mit Kreditzurückzahlung leisten können.
Ein Teil des Gehalts sollte zudem für finanzielle Engpässe, Reparaturen oder größere Anschaffungen bestimmt sein. Wie schnell geht mal der Kühlschrank oder die Waschmaschine kaputt, meist auch noch dann, wenn es überhaupt nicht passt. Dann ist es wichtig, ein finanzielles Polster zu haben. Auch die Altersvorsorge ist ein wichtiges Thema, vielleicht soll auch etwas für die Kinder angespart werden. Solche Beträge lohnen sich, auf ein Tagesgeldkonto überwiesen zu werden.
Besser zweimal überlegen
Am Ende ist der Betrag, der dauerhaft übrig ist, die persönliche maximale Kreditrate. Doch hier sollte besser einmal mehr überlegt werden, bevor man sich festlegt. An einem Kredit darf sich nicht übernommen werden, denn wer die Rate ein paar Mal nicht pünktlich bezahlen kann, läuft Gefahr, dass der Kredit von der Bank gekündigt wird. Zudem sollte immer ein gewisser Puffer eingeplant werden, denn unvorhergesehene Ausgaben können immer anstehen. Davor ist niemand geschützt. Daher sollte sich niemand mehr vornehmen, als er tatsächlich dauerhaft tragen kann. Ein guter Anhaltspunkt bietet die oben beschriebene Faustformel. Neben dem kann sich jeder auch selbst eine Sparquote errechnen. Das geht in drei Schritten.
Schritt 1: Aktuelle Einnahmen und Ausgaben aufschreiben
Natürlich weiß jeder ungefähr, was er im Monat verdient und ausgibt. Es kann aber sehr hilfreich sein, dies einmal genau aufzustellen. Oftmals ergibt sich erst dann ein klares Bild und viele sind doch überrascht, wo das Geld so hinfließt. Das heißt, es werden möglichst genau alle Einnahmen und alle Ausgaben pro Monat gegenübergestellt. Daraus lässt sich dann die maximale Liquidität pro Monat berechnen.
Zu den Einnahmen gehören:
- das Nettoeinkommen,
- Einkünfte aus selbstständiger Arbeit und
- sonstige Einnahmen (z.B. Elterngeld, Kindergeld, Mieteinnahmen, etc.).
Zu den Ausgaben gehören:
- Lebenshaltungskosten,
- laufende Kosten Mietwohnung/-haus,
- unregelmäßige Ausgaben (Urlaub, größere Feiern, etc.),
- Beiträge, Versicherungen,
- Rücklagen für Anschaffungen sowie
- Kfz-Aufwendungen (inklusive Rücklage für Neukauf).
Grafik: www.finanzcheck.de
Natürlich hat man mit dieser Aufstellung nur eine Momentaufnahme vor sich. Für eine zukünftige Kreditrate ist selbstverständlich auch ausschlaggebend, wie es sich mit den Einnahmen und Ausgaben in der Zukunft verhält. Wenn zum Beispiel eine Gehaltserhöhung bevorsteht oder eine Versicherungsprämie steigt, ändert das die Liquidität natürlich noch mal. Gerade bei einem Kredit für das neue Eigenheim ändert sich in finanzieller Hinsicht eine ganze Menge. Hier sollte einmal ausgerechnet werden, was sich beim Übergang vom Mieter zum Eigentümer genau ändert. Daraus kann dann abgeleitet werden, wie viel Reserve für Zins und Tilgung bleibt. Konkret heißt das:
Welche zusätzlichen Ausgaben kommen mit dem Erwerb der Immobile auf den Kreditnehmer zu? Das betrifft das Hausgeld für eine eventuelle Eigentumsverwaltung, zusätzliche Steuern, Versicherungen, Anschaffungen, Reparaturen und so weiter. Auch die Nebenkosten können sich erhöhen. Auf der anderen Seite fallen oftmals auch ein paar Kosten weg. Das wären zum Beispiel die bisherige Kaltmiete, Nebenkosten, Fahrtkosten zur Arbeit, in die Kita oder Schule, etc. All das sollte unbedingt berücksichtigt werden.
Schritt 2: Private Pläne im Hinterkopf behalten
Das wichtigste sind natürlich die Einnahmen und Ausgaben. Doch auch private Vorhaben, Wünsche und Pläne spielen bei der Frage eine Rolle, wie hoch ein Kredit sein darf. Das Leben besteht schließlich nicht nur aus Pflichten. Wer die monatliche Rate zu hoch plant, muss dann hier als erstes Abstriche machen. Das ist nicht Sinn der Sache und kann schnell dazu führen, dass man das Ganze bereut.
Wie sieht es zum Beispiel mit der Familienplanung aus? Besteht aktuell oder für die nächsten Jahre ein Kinderwunsch? Ist es absehbar, dass in der Familie ein Pflegefall auftritt? Ist eine größere Reise geplant oder steht eine bedeutende Feier wie eine Hochzeit an? Wie sieht es mit dem Einkommen und dem Arbeitsplatz aus? Ist beides sicher oder steht vielleicht noch mal eine berufliche Umorientierung an? Solche Ereignisse sind mit höheren Kosten verbunden und müssen mit berücksichtigt werden.
Schritt 3: Den künftigen Überschuss berechnen
Sind alle aktuellen Einnahmen und Ausgaben aufgestellt, plus die künftigen, kann der monatliche Überschuss dementsprechend korrigiert werden. Damit sollte ein möglichst realistisches Bild von einer zukünftigen Kreditrate ermittelt sein.
Wie viele Schulden dürfen es maximal sein?
Die finanzielle Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen. Das kann mitunter auch bedeuten, dass Abstriche beim Kreditgegenstand gemacht werden müssen. Bei einem Eigenheim gibt es vielleicht die eine oder andere Sache, die günstiger ausfallen könnte, bei einem Auto ist das ebenfalls der Fall, genauso wie bei anderen Anschaffungen. Wer ein Kredit für eine Umschulung oder Weiterbildung aufnimmt, wird es da etwas schwieriger haben. Hier stehen die Kosten fest und sind in der Regel nicht verhandelbar. Dann müssen die Abstriche an anderer Stelle gemacht werden.
Damit es am Ende keine bösen Überraschungen gibt, sollte bei der Frage nach den Schulden immer eine Reserve einkalkuliert werden. Es kann immer passieren, dass bei der Aufstellung zur Ermittlung der monatlichen Kreditrate ein Ausgabenposten vergessen wurde. Außerdem können sich die Einnahmen und Ausgaben auch immer ungünstiger, als erwartet entwickeln. Bei der Schuldenfrage sollten immer zehn Prozent Luft zwischen dem Überschuss und der Kreditrate bleiben. Wer ein anderweitiges Poster, zum Beispiel etwas Angespartes auf einem Tagesgeldkonto hat, kann natürlich noch mal anders kalkulieren.
Wie lange möchte man zurückzahlen?
Die monatliche Kreditrate ergibt sich nicht nur aus den Einnahmen und Ausgaben, sondern auch aus den persönlichen Vorstellungen der Kreditlaufzeit. Klar, wer viel tilgt, ist schneller mit der Zurückzahlung durch und benötigt keine überlange Zinsbindung. Doch natürlich muss die monatliche Rate unter der Berücksichtigung der oben genannten Punkte auch erst mal gestemmt werden. Andererseits möchte man auch nicht jahrzehntelang den Kredit abbezahlen.
Bei der Ermittlung, ob sich ein Kredit geleistet werden kann oder nicht, sollten nicht nur die Marktzinsen im Auge behalten werden, sondern auch das Alter des Kreditnehmers. Ältere Menschen haben logischerweise weniger Zeit bis zur Rente, und dann soll der Kredit ja nach Möglichkeit schon abgezahlt sein. Bei jüngeren Menschen ist eine längere Laufzeit in diesem Fall ein kleineres Problem.
Ein weiterer Faktor ist das Eigenkapital, was eingebracht werden kann. Bezogen auf Immobilen werden zum Beispiel 80 bis 90 Prozent des Kaufpreises als Kredit aufgenommen. Je mehr Eigenkapital eingebracht werden, desto besser natürlich. Dann muss nur ein niedriger Kredit aufgenommen werden, der dann auch schneller zurückgezahlt ist. Neben dem kann der Kreditnehmer auch noch mit günstigeren Zinsen rechnen, da die Finanzierung besser abgesichert ist. Dem kommen die Banken meist entgegen.
Fazit
Mit den hier aufgeführten Faktoren haben Kreditinteressierte alles zusammen, um die maximale Kreditrate zu ermitteln. Im Netz gibt es zudem spezielle Kreditrechner, mit denen für Annuitätendarlehen die Rückzahlungsrate, Laufzeit, Zinssatz, Restschuld, Kreditsumme und Co. berechnet werden können. Die meisten Kreditbanken bieten so einen Rechner auch auf ihrer Website an.
Autor: Redaktion