Viel zu viele Berater-Websites sind nicht kundenorientiert. Sie laden nicht zum Lesen ein. Seltsam eigentlich, wo doch gerade Berater, Trainer und Coaches die Kundenorientierung im Blut haben. Ein paar Anregungen zum Bessermachen.
Blitzblau schreit mir das Beratungsunternehmen ins Gesicht. In der Mitte ein Ozean voll Buchstaben. Weiße Buchstaben auch noch dazu, dicht aneinandergereiht. Ein kleiner Lese-Super-GAU. Rechts ein Bild, immerhin.
Ich scrolle weiter, und ich ertrinke in noch mehr weißen Buchstaben, während die Menüzeile aus meinem Blickfeld verschwindet. Mein Finger auf der linken Maustaste wird nervös und will wegklicken, ganz schnell.
Szenenwechsel. Elegante Einstiegsseite, viel freier Platz zum Atmen. In der Mitte nur das Logo und ein Slogan. Doch was bietet dieses Unternehmen an? Bin ich hier richtig? Ich klicke weiter – und so luftig der Anfang war, so sehr werde ich schon wieder von einer gewaltigen Textlawine erschlagen. Wenn ich nicht müsste, würde ich auch hier nicht lesen wollen.
Website-Besucher sind wie Beutetiere: stets fluchtbereit
Damit Websites als effizientes Marketinginstrument gestaltet werden können, gibt es seit Jahren Usability-Studien, allen voran von Usability-Papst Jakob Nielsen. Mit Eye-Tracking und anderen Methoden versuchen sie herauszufinden, wie sich Website-Besucher verhalten. So hat man beispielsweise herausgefunden, dass User wegklicken, wenn das Hochladen der Startseite länger als 10 Sekunden dauert. Ist die Seite hochgeladen, nimmt sich der Nutzer gerade mal etwa 20 Sekunden Zeit, um zu entscheiden, ob auf der Seite das angeboten wird, wonach er sucht. Entdeckt er interessante Textangebote, bleibt er. Wenn nicht, ist er auch schon wieder weg.
Auch animalisch: Der Duft der Information
Nielsen und sein Team haben herausgefunden, dass ein Nutzer im Web anders liest als auf Papier. Er „scannt“ den Text nach Schlüsselwörtern, anstatt wie üblich von oben nach unten zu lesen. Das tun zumindest jene, für die das Web zur täglichen Routine geworden ist. Auf der Suche nach Informationen schnüffelt Ihr Kunde den Text nach Brauchbarem ab – wie das Trüffelschwein den Boden, um die begehrte Frucht zu finden. Usability-Experte Jared M. Spool spricht vom “Scent of Information” – dem Duft der Information, dem der Nutzer folgt auf der Jagd nach Informationen.
Die Startseite ist der Casanova Ihres Web-Auftritts
Wenn Ihr potenzieller Kunde auf Ihre Startseite kommt, sieht er zunächst das Logo, die Navigation, vielleicht ein Bild, eine Grafik – und hoffentlich einen Text. Dieser Text ist strategisch gesehen der wichtigste auf Ihrer Website, denn er entscheidet, ob Ihr Kunde bleibt oder nicht. Hier brauchen Sie einen Text, der ihn verführt, ihn umgarnt, mit ihm flirtet. Allerdings muss das natürlich schnell gehen. Eine Art Speed-Dating sozusagen.
Was heißt das für Sie? – Hier der Schreibtipp Nr. 2
- Planen Sie ausreichend Zeit. Um einen guten Web-Auftritt zu haben, sollten Sie sich ausreichend Zeit nehmen. Sie brauchen ein gut durchdachtes Konzept, damit Ihre Web-Besucher sich ein klares Bild von Ihnen und Ihren Leistungen machen können.
- Sie brauchen viel innere Klarheit. Dass so viele Berater-Websites überquellen mit Texten, wie ich sie zu Beginn dieses Artikels beschrieben habe, liegt genau daran: Sie sind nicht in der Lage, schnell und knapp auf den Punkt zu kommen – weil es ihnen an Klarheit fehlt. Wer ist mein Kunde? Was biete ich ihm? Was unterscheidet mich vom Mitbewerb? Das müssen Sie wissen, bevor Sie zu schreiben beginnen!
- Sammeln Sie Schlüsselwörter. Welche Wörter könnten jenen Duft haben, der Ihre Kunden verführt? Sammeln Sie, damit Sie sie in den Text einarbeiten können. Nicht zu viele allerdings, da sind die Suchmaschinen streng, und nicht zu wenige, sonst bringt es nichts.
- Halten Sie sich kurz. Für Ihre Unternehmenspräsentation im Web orientieren Sie sich daran: etwa 100 Wörter pro Seite, in kurzen Sätzen und kurzen Absätzen gehalten. Dann werden Ihre Texte gelesen.
- Lieben Sie Ihre Einstiegsseite. Sie benötigt ganz besonders viel Achtsamkeit von Ihnen. Schreiben Sie Ihren Web-Besuchern, wer Sie sind und was Sie tun. Wenn Sie ein Neukunde in Ihrem Büro besucht, drücken Sie ihm ja auch nicht kommentarlos Ihr Logo in die Hand, oder?