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Dr. Gudrun Fey beschäftigt sich seit über 40 Jahren mit dem Thema Rhetorik. In Vorträgen und Seminaren motiviert sie ihr Publikum, die kommunikativen und rhetorischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Im Interview mit Weiterbildungsmarkt.at erzählt die „Grande Dame der Rhetorik“ ihren persönlichen Weg.

Weiterbildungsmarkt.at: Wie lange sind Sie bereits in der Weiterbildung/im Training tätig? Wie sind Sie in den Bereich Weiterbildung/Training gekommen?

Dr. Gudrun Fey: Was macht eine junge Frau von 20 Jahren mit einer nicht abgeschlossenen zweijährigen Schauspielausbildung, zwei kleinen Kindern und einem Mann als Volksschullehrer, die in einem kleinen Dorf bei Künzelsau lebt? Da ich darauf keine Antwort fand, holte ich erst einmal im Fernstudium das Abitur nach. Dann wollte ich an der VHS in Heilbronn eine Theatergruppe gründen. Dort fand man jedoch meine hochdeutsche Aussprache und die Schauspielausbildung so interessant, dass man meinte, ich könnte doch im Herbst einen Kurs „Wie lerne ich gut und richtig sprechen“ übernehmen und so den Schwaben Hochdeutsch beibringen. Es war Mai und das bedeutete, ich hatte genug Zeit zur Vorbereitung. Deshalb sagte ich zu. Der Kurs war so erfolgreich, dass ein Aufbaukurs zum freien Sprechen vor Gruppen folgen sollte.

Daraufhin las ich viele Ratgeber über „Redekunst“ und beschäftigte mich vor allem mit antiken Autoren, wie Aristoteles, die die Redekunst entwickelt haben. (Der Begriff „Rhetorik“ war damals eher unüblich.) Mein Mann unterstützte mich dabei tatkräftig und wir erkannten, dass „Redekunst“ ein Thema mit Zukunft war und es nur wenige  Menschen gab, die das unterrichten konnten. Als uns das klar wurde und wir merkten, dass wir damit erfolgreich waren und es uns Spaß machte, ließ sich mein Mann Ende der 60iger Jahre nach Stuttgart versetzen. Wir bereiteten uns dann systematisch auf die Selbständigkeit als Trainer vor und entwickelten ein didaktisches Konzept für Rhetorikseminare.

Ich studierte an der Universität in Stuttgart Philosophie mit dem Schwerpunkt antike Rhetorik und Dialektik, Linguistik und pickte mir bei BWL Themen raus wie „Betriebspsychologie“. Um unsere Kompetenz zu belegen, schrieben wir 1974 unser erstes Buch: „Redetraining als Persönlichkeitsbildung“, das wir im Eigenverlag verlegten. Außerdem kauften wir eine Videokamera zusammen mit einer Video-Rekorder-Anlage. Als wir dann 1973/74 die Robert Bosch GmbH, die Daimler AG und das Innenministerium Baden-Württembergs als Kunden gewonnen hatten, machten wir uns selbständig.

Mir war nicht bewusst, wie ungewöhnlich damals weibliche Referentinnen waren. Das fiel mir erst auf, als ich mich als Lehrbeauftragte an der Fachhochschule in Heilbronn beschwerte, weil auf dem Teilnahmeschein, den die Studierenden nach dem Besuch des Rhetorikseminars erhielten, oben „Student/in“ stand und unten nur die männliche Form „Dozent“ vorgesehen war. Ich fragte nach, ob man unten nicht auch „Dozent/in“ schreiben könnte. Die Antwort war: „Wir hatten bisher noch keine weibliche Lehrbeauftragte!“

1978 schloss ich mein Studium mit dem Magisterexamen ab. Doch statt an einer Dissertation zu schreiben, war es mir wichtiger, noch ein drittes Kind zu bekommen, sodass ich dann schließlich als Großmutter über das ethische Dilemma der Rhetorik in der Theorie der Antike und der Neuzeit promovierte. Zusammen mit meiner ältesten Tochter als Mitgeschäftsführerin gründete ich dann 1997 in Stuttgart unsere Firma study & train GmbH. In diesem Jahr feiern wir unser 20jähriges Jubiläum.

Weiterbildungsmarkt.at: Was ist Ihr Kernthema ist die „Rhetorik“? Was vermitteln Sie in Ihren Trainings? 

Dr. Gudrun Fey: Kernthema war und ist „Rhetorik“ mit all ihren Facetten. Dazu sind inzwischen sechs Ratgeber im Walhalla Fachverlag von mir erschienen. Mein Longseller ist „Gelassenheit siegt! Mit Fragen, Vorwürfen, Ärger und Angriffen souverän umgehen“, der bereits in der 15. Auflage erschienen ist. Auslöser für die Beschäftigung mit diesem Thema war, dass ich als junge Frau meinem acht Jahre älteren Mann in Diskussionen manchmal unterlegen war und dann vor Wut irgendetwas Harmloses – wie eine Zeitung – nach ihm warf. Als ich einmal mit einem Stuhl nach ihm werfen wollte und mir dabei das lose Sitzpolster auf den Kopf fiel, schwor ich mir, nie wieder mit Taten oder Worten gewalttätig zu werden sondern stattdessen rauszugehen. Die endgültige Lösung entwickelte ich jedoch erst später mit der Methode, sich selbst zu behaupten statt zurückzuschlagen.

1986/87 war ich vermutlich die erste Trainerin, die Rhetorikseminare speziell für Frauen durchführte. Mir war aufgefallen, dass Frauen damals mehr Hemmungen hatten, vor Publikum aufzutreten als Männer. Einer der Gründe war, das es kaum weibliche rhetorische Vorbilder gab, da es Frauen durch die Jahrhunderte hindurch verboten war, in der Öffentlichkeit als Rednerin aufzutreten.

Grundlage meiner Seminare ist die Erkenntnis von Aristoteles, die er in den ersten Sätzen seines Buchs zur Rhetorik formuliert: „Jeder Mensch ist rhetorisch und dialektisch begabt. Nur die einen trainieren diese Fähigkeiten und die anderen lassen sie verkümmern.“ Von großer Bedeutung ist auch, dass er erkannt hat, dass man auf Dauer nur mit „ethos“, „pathos“ und „pragma/logos“ überzeugt, dass also Rhetorik die ganze Persönlichkeit umfasst und mehr ist als verbale Gewandtheit. In diesem Sinne motiviere und aktiviere ich meine Teilnehmer – auch dank meiner langen Berufserfahrung -,  in meinen Seminaren zu rhetorischen und dialektischen Höchstleistungen. Es ist für die Teilnehmer und mich jedes Mal ein Erfolgserlebnis, wenn das innerhalb von zwei oder drei Tagen gelingt. Das macht mich immer sehr glücklich.

Weiterbildungsmarkt.at: Was war in der letzten Zeit das Highlight in Ihrer Tätigkeit im Training?

Dr. Gudrun Fey: Das Thema „Argumentation“ ist in den letzten Jahrzehnten im Rahmen von Rhetorikseminaren immer sehr stiefmütterlich behandelt worden, weil der Schwerpunkt mehr auf der Verbesserung der persönlichen Performance lag. Deshalb habe ich mich mit den Möglichkeiten, wie man andere argumentativ überzeugt, intensiv beschäftigt. Im Herbst erscheint hierzu im Metropolitan Verlag mein Buch „Überzeugen. So geht’s“. Darin belebe ich u.a. die sophistische Lehre von den Topoi wieder. Topoi sind Allgemeinplätze oder Lebensweisheiten, die jeder kennt, wie „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“, „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ oder „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Die Macht von Topoi lässt sich gut mit einem Topos, den Konrad Adenauer, (deutscher Bundeskanzler: 1949 bis 1963) erfunden hat, belegen. Er verkündete: „Kinder kriegen die Leute immer“. Danach wurde die Rentenversicherung in einen Generationenvertrag umgewandelt. Das System funktioniert jedoch nur, wenn es genügend junge Menschen gibt, die die Renten der Älteren mit ihren Beiträgen finanzieren. Doch weil die Menschen heute weniger Kinder bekommen als zu Adenauers Zeiten ist die Zukunft der Renten in der jetzigen Höhe nicht gesichert.

Weiterbildungsmarkt.at: Wo sehen Sie in Ihrem Thema noch Herausforderungen für die Zukunft, die es zu meistern gilt?

Dr. Gudrun Fey: Die Ängste, sich im Rahmen einer Rede oder einer Präsentation zu blamieren, den Faden zu verlieren, rot zu werden oder nicht zu wissen, „wohin mit Händen und Füßen“ sind zwar durch ein höheres Selbstvertrauen geringer geworden, doch sind auch die Ansprüche des Publikums an die Qualität von Vorträgen gestiegen, sodass das Thema „Rhetorik“ auch weiterhin gefragt sein wird. Hinzukommt, dass mit Powerpoint-Folien viel Missbrauch getrieben wird und man als Zuhörer leider häufig mit „betreutem Lesen“ statt mit rhetorischen Glanzleistungen konfrontiert wird.

Weiterbildungsmarkt.at: Wo geht es für Sie noch hin? Was wollen Sie in Ihrem Thema im Training noch erreichen?

Dr. Gudrun Fey: Als „Grande Dame der Rhetorik“, – wie mich die Berliner Zeitung 2014 bezeichnet hat -, lege ich jetzt den Schwerpunkt meiner Tätigkeit auf Vorträge. So stehe ich dann zwar nicht als Schauspielerin mit meinen Traumrollen wie die „Heilige Johanna“ oder „Maria Stuart“ auf der Bühne, doch habe ich auch so dem Publikum viel zu bieten. Denn es gibt kaum jemand in Deutschland, der sich so lange und intensiv mit dem Thema, wie man die rhetorischen und dialektischen Fähigkeiten von Menschen entwickeln und fördern kann, beschäftigt hat, wie mich. Das zeigen auch meine Bewertungen auf Proven Expert (www.provenexpert.com).

Weiterbildungsmarkt.at: Vielen Dank für das Interview

Dr. FeyDr. Gudrun Fey ist Rednerin mit einer über 40jährigen Berufserfahrung. Durch ihre Vorträge und Seminare gelingt es ihr immer wieder, Menschen nachhaltig zu motivieren, ihre kommunikativen und rhetorischen Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Ihr Erfolg beruht darauf, dass sie sich jeweils intensiv auf ihre Zielgruppe vorbereitet und einstellt. Ihr Lebensmotto: „Sie sind okay. Ich bin okay. Und zusammen sind wir phantastisch.“

Weitere Informationen über Dr. Gudrun Fey

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