Weiterbildung ist im Laufe der Jahre ein unverzichtbarer Bestandteil des beruflichen Alltags geworden. Der internationale Wettbewerb in Zeiten der Finanzkrise, der schnelle Zuwachs und Wandel an Technologien, erhöhter Kosten- und Konkurrenzdruck, wie auch die Entwicklung der Arbeitsmärkte und neue Formen der Arbeitsorganisationen haben dazu beigetragen, dass Unternehmen zunehmend in ihre eigenen MitarbeiterInnen und das unternehmensinterne Wissenskapital und -potenzial investieren (müssen). Diese Botschaft erkennen bereits viele Unternehmen: Eine gute Qualifizierung der Belegschaft ist elementar, um erfolgreich zu sein. Lernen und Kompetenzentwicklung stellen zentrale Aspekte des Personalmanagements dar. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, digitale Medien, Web 2.0 und auch Bildungstechnologien für die Anforderungen des Unternehmens zu nutzen, den Bedürfnissen der „online-affinen“ UserInnen anzupassen und standortübergreifend und international weiterzubilden: Das betrifft somit bspw. die Bereiche der beruflichen/betrieblichen Weiterbildung, des Bildungscontrollings und des Wissensmanagements. In Bezug auf die Anwendung von Tools bestehen seitens der MitarbeiterInnen zudem häufig Ängste und Hemmschwellen, die es zu überwinden gilt. Darüber hinaus arbeiten international tätige Unternehmen oftmals in virtuellen Teams zusammen, was die MitarbeiterInnen in kommunikativer, medialer, sprachlicher und kultureller Hinsicht vor große Herausforderungen stellt.
E-Learning-Kurse können einen Beitrag zur Weiterbildung im Unternehmen leisten und gleichzeitig können digitale Medien und Web 2.0 immer stärker in den Berufsalltag eingebunden werden: TeilnehmerInnen kommen mit neuen Technologien in Berührung, setzen sich damit auseinander und vernetzen sich mit anderen KollegInnen. Darüber hinaus lernen die MitarbeiterInnen in virtuellen Teams Aufgaben zu bearbeiten, sich im virtuellen Raum zu bewegen, zu agieren, zu kommunizieren und sich zugleich inhaltlich in ihrem Themenschwerpunkt weiterzubilden.
Der Vorteil von E-Learning-Kursen liegt darin, dass direkte Kommunikation zur Kursleitung und anderen Lernenden stattfindet, Inhalte schnell weitergegeben bzw. adaptiert und Aktualität gewährleistet werden kann. Hinzu kommt, dass E-Learning einen Beitrag zum Wissensmanagement im Unternehmen leisten kann, wenn sich MitarbeiterInnen über die Kurse hinaus miteinander vernetzen und dadurch ein internes Wissensnetzwerk entsteht.
E-Learning wird in der Praxis häufig als das Zurverfügungstellen von elektronischen Lernmaterialien über eine Plattform verstanden, die von den Lernenden durchgearbeitet werden sollen und das Wissen am Ende mit einem Test (bspw. Multiple Choice) abgefragt wird.
Welches Potenzial steckt im E-Learning darüber hinaus?
Braucht es ein kostenpflichtiges Tool, um Lerninhalte zur Verfügung zu stellen, um die virtuelle Kommunikation und Teamarbeit und gleichzeitig die Weiterbildung der Belegschaft zu gewährleisten? Es steht außer Frage, dass ein Online-Tool benötigt wird (kostenpflichtig oder Open Source), dennoch ist mit der alleinigen Verwendung und Einführung eines Tools nicht die Anwendung und der Erfolg einer Weiterbildungsmaßnahme gewährleistet.
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl an Tools, die verwendet werden können. Sehr beliebt ist dabei Moodle. Dieses Learning Management System (LMS) ist weltweit verbreitet und auf Open Source Basis. Es kommt bereits in vielen Universitäten und Schulen, aber auch teilweise in Unternehmen zum Einsatz und dient zur Organisation von Bildungs- bzw. E-Learning-Maßnahmen. Es kann sowohl in einzelnen Kursen zur Gestaltung der Lehr-/Lernprozesse eingesetzt, als auch zur Kommunikation verwendet werden. Darüber hinaus können Aufgaben gestellt, Diskussionen geführt, Online-Klausuren geschrieben und Feedbacks und Bewertungen u. v. m. durchgeführt werden.
e-Portfolios sind eine weitere Form der Online-Plattformen, welche zur begleitenden Reflexion des eigenen Lernprozesses, zur Darstellung gesammelter Lernprodukte, aber vor allem auch als Kompetenznachweis verwendet werden kann. Ein e-Portfolio (Bspw. mahara.at ) – eine digitale Sammelmappe – steht den Lernenden auch nach Ende einer Weiterbildungsmaßnahme zur Verfügung, sodass es etwa als digitales Bewerbungs- und Kompetenzportfolio eingesetzt werden kann.
Warum ist das didaktische Design so wichtig?
Insbesondere Weiterbildungsmaßnahmen, die auf Fernlehre basieren, gehen häufig mit hohen Abbruchraten einher. Der Grund ist, dass die Lernenden auf sich allein gestellt sind und weder mit Mitlernenden noch mit KursbetreuerInnen Kontakt oder Austausch besteht.
Eine Mischung aus individuellen und kollaborativen Kursen kann dem entgegenwirken: Durch die Kombination kann gewährleistet werden, dass die Lernenden orts- und zeitunabhängig lernen können und zudem durch virtuelle Teamarbeit die Lernenden nicht auf sich allein gestellt sind, sondern gemeinsam Dinge erarbeiten und Lernprodukte erstellen.
Im kollaborativen Modus kann Lernen teils synchron (= zeitgleich online), teils asynchron (= zeitversetzt online) in virtuellen Teams stattfinden, es finden Diskussionen und Online-Präsentationen statt, es werden gegenseitig Feedbacks gegeben und die Lernenden erarbeiten gemeinsam mit TutorInnen die Inhalte des Kurses. Auf diese Weise werden die Lernenden im Fernlehre-Modus nicht „sich selbst überlassen“, sondern virtuell begleitet. Der individuelle Modus hingegen spiegelt das klassische Fernlernen wieder: Es werden Online-Prüfungen auf einer LMS-Plattform abgehalten und es findet wenig tutorielle Betreuung statt.
Die Kombination der beiden Modi kommt Lernenden in der Weiterbildung entgegen, weil durch die Flexibilität Beruf(salltag) und Weiterqualifizierung vereinbar werden.
E-Learning funktioniert nicht von allein!
Was sollte bei der Einführung von E-Learning-Maßnahmen beachtet werden? Um erfolgreich E-Learning im Unternehmen einzusetzen, ist zu beachten, dass ausreichend personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung stehen. Neben einem/r E-Learning-Verantwortlichen sollten Online-TutorInnen eingesetzt werden, die die Kurse inhaltlich betreuen und moderieren. Dabei ist sowohl der Einsatz von externen als auch internen TutorInnen möglich. Darüber hinaus müssen E-Learning-Maßnahmen didaktisch aufbereitet und geplant werden, was auch in Zusammenarbeit mit externen E-Learning-Anbietern erfolgen kann. Um Berührungsängste gegenüber Online- bzw. Web2.0-Anwendungen abzubauen, können bspw. virtuelle Gewinnspiele veranstaltet werden, die die Bedienbarkeit und das Kennenlernen der Tools fördern und somit die Hemmschwelle verringern.
Auch seitens der Unternehmensführung gilt es hinter dem Konzept des E-Learnings zu stehen, um langfristig den Weg einer (online-)Lernenden Organisation zu beschreiten und E-Learning als selbstverständliches Werkzeug in die Lernkultur der beruflichen Weiterbildung integrieren zu können.
Einen Anfang dazu kann etwa die Integration eines Lernmanagement-Systems darstellen, das zunächst im kleinen Rahmen eines Pilotprojekts in der betrieblichen Weiterbildung erprobt und später ausgeweitet wird. Es bedarf nicht zwingend eines kostenpflichtigen Tools oder einer teuren Software, um mit E-Learning im Unternehmen zu beginnen.
Das didaktische Konzept kann in weiterer Folge durch ergänzende Web2.0-Tools attraktiv und motivierend gestaltet werden. Ein Lernerfolg ist über Online-Klausuren einfach abprüfbar. Evaluierungen der Weiterbildungsmaßnahmen können für laufende Verbesserungen durchgeführt werden, indem die TeilnehmerInnen anonyme Online-Fragebogen zu den Kursen ausfüllen. Gleichzeitig fungiert das e-Portfolio als Kompetenzportfolio, das im Rahmen des Wissensmanagements interne Potenziale im Unternehmen aufzeigt.
E-Learning in der Weiterbildung birgt großes Potenzial und wird z. B. auch im Fernstudium „Personalmanagement und Kompetenzentwicklung mit Neuen Medien, MA“ an der Donau-Universität Krems mittlerweile im vierten Jahr erfolgreich eingesetzt. E-Learning beinhaltet viel mehr als das Verfügbarmachen von Dokumenten und das Abprüfen von Wissen. Kollaboratives Lernen und Arbeiten wird in der heutigen Arbeitswelt immer wichtiger und E-Learning kann einen Beitrag dazu leisten, das Lernen auf diese Weise vernetzt stattfinden und das Unternehmen vom Erfahrungsschatz der MitarbeiterInnen und deren Austausch profitieren.
Über die Autorin
Silja Ziemann, B.A. MSc ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Donau-Universität Krems im Department für Interaktive Medien und Bildungstechnologien. Weiters ist sie Lehrgangsleiterin für die Fernlehrgänge „Personalmanagement und Kompetenzentwicklung mit Neuen Medien, MA“ und „eEducation – Bildungsprozesse innovativ gestalten“.
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