Österreichs Unternehmen investieren jährlich Millionen in die eigene Weiterbildung und die ihrer Beschäftigten. Besonders gefragt sind Schulungen, die die Wettbewerbsfähigkeit steigern.
In Österreich wird kräftig in Weiterbildung investiert. Laut einer Studie vom Institut für Höhere Studien aus 2009 wurden 2,6 Milliarden Euro im Jahr aufgewendet. Die Unternehmen investieren davon immerhin mit 34 Prozent knapp ein Drittel der Ausgaben. Vom Marktforschungsunternehmen MAKAM wurden ebenfalls 2009 rund 500 Personalverantwortliche von österreichischen Unternehmen zu den wichtigsten Weiterbildungsthemen befragt. Demnach sind die Bereiche Technik und Produktion, Persönlichkeitsentwicklung, Verkaufstraining und Marketing sowie Management, Unternehmensführung und Sprachen den Unternehmen besonders relevant. Neben den in-house Trainings sind auch externe Weiterbildungsangebote sehr gefragt. Die Aus- und Weiterbildungsinstitute in Österreich bieten in diesen Themenfeldern kurze bis mehrjährige Schulungsprogramme.
Wirtschaft und Technik
Ein vielfältiges Angebot für Unternehmen im Schnittstellenbereich Wirtschaft und Technik bietet die Montanuniversität Leoben. Die Programme reichen von Qualitäts-, Nachhaltigkeits-, Risiko- und Sicherheitsmanagement, sowie Anlagenmanagement bis hin zu ganz speziellen Programmen, wie z.B. für die Gießereiindustrie. Ein Programm, dass sich seit 2010 bereits im Top-Ranking der Industrie befindet, ist das MBA-Programm „Generic Management“. Diese umfangreiche Managementausbildung umfasst die Bereiche Total Quality Management (TQM), Umwelt- und Nachhaltigkeits-, Energie sowie Risikomanagement. „Unter Zusammenführung dieser Module wird den Teilnehmern vermittelt, wie ein ganzheitliches Managementsystem unternehmensspezifisch gestaltet und praktisch umgesetzt werden kann“, erklärt Hubert Biedermann, Lehrgangsleiter des MBA-Programms und Leiter des Departments für Wirtschafts- und Betriebswissenschaften der Montanuniversität Leoben. 5-10 Prozent der Schulungen werden von Unternehmern absolviert, der Großteil der Teilnehmer sind aber Nachwuchsführungskräfte mittlerer Industrieunternehmen. „Besonders interessant ist das Programm für Unternehmer der jungen Nachwuchs-Generation, die sich auf die Übernahme vorbereitet oder Unternehmer im mittleren Alter, die Strukturen und Management überdenken wollen“, schildert Lehrgangsleiter Hubert Biedermann die Vorteile für Unternehmer.
Ebenfalls an Unternehmer aus den technischen Bereich richtet das Continuing Education Center der TU Wien ausgewählte Weiterbildungen. So führt das Institut gemeinsam mit der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien das Master-Programm „Professional MBA Entrepreneurship & Innovation“ durch. Dabei setzen die beiden Hochschulen auf die Kombination von technologischer Exzellenz und betriebswirtschaftlicher Umsetzungskompetenz.
Für Techniker, die nicht gleich ein umfassendes MBA-Programm absolvieren wollen, jedoch ihre Kompetenzen zwischen Technik und Wirtschaft erweitern wollen, bietet das Continuing Education Center einen einsemestrigen berufsbegleitenden Lehrgang: „GmbH-Geschäfsführung für Führungskräfte Corporate Governance & Legal Aspects“. Managing Director, Petra Aigner erklärt die Zielgruppenausrichtung der beiden Programme: „Beide Angebote beihalten Schwerpunktthemen, welche Unternehmer bei der Selbständigkeit unterstützen, beziehungsweise auf eine zukünftige Selbständigkeit vorbereiten sollen“.
Eine umfassende Weiterbildung für Unternehmer findet sich auch im Angebot der Donau-Universität Krems, u.a. mit dem bereits seit über zehn Jahren am Markt befindlichen „Danube Professional MBA Entrepreneuership & Innovation Management“. Neben potentiellen Gründern befinden sich auch vermehrt Unternehmer unter den Teilnehmern dieses Lehrgangs. Aufbauend auf eine General Management Ausbildung wird spezielles Know-how zur Unternehmensführung und zum zielgerichteten Management von New Ventures vermittelt. Anton Zeiner, Zentrumsleiter des Zentrum General Management & Specialized Programs des Department für Wirtschafts- und Managementwissenschaften der Donau-Universität Krems über die Teilnehmerstruktur: „Einerseits schreiben sich Personen ein, die aus einem Familienbetrieb stammen und sich auf die Übernahme von Führungsaufgaben fundiert vorbereiten wollen. Darüber hinaus bilden wir auch angehende Unternehmer aus. Oftmals handelt es sich dabei um Akademiker mit technischen Hintergrund, die sich als Gründer betriebswirtschaftliches Know-how aneignen wollen.“ Mit den Unternehmern absolvieren auch Personen aus Managementfunktionen die Programme. „Manager wollen sich damit im Sinne des Corporate Entrepreneurship ihr unternehmerisches und innovatives Wissen erweitern“, erklärt Anton Zeiner von der Donau-Universität Krems.
Betriebswirtschaft und Management Skills
Speziell für Unternehmer und Führungskräfte, die sich global und international orientieren bietet die, seit 20 Jahren tätige und damit älteste Business School Österreichs, die LIMAK Austrian Business School den „Global Executive MBA“. Auf der Management MBA Ebene beinhaltet das Weiterbildungsprogramm der LIMAK verschiedenste Spezialisierungen, von „Sales Management“, „Innovation Management“, „Controlling and Performance Management“, „Leading Change“ und „Management for Engineers“ bis hin zu „International Business Development“ und „Quality, Project and Process Management“. Der Großteil der Teilnehmer sind Führungskräfte aus dem mittleren und oberen Management, aber auch Eigentümer von KMUs in Geschäftsführungspositionen. „Durch die überschaubare Gruppengröße in den MBA Programmen haben die Teilnehmer die einmalige Möglichkeit sich ein wertvolles Netzwerk aufzubauen und erlangen neue Perspektiven auf die vielfältigen Herausforderungen im Berufsleben“, schildert Gerhard Leitner, Geschäftsführer der LIMAK Austrian Business School.
Unternehmer die gerne ein Studium absolvieren möchten und aus zeitlichen Gründen eine Alternative zu einem Bachelor-Studium suchen, bietet die Wirtschaftuniversität Wien das neue berufsbegleitende Universitätsstudium Diplom BetriebswirtIn. „Das Studium ist so aufgebaut, dass die Teilnehmer im ersten Studienabschnitt sehr praxisorientiert in ihrem Branchenumfeld abgeholt werden und sich gezielt Fachwissen und praktische Expertise aneignen“, erklärt Dieter Scharitzer, akademischer Leiter der Universitätslehrgänge Werbung & Verkauf, Markt- & Meinungsforschung und Tourismus- & Eventmanagement, sowie dem Universitätsstudiums Diplom BetriebswirtIn den Ablauf der 6semestrigen Ausbildung. Der zweite Studienabschnitt umfasst dann die Bereiche General Management, Marketing & Sales Management und ganzheitliche Unternehmenskommunikation. Praxisrelevante Kenntnisse werden während des Studiums sowohl in Fallstudien als auch im unternehmerischen Umfeld praktisch angewandt. „Wir sind stets bemüht, unseren Teilnehmern das berufsbegleitende Studieren so leicht wie möglich zu machen“, schildert Dieter Scharitzer von der Wirtschaftuniversität Wien. Zu diesem Zweck werden den berufstätigen Studierenden ein umfassender administrativer Support und auch eLearning-Möglichkeiten geboten, die ein zeit- und ortsunabhängiges Lernen ermöglichen.
Eine Vielzahl an offenen Kursen, Seminaren und Lehrgängen, in denen sich Unternehmer in verschiedensten Themenbereichen weiterbilden können, bietet auch das WIFI Österreich.
„Viele Selbständige sind zwar Profis in ihrem Geschäftsfeld, haben aber zum Teil Defizite in Themen, wie Betriebsführung, Marketing, Rechnungswesen oder bei betriebswirtschaftlichem Grundwissen. Die Schule bereitet dafür nicht genügend vor. Das ist einer der Hauptgründe, wenn Jungunternehmer innerhalb der ersten Jahre scheitern“, gibt Michael Landertshammer, Institutsleiter vom WIFI Österreich zu bedenken.
Um Unternehmer umfassend auf die Unternehmerprüfung laut Gewerbeordnung auszubilden, bietet das Weiterbildungsinstitut der WKO das WIFI-Unternehmertraining. „Jährlich legen rund 2.500 Teilnehmer diese Prüfung ab – Tendenz steigend“, zieht Michael Landertshammer positive Bilanz. Auch das WIFI-Unternehmertraining wird in einer eLearning-Variante angeboten, um zeitlich flexibel zu lernen.
Unternehmer und Führungskräfte, die hingegen eine umfangreiche wissenschaftliche und praxisorientierte Ausbildung mit akademischen Abschluß anstreben, finden im WIFI-Programm auch einen MBA-Lehrgang. Dieser wird vom WIFI in Kooperation mit der M/O/T Management School der Alpen-Adria-Universität durchgeführt.
Erfahrungsaustausch und internationale Netzwerke
Zusätzlich zu einer Vielzahl an Lehrgängen für Unternehmer und Führungskräfte im Bereich der Unternehmensführung, hat das BFI Wien einen ExpertenClub für Unternehmer, Geschäftsführer und HR-Manager entwickelt. Dieser bietet eine Plattform, um sich über aktuelle Themen aus der Praxis auszutauschen. „2012 war das Thema Change, heuer dreht sich alles um das Thema: Macht und Ohnmacht des Personalmanagements“, erklärt die kaufmännische Geschäftsführerin des BFI Wien, Valerie Höllinger.
Bei den Seminaren und Lehrgängen wird auf den Transfer in die Praxis und dem Erfahrungsaustausch großen Wert gelegt. Valerie Höllinger über die Zielsetzung: „Auch wenn es vordergründig um einzelne Aspekte, wie z.B. Controlling geht, wird immer die Gesamtsicht auf das Unternehmen behandelt. Durch den Erfahrungsaustausch mit anderen Unternehmern, sollen neue Wege gefunden werden, die Motivation und damit die Produktivität des Unternehmens zu erhöhen“.
Neben den technischen-, betriebswirtschaftlichen- und Managementkompetenzen werden auch Sprachen immer wichtiger, zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
Die EF Internationale Sprachschulen setzt beim Sprachenlernen auf die Vorteile des effektiveren Lernens durch Auslandsaufenthalte und auf den Einsatz neuer Lerntechnologien.
EF bietet, zusätzlich zu 40 Sprachschulen weltweit, als einziger Anbieter exklusive „Professional Campus“ in Chicago und Manchester an, bei denen ausschließlich junge Berufstätige ab 25 Jahren berufs- und branchenspezifische Schwerpunkte während ihres Sprachaufenthalts setzen können. Der Fokus liegt hierbei auf themenspezifischen Vokabular mit Vorbereitung auf den englischen Berufsalltag. „Die wesentlichen Vorteile sind die Sprachschulen an exklusiver und sehr zentraler Lage, die Campusse mit besonderen Unterkunftsoptionen und speziellen Freizeitaktivitäten“, beschreibt Biljana Bosnjak, Country Product Manager bei EF Education die Besonderheit des Sprachprogramms. „Darüber hinaus können wertvolle Kontakte geknüpft und damit das internationale Netzwerk erweitert werden“, so Biljana Bosnjak weiter.
Mit der EF Efekta Methode, die eigens mit der University of Cambridge entwickelt wurde, bietet die Sprachenschule eine individualisierte Methode zur die Steigerung des Lernerfolgs. Dabei wird intensives Sprachtraining mit qualifizierten Fachkräften in kleinen Lerngruppen und auf Wunsch auch mit Privatunterricht durchgeführt und mit technologiegestützten Lektionen für das Selbststudium kombiniert.
Bei den vielfältigen Angeboten haben Unternehmer eine breite Auswahl an Weiterbildungen, die das Wissen vertiefen und die Wettbewerbsfähigkeit erhalten.
Dieser Beitrag ist auch erschienen in UNTERNEHMER 2/2013