Lange Arbeitstage, ständige Erreichbarkeit, unerreichbare Zielvorgaben, interne Hahnenkämpfe und alle Themen auf dem Schreibtisch scheinen dringlich zu sein, aber sind sie auch wesentlich zur Zielerreichung? Viele Führungskräfte fühlen sich von diesem Zustand am Arbeitsplatz zunehmend unter Druck gesetzt – laut der FORSA Umfrage „Bleib locker Deutschland“. Sich auf das Wesentliche zu fokussieren und seine Kräfte dafür zu bündeln, das fällt vielen Menschen zunehmend schwer. Zu groß sind die Ablenkung und der Leistungsdruck. Der Ausweg: Fokussiere Dich!
Führungskraft mit Bilderbuchkarriere
Hartmut E., Leitende Führungskraft bei einem internationalen Konzern, verantwortlich für 2500 Mitarbeiter, wirkt niedergeschlagen. Innerhalb der letzten zwei Jahre wurde sein fünf Köpfiges Führungsteam zwei Mal komplett ausgetauscht. Obwohl Hartmut E. die vorgegebenen monetären Ziele jedes Jahr erreicht hat, droht ihm nun die Konzernführung die Leitung zu entziehen. Früher hätte Hartmut E. die Herausforderung angenommen und „es allen gezeigt“, wie er sagt. Heute fühlt er sich überfordert. Der Ozean an elektronischen Daten, der täglich in Fluten auf ihn einstürmt, lässt ihn gefühlt nachlässig werden. Die Termine in seinem Kalender überschneiden sich, gezielte Vorbereitung war gestern. Er hat das Gefühl ständig etwas zu verpassen und verzettelt sich, weil er versucht, es allen irgendwie Recht zu machen. Hartmut E. sagt, er fühle sich gestresst.
Fokussiere Dich!
Wie kann Hartmut E. diese latente Niedergeschlagenheit und das Gefühl gejagt zu werden wieder auflösen?
Erfolg hat nur derjenige, der sich konzentrieren kann (Daniel Goleman(2015): Konzentriert Euch! Eine Anleitung zum modernen Leben) und von alten Lasten befreit ist (Ana Jung, Intuitionstherapeutin). Nach Goleman gibt es drei Formen der Fokussierung:
- Nach innen,
- auf andere
- und nach außen.
Ein Mensch kann sein Leben nur dann gut führen, wenn er alle drei Arten der Konzentration beherrscht. Trotz der zahlreichen Ablenkungen durch Handy, Email, Social Media, Nörgler, Besserwisser, oder unerreichbarer Vorgaben haben Menschen die Möglichkeit sich ihren eigenen Fokus wieder ins Bewusstsein zu rufen. Alle beschriebenen Ablenkungen lassen unsere Aufmerksamkeit langsam schwinden, wenn sie von uns nicht mehr gezielt eingefordert wird. Die gute Nachricht ist, dass jeder Mensch seine schwindende Aufmerksamkeit wie einen „Muskel“ trainieren kann.
Drei Formen der Konzentration
Führungskräfte, die gute Ergebnisse erzielen wollen, brauchen alle drei Formen der Konzentration (vgl. Daniel Goleman 2015): Konzentriert Euch! S. 13):
- „Die Konzentration nach Innen stimmt uns auf unsere Haltung, Einstellungen, Intuition und Wertvorstellungen und damit auf bessere Entscheidungen ein.
- Die Konzentration auf andere sorgt für reibungslose Bindungen mit Menschen in unserem Leben.
- Mit einer gezielten Konzentration nach außen finden wir uns in einer größeren Umgebung zurecht und haben alle Entwicklungen im Blick.“
Ein Manager ohne stimmige Haltung zu seiner Rolle als Führungskraft, hat keinen Kompass und fällt im Zweifel für sich selbst und andere falsche Entscheidungen mit weitreichenden Folgen für das Unternehmen. Eine Führungskraft, die sich der Welt der anderen verschließt, erhält wenig neue Impulse und verliert den Halt und gefährdet damit die führende Position im Unternehmen. Eine Führungskraft, die sich gleichgültig gegenüber größeren Entwicklungen im Markt, Politik und Wirtschaft zeigt, wird von neuen Entwicklungen überrascht und versinkt im Chaos.
Die Balance wieder finden
Hartmut E., Leitende Führungskraft bei einem internationalen Konzern, hat die Chance wieder gelassen, energievoll und produktiv zu werden, wenn er die Balance der drei Formen von Konzentration wieder findet. Denn die Aufmerksamkeit stellt die Verbindung zwischen uns und der Welt her. Sie prägt und definiert unsere Erfahrungen (Daniel Goleman (2015): Konzentriert Euch!). Es gibt kluge Übungen mit und ohne Pferde, wie der Mensch seine Aufmerksamkeit verfeinern und mit diesen Erfahrungen weiterentwickeln kann. Die Körperarbeit in Form von Tiefenmassage gehört dazu (privates Interview mit Ana Jung, Intuitionstherapeutin im Oktober 2015).
Den „Muskel“ Aufmerksamkeit trainieren
Pferde sind Fluchttiere. Pferde kennen ihre Rolle in der Hierarchie der Pferdeherde und verhalten sich entsprechend dieser Rolle. Sie pflegen gute Beziehungen zu ihren Artgenossen und haben die größere Umgebung im Blick, um eventuell mit Flucht auf Gefahren reagieren zu können. Pferde grasen gelassen und sind trotzdem ständig aufmerksam, ohne überfordert zu wirken.
In der Zusammenarbeit mit Pferden können Menschen ihren „Muskel“ Aufmerksamkeit trainieren und wieder lernen, was es heißt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Das Pferd als Coach für innere Einkehr
Pferde zwingen uns aufmerksam zu sein, um mit ihnen Verbindung aufnehmen zu können. Die innere Haltung der Person ist ausschlaggebend, ob die Verbindung mit einem Pferd zustande kommt.
Das Pferd erwartet von der interagierenden Person eine klare Haltung zu den inneren Schatten, die den Kontakt/die Verbindung mit dem Pferd stören könnten.
Gleichzeitig erwartet das Pferd, dass die interagierende Person, die die Führung in der Zusammenarbeit übernehmen möchte, die Schatten (Geräusche, Bewegungen, etc.) der Umgebung gemäß den Bedürfnissen des Fluchttieres Pferd beurteilen kann, um im Hier und Jetzt für beide die beste mögliche Sicherheit (Halt) herzustellen.
Nur dann folgt das Pferd gerne freiwillig, denn es vertraut darauf, dass die Führungskraft in jedem Moment eine kluge Entscheidung für Beide fällt, um eine gemeinsame Aufgabe zu lösen. Eine Korrektur im Hier und Jetzt ist immer möglich – Ablenkung von der gemeinsamen Aufgabe kann zu einem Chaos führen.
Schattenspiele für Manager
In diesen intensiven Momenten mit den Pferden begegnen uns unsere inneren Schatten, die uns daran hindern tatsächlich mutig präsent im Moment zu sein. Die Schatten nehmen Gestalt an und können benannt werden. Die Schatten werden im Hier und Jetzt von der handelnden Führungskraft spielerisch ins Bewusstsein geholt.
Wie funktioniert das genau? Das Pferd spiegelt der handelnden Führungskraft Gefühle wie Ungeduld, Unentschlossenheit, Unsicherheit, Aggression u.a. und gibt ihr gleichzeitig die Chance eine gänzlich neue Erfahrung im Umgang mit diesen unangenehmen Gefühlen auszuprobieren und zwar im Hier und Jetzt.
Das Pferd als Spiegel der Gefühle
Das Pferd spiegelt Hartmut E. seine inneren Aufruhr und Unsicherheit. Es ist augenscheinlich ziemlich aufgeregt und läuft munter in der Reithalle auf und ab. Harmut E. kostet es viel Überwindung, mutig auf dieses Pferd zuzugehen, da es augenscheinlich außer Rand und Band ist, weil es ein unheimliches Geräusch gehört hat, oder durch zu viel Druck durch die Führungskraft völlig verstört ist?
In diesem Moment die eigene innere Unsicherheit zulassen und eine kluge Entscheidung treffen gegen die inneren Wiederstände bedeutet, sich auf sich selbst zu konzentrieren. Die Aufgabe besteht für Hartmut E. darin, sich im Hier und Jetzt auf das eigene Bedürfnis und dem des Pferdes nach Sicherheit zu konzentrieren.
Hartmut E. gibt sich einen Ruck, schüttelt mit fliegenden Armen den Stress aus seinem Körper. Er holt tief Luft und stellt sich der für ihn stressigen Situation. Das Pferd hält zur gleichen Zeit inne. Es beobachtet Hartmut E. aus sicherer Entfernung. Hartmut E. atmet tief durch, schließt die Augen und die Anspannung fällt von ihm ab. Als er die Augen wieder öffnet steht das wilde Pferd entspannt und aufmerksam vor ihm.
Hartmut E. sagt erstaunt, dass er früher den Ruf hatte, wie ein Fels in der Brandung allen Unsicherheiten zu begegnen. Er wisse jetzt, was er im Alltag ändern müsse, um seinem Team eine gute Führungskraft zu sein: “Präsenz im Moment und eigene Unsicherheiten mitteilen, scheint mir eine gute Lösung zu sein.“
Sich mit Hilfe eines Pferdes gelassen und entspannt der eigenen inneren Situation zu stellen, verhilft Hartmut E. zu einer neuen Erfahrung im Umgang mit der eigenen Unsicherheit. Diese neue Erfahrung erlaubt ihm über den eigenen Schatten zu springen, sich selbst besser zu verstehen. Er setzt seinen Fokus neu.
Tiefenmassage behebt das Problem an der Wurzel
Woher kommt die im Beispiel beschriebene innere Unsicherheit und warum hindert sie mich gelassen und entspannt zu reagieren?
Eine Tiefenmassage mit einem Intuitionstherapeut lüftet in der Regel das Geheimnis und unterstützt den Erkenntnisprozess. Die Tiefenmassage befreit Körper und Seele von Altlasten, die die innere Schattenwelt lebendig halten.
Hartmut E. fühlt sich nach der Begegnung mit dem Pferd emotional befreit. Dennoch klagt er über schmerzhafte Verspannungen im Rücken. Die Sorge um sein Führungsteam hält ihn seit Wochen auf Trapp. Die Muskulatur spiegelt diese Sorge. Sie reagiert mit Blockaden, die mit einer gewöhnlichen Massage nicht mehr zu lösen sind.
„Tiefenmassage hilft dem Körper im Hier und Jetzt mit den inneren Schatten bewusst neue Umgangsformen zu finden. Die innere Unsicherheit zum Beispiel hat sich tief in das Muskelgewebe eingenistet. Diese einfache und befreiende Massage wirkt auf Muskulatur und das Bindegewebe krampflösend, entspannend und Schmerz lindernd. Blockaden werden aufgelöst und Energie kann wieder fließen. Für viele Menschen ist das eine richtige Befreiung von alten Lasten, insbesondere im oberen und unteren Rücken.“ (Zitat aus einem Interview mit Ana Jung im Oktober 2015, Intuitionstherapeutin).
Nach der Tiefenmassage fühlt sich Hartmut E. gänzlich befreit. Er hat jetzt tatsächlich Lust sich der Herausforderung im Führungsalltag zu stellen. Der Fokus auf das Wesentliche ist zurück. Er beginnt mit der Erstellung eines persönlichen Maßnahmenplans: „Eins nach dem anderen erledigen. Mitarbeiter nach ihren Stärken mehr einbinden. Klug delegieren. Multitasking war gestern.“
Der Weg zu mehr Konzentration
„Erkenntnis tut nicht weh, hat aber weitreichende Folgen.“ (Zitat aus Hans-Georg Huber, Hans Metzger (2004): Sinnvoll erfolgreich. Sich selbst und andere führen.) Der beschriebene Weg zum Erkenntnisprozess und zu mehr Fokussierung dauert ohne bewusste Intervention in der Regel sehr lange, oder findet gar nicht statt. Die Führungskraft Hartmut E. kann durch das bewusste Trainieren seiner Aufmerksamkeit mit Pferden seine Haltung zu seinen inneren Schatten ändern, sein Führungsverhalten verändern und durch das Lösen von Blockaden in der Muskulatur, seine Konzentration auf das Wesentliche wieder stärken. Er ermöglicht sich damit wieder gelassen, produktiv und voller Energie mit seinem neuen fünf Köpfigen Führungsteam erfolgreich durchzustarten.
Über die Autorin:
Friederike Anslinger-Wolf, M.A. ist Coach & Prozessbegleiterin und Expertin für das Thema sinnvoll und glaubwürdig führen. In kleinen Gruppen sowie in Einzelcoachings mit dem Coaching Partner Pferd gibt sie ihre Kenntnisse an Führungskräfte und Nachwuchsführungskräfte weiter. Spezialisiert ist sie auf die Erstellung von stimmigen, persönlichen Führungsleitbildern.
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