Susanne Alt begleitet Einzelpersonen, Teams und Organisationen bei ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen. Im Interview mit Weiterbildungsmarkt.at erzählt sie, wie die Gestaltung von Arbeitsbeziehungen gelingen kann.
Weiterbildungsmarkt.at: Wie lange sind Sie bereits im Training tätig? Wie sind Sie in den Bereich gekommen?
Susanne Alt: Vor 16 Jahren habe ich begonnen als Trainerin zu arbeiten. Damals arbeitete ich innerhalb eines größeren Konzerns als Führungskraft. Bis dahin konnte ich in unterschiedlichen Unternehmen vielfältige Erfahrungen in der Begleitung von Projekten mit technischem und/ oder mit organisatorischem Hintergrund machen. Ich hatte Freude daran Menschen und Organisationen in ihren Entwicklungsprozessen zu begleiten. Dann hatte ich den Wunsch all diese Erfahrungen weiterzugeben und bildete mich im Bereich Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung weiter.
Zunächst gestaltete ich die Rolle als Trainerin zusätzlich zu meiner Aufgabe als interne Beraterin und Führungskraft in diesem Konzern. Später erkannte ich, dass ich mich nicht auf ein Unternehmen beschränken möchte. Seit 2006 arbeite ich als selbständige Unternehmensberaterin, Trainerin und Coach mit kleinen, mittleren und großen Unternehmen zusammen. Dass es eine gute Entscheidung war, erkenne ich daran, dass ich bis heute viel Freude an den Aufgaben und der Zusammenarbeit mit den verschiedensten Kunden habe.
Weiterbildungsmarkt.at: Mit Ihrer Firma S.ALT & MORE unterstützen Sie Menschen und Organisationen in ihren Entwicklungsprozessen. Was vermitteln Sie in Ihren Trainings?
Susanne Alt: Mein Gesamtangebot beschreibe ich damit, dass ich Einzelpersonen, Teams und Organisationen bei ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen begleite. Daher biete ich neben Trainings auch Beratungen, Moderationen und Coachings an, passend zur jeweiligen Situation des Kunden, der Kundin. Überwiegend arbeite ich mit Führungskräften und Projektmanagern oder unternehmensinternen Consultants und Trainer_innen aus einem Unternehmen zusammen.
In den Seminaren geht es um Themen der sozialen Kompetenz, der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen und der professionellen Persönlichkeit. Neben dem Training von Tools und Werkzeugen vermittle ich psychologische und organisatorische Verständnismodelle. Da Menschen psychologische Wesen sind, ist dies sowohl für das Verstehen des eigenen Handelns, als auch für das Verständnis, was zwischen den Menschen passiert, hilfreich. Und da wir uns nicht in einem luftleeren Raum befinden, sondern uns in Organisationen bewegen, gibt es eine weitere Ebene, die auf uns Einfluss nimmt. Und so wird aus einem Kommunikationsseminar ein Seminar, in dem es um die Gestaltung komplexer Beziehungsnetze geht.
Seit 2015 biete ich eine überbetriebliche Ausbildung für Führungskräfte, Projektmanager, Unternehmensberater, Coaches und Trainer an. Das gemeinsame dieser professionellen Rollen liegt in der Gestaltung von verschiedenen Arbeitssettings und –beziehungen auf Basis der eigenen Persönlichkeit. Daher ist das übergeordnete Ziel diese Ausbildung, die Ressourcen und Fähigkeiten der Persönlichkeit, im jeweiligen professionellen Kontext freizulegen, zu entdecken und angemessen im Hier und Jetzt einsetzen zu können. Als Grundkonzept dienen die psychologischen Modelle und die Arbeitsweise der Transaktionsanalyse. Transaktionsanalyse ist eine beziehungsorientierte Theorie aus der sogenannten humanistischen Psychologie.
Weiterbildungsmarkt.at: Was war in der letzten Zeit das Highlight in Ihrer Tätigkeit im Training?
Susanne Alt: Es berührt mich, wenn Teilnehmer_innen zurückmelden, wie sehr sie ein Seminar inspiriert hat. Wenn Teilnehmer_innen ganz konkrete Ideen mitnehmen können, mit denen sie ihr Leben besser, angenehmer, schöner … gestalten können. Oder der Augenblick, wenn in der Abschlussrunde alle zusammenstehen sich ansehen, mit ein paar Worten ihre Gedanken zu den letzten Tagen teilen und das Abschiednehmen spürbar schwer fällt.
Ach ja, und wie vor kurzem eine sprachliche Formulierung zum Running Gag wurde: In diesem Seminar ging es unter anderem darum, Lernen im Organisationskontext zu gestalten. Nach einer Übung fragte ich knapp: „Und wie lief lernen?“ Daraufhin ein Teilnehmer ebenso knapp: „Ich weiß nicht. Er kam nicht bei mir vorbei.“ Dieser Sager brachte uns bis zum Ende des Seminars immer wieder zum Lachen. Und es zeigt, welch hilfreiche Ressource Humor ist.
Weiterbildungsmarkt.at: Wo sehen Sie in Ihrem Thema noch Herausforderungen für die Zukunft, die es zu meistern gilt?
Susanne Alt: Für mich gibt es dazu zwei Betrachtungsebenen: Die eine Ebene ist der inhaltliche Schwerpunkt der Seminare: Beziehungsgestaltung im Arbeitskontext. Die andere Ebene ist die Gestaltung und der Ablauf des Seminars selbst. Da findet sich das übergeordnete Seminarthema wieder. Denn dieses Lernen läuft über die Gestaltung von Beziehungen.
Zwischenmenschliche Beziehungen wertschätzend und nachhaltig erfolgreich zu gestalten, bedeutet Aufwand reinzustecken. Dies gilt ganz unabhängig davon, ob es beruflich oder privat ist. Unter Aufwand verstehe ich in diesem Kontext Zeit, Energie und ein Stück von der eigenen Person zu geben.
Sowohl bei Unternehmen, als auch bei den einzelnen Teilnehmer_innen, erlebe ich dazu eine Veränderung. Die Bereitschaft Zeit, Energie und die eigene Person einzubringen ändert sich. Sowohl das tägliche Miteinander, als auch Lernen und Veränderung sollen schnell gehen. Es soll unterhaltsam sein, es soll ohne viel Selbstreflexion leicht umsetzbar sein und das Ganze möglichst bequem organisiert und gesteuert. Die Gründe für diese Änderungen sind sicherlich vielfältig.
Die Herausforderung für mich als Seminaranbieterin besteht darin, zu erkennen, auf welche dieser Veränderungen kann ich wie eingehen und wo sollte ich dem Kunden, der Kundin zurückmelden, dass es ein Mindestmaß an obigem Aufwand braucht. Sonst verpufft jeglicher Aufwand in einer Oberflächlichkeit, ohne nachhaltig wirken zu können.
Ganz konkret meine ich damit: Einerseits kurz und lustvoll Lernerfahrungen anzubieten. Und andererseits die Realität des aufwändigeren, vielleicht nicht immer spaßvollen, Umgangs miteinander zu reflektieren. Es bedeutet auch, einerseits den Wunsch möglichst viel in möglichst kurzer Zeit in einem Seminar unterzubringen. Andererseits die Grenzen des Machbaren im Hinblick auf nachhaltiges Lernen aufzuzeigen. Das Thema der Beziehungsgestaltung im Arbeitskontext sollte nicht als Fastfood verkauft werden – da es das nicht ist. Ich muss daraus jedoch auch kein steifes, langatmiges 12 Gänge Menü machen.
Weiterbildungsmarkt.at: Wo geht es für Sie noch hin? Was wollen Sie in Ihrem Thema im Training noch erreichen?
Susanne Alt: Die Frage klingt so, als ob ich auf irgendeinem Olymp angekommen oder ziemlich alt wäre. Auch wenn mein Nachname anderes vermuten lässt: Beides trifft nicht zu. Tatsächlich habe ich in meinem Leben erfahren, dass sich nicht alles planen lässt. Wie ich mit meinem Studium fertig war, konnte man überall nachlesen, dass, nur wer genau weiß, wo er in 5 bis 7 Jahren sein will, auch Erfolg im Beruf hat. – Ich gender hier bewusst nicht 😉 . Das hat damals viel Druck bei mir ausgelöst, da ich keine Idee hatte, wie mein Leben in 5 bis 7 Jahren aussehen soll. Dafür wusste ich, was mir Spaß macht, war neugierig mit verschiedenen Menschen und Organisationen zusammen zu arbeiten und habe dabei auch entdeckt, was mir nicht Spaß macht, was ich nicht so gut kann und was ich richtig gut kann.
Und das ist, was ich noch möglichst lange machen möchte: Menschen und Unternehmen inspirieren und sie bei Ihren Entwicklungen neugierig unterstützen. Dabei möchte ich eine Spur von Wertschätzung und positiver Zugewandtheit hinterlassen. Und wer jetzt wissen will, was ich konkret unter „positiver Zugewandtheit“ verstehe, kann mich gerne kontaktieren …
Weiterbildungsmarkt.at: Vielen Dank für das Interview!
Weitere Informationen über DI Susanne Alt und S.ALT & MORE