Erfolgreiche Teamarbeit bewegt sich zwischen Kaffeeplausch und Zielorientierung. Es kommt auf das richtige Gleichgewicht an. Neben diesen inhaltlichen Aspekten einer Teambesprechung, dem „Was“, ist auch das „Wie“ wesentlich. Wir denken, dass wir miteinander kommunizieren, doch eigentlich reden wir nur über Informationen. Es braucht ein sich aufeinander beziehen, damit wir sicher sein können, was beim Gegenüber wie ankommt. Also hört auf zu reden – kommuniziert wieder mehr.
Eine kleine Übung
Um in das Thema einzusteigen habe ich eine kleine Übung. Nehmen Sie sich zwei Blatt Papier. Auf das erste Blatt notieren Sie sich Stichworte, ohne viel nachzudenken, zu folgender Frage: „Was wünsche ich mir von meiner Führungskraft, um gut arbeiten zu können?“ … Okay? Wenn Sie das fertig haben nehmen Sie das zweite Blatt Papier. Auf dieses schreiben Sie die Antwort zu folgender Frage: „Was wünsche ich mir als Führungskraft von meiner/meinem Mitarbeiter*in?“ Sind Sie keine Führungskraft, dann versuchen Sie sich gedanklich „in die Schuhe“ einer Führungskraft zu stellen und beantworten die Frage ebenfalls ganz spontan in Stichworten. … Okay?
Wenn Sie nun die beiden Blätter nebeneinander legen werden Sie höchstwahrscheinlich feststellen, dass die Wünsche von Mitarbeiter*innen in Richtung Führungskraft überwiegend oder eher beziehungsorientiert sind. Die Wünsche von Führungskräften in Richtung Mitarbeiter*in sind überwiegend aufgabenorientiert. Stimmt´s? Falls nicht, ist das auch in Ordnung. Ich mache diese Übung nun seit vielen Jahren in Seminargruppen und die Tendenz zeigt sich immer wieder: Ein unterschiedlicher Blick auf „gute (Zusammen-)Arbeit“ und „Wünsche und Erwartungen“ gibt unterschiedliche Qualitäten. Was steckt dahinter?
Was macht Teamarbeit idealerweise aus?
Bei Teams handelt es sich um eine kleine Anzahl von Personen mit sich ergänzenden Fähigkeiten. Es gibt eine Teamleitung. Das Team arbeitet an einem gemeinsamen Ziel, wofür die Aufgaben untereinander verteilt werden. Die Teammitglieder fühlen sich sowohl individuell als auch gemeinsam verantwortlich für die Zielerreichung. Zur Erreichung der Ziele regeln sie über Kommunikation die gegenseitigen Abhängigkeiten; sowohl im Team als auch mit Personen außerhalb des Teams.
Ein Team, welches ein Ziel erreichen will, muss sich dauernd damit beschäftigen, Entscheidungen zu treffen und Beschlüsse zu fassen. Die Art und Weise, wie Entscheidungen getroffen werden, bestimmt daher wesentlich die Eigenart der Beziehungen zwischen den Teammitgliedern. Teams arbeiten somit immer auf zwei Ebenen:
Sie arbeiten an ihren Aufgaben, der Inhaltsebene. Im Arbeitsprozess müssen inhaltliche Ziele, wie Verkaufszahlen, Produktionsmengen, Entwicklungen, Veränderungen u.a. erreicht werden. Und sie arbeiten an sich, der Beziehungsebene. Was ist unser Teamverständnis? Wie wollen wir miteinander und mit anderen, außerhalb des Teams, umgehen? Wie geht es uns miteinander? Beide Ebenen sind über die zu gestaltenden Prozesse miteinander verzahnt.
Teamarbeit zwischen Kaffeeplausch und Zielorientierung
Teams, die sich rein auf die Aufgabe fokussieren, neigen dazu im Streit viel Zeit und Energie zu verlieren. Es fehlt echter Kontakt zwischen den Teammitgliedern. Alle arbeiten eher nebeneinander her, als miteinander. Druck wird aufgebaut, Fehlzeiten durch Krankheit erhöhen sich und andere Phänomene treten auf, die zeigen, dass eigentlich kaum jemand im Team mitarbeiten will.
Teams, die sich rein auf die Beziehungsebene konzentrieren, neigen ebenfalls dazu viel Zeit und Energie zu verlieren. Weniger durch Streit, als eher dadurch, dass sie sozusagen im Kaffeeplausch hängen bleiben. Die Teammitglieder sind miteinander im Gespräch, es fehlt jedoch die Fokussierung auf die Aufgabe, was früher oder später zu Frustration und ebenfalls zu Druckaufbau führt.
Welche Ausprägungen erleben Sie eher in Ihrer Teamarbeit? Oder gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die in einem Team arbeiten, dass ausgewogen sowohl Aufgabe, als auch das Miteinander im Fokus hat? Gute Teamarbeit braucht beides: Sowohl den Blick auf die Aufgaben und Ziele, als auch den Blick auf die Beziehungsgestaltung. Dies spiegelt das Ergebnis der obigen Übung wieder. Damit es nicht zu einem schädigenden entweder – oder kommt, werden über Kommunikation die Bedürfnisse zwischen Aufgaben- und Beziehungsorientierung ausgependelt. Mal steht eher das eine mal eher das andere im Vordergrund.
Um die Beziehungsorientierung im Team zu pflegen braucht es nicht unbedingt eine regelmäßige Veranstaltung mit Freizeitcharakter. Beginnen Sie mal eine Besprechung mit einer Abfrage wie „Wie geht es Euch heute?“ Dabei geht es darum jedem/jeder Teilnehmer*in die Möglichkeit zu geben, zu sagen, wenn etwas die momentane Leistungsfähigkeit fördert oder reduziert. Oder planen Sie am Ende einer Besprechung immer wieder Zeit ein, in der sich alle dazu äußern, wie sie die Zusammenarbeit derzeit erleben. So stellen Sie sicher, dass das Team das Miteinander nicht aus den Augen verliert. Und Sie können rechtzeitig erkennen, wenn es sich durch verschiedene Umstände zu einem nebeneinander entwickeln könnte.
Teambesprechungen: informieren oder kommunizieren?
Neben der inhaltlichen Qualität der Kommunikation, dem „Was“, ist auch das „Wie“ entscheidend. Kommunizieren wir immer, wenn wir meinen, dass wir kommunizieren? In Organisationen wird häufig Kommunikation und Information verwechselt oder gleichgestellt. Das ist gut zu sehen, wenn ich mir „Kommunikationsabteilungen“ in Unternehmen ansehe und erkenne, dass diese oft eher „Informationsabteilungen“ sind. Wieso das? Wo ist der Unterschied?
Es gibt zum Begriff „Information“ viele Definitionen. Folgende Aspekte finde ich im Zusammenhang mit Arbeit in Unternehmen hilfreich: Bei Information handelt es sich um ein Wissen, welches von einer Person oder einer Personengruppe in einer bestimmten Situation benötigt wird und noch nicht bekannt ist. Information ist wertvoll, wenn sie etwas Neues vermittelt und somit einen Mehrwert für den Empfänger hat. Das Informieren erfolgt über Kommunikation.
Kommunikation ist der Austausch, das Teilen und das Mitteilen von Informationen. „Teilen“ und „Austauschen“ braucht ein gegenseitiges Geben und Nehmen und stellt somit eine Sozialhandlung zwischen einen oder mehreren Menschen dar. Damit wird klar: Sich gegenseitig Informationen zuzuwerfen ist noch keine Kommunikation. Wir müssen uns aufeinander beziehen.
Information ist ein Teil der Kommunikation, kann diese jedoch nicht ersetzen. Je geringer der zwischenmenschliche Kontakt, desto geringer die Kontrolle darüber, was, wie bei wem ankommt. Wie gut ist der Kontakt unter den Teammitgliedern in Ihren Besprechungen? Verschanzen sich einzelne Teammitglieder hinter aufgeklappten Laptops? Kommen Teammitglieder später, langweilen sich, wenn andere reden und warten bis sie drankommen, um dann zu gehen? Reden Sie im Team noch oder kommunizieren Sie schon?
Über die Autorin
Susanne Alt arbeitet unter dem Namen S.ALT & MORE als Organisationsberaterin, Trainerin und Coach. Sie begleitet Unternehmen bei ihren Entwicklungsprozessen und hat dabei den Blick sowohl auf die Bedürfnisse der Organisation, als auch auf die der darin arbeitenden Menschen. Als lehrende Transaktionsanalytikerin bietet sie Ausbildungen an, um Menschen in ihrer professionellen Persönlichkeit zu stärken. „Es geht doch oft nicht darum, sich noch mehr Kompetenzen anzueignen. Es geht darum, die vorhandenen Kompetenzen durch eine Stärkung der Persönlichkeit wirkungsvoll zeigen zu können.“
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