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Auffrischen des Fachwissens und die laufende Weiterentwicklung der persönlichen Kompetenzen erfordern kontinuierliche Aus- und Weiterbildung. Bei der Fülle an inhaltlichen Möglichkeiten und der Vielzahl an Anbietern fällt so manchen Suchenden die Wahl der passenden Aus- und Weiterbildung schwer. Da bei vielen Weiterbildungsmaßnahmen ein hohes zeitliches und finanzielles Investment notwendig ist und in den meisten Fällen eine Weiterentwicklung als Ergebnis erwartet wird, lohnt es sich, die Angebote und Institutionen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Festlegen der Zielsetzung

An erster Stelle in der Entscheidungsfindung liegt eine grundlegende Bedarfsanalyse. Im Zuge der Bedarfsermittlung ist festzustellen, welche fachlichen Fähigkeiten oder Kompetenzen erworben werden müssen. Gabriele Kolibal, Leitung Aus-und Weiterbildung beim WIFI Wien empfiehlt zu überlegen: „mit welchen Kompetenzen ich gute Chancen am Arbeitsmarkt habe und womit ich meine Karriereziele am besten erreichen kann“. Und um die richtige Entscheidung klarer zu erkennen, befürwortet die Weiterbildungsexpertin eine vorgelagerte Potenzialanalyse oder ein Karrierecoaching.

Auch die berufliche Zielsetzung und Erwartungshaltung sollten im Vorfeld ermittelt werden. So empfiehlt Nino Tomaschek, Leiter des Postgraduate Center der Universität Wien: „Hilfreich ist, zu fragen, ob ich einen Karrieresprung nach dem Abschluss anstrebe, oder mich in eine andere Richtung entwickeln möchte.“

Erst wenn klar ist, in welchem Feld man langfristig tätig sein möchte und in welche Richtung die berufliche Entwicklung gehen soll, kann die Suche nach den geeigneten Weiterbildungsmaßnahmen starten. Zentral ist dabei die Frage: „Welches Programm hilft mir als Person zu einem noch besseren USP am Arbeitsmarkt und hebt mich von anderen ab?“, so Nino Tomaschek.

Bei der Wahl für ein längerfristiges Studium sollte dann ermittelt werden, ob die Ausbildung berufsbegleitend oder Vollzeit erfolgen soll. Gerade bei längeren und intensiveren Weiterbildungsprogrammen spielt auch die zeitliche Struktur der Bildungsmaßnahme eine Rolle. „Es ist wichtig, dass der zeitliche Umfang mit der beruflichen Tätigkeit und dem privaten Umfeld vereinbar ist“, gibt Petra Aigner, Managing Director des Continuing Education Center der Technischen Universität Wien zu bedenken.

Prüfung der Angebote

Wenn die inhaltliche Richtung feststeht, kann mit der Suche nach passenden Weiterbildungsangeboten gestartet werden. Um Spreu von Weizen zu trennen, sollten verschiedene Kriterien ermittelt werden, die für die Entscheidung herangezogen werden können.

So sollte zunächst einmal die Qualität des Weiterbildungsinstituts und des Lehrpersonals näher betrachtet werden. Dazu sollten Informationen eingeholt werden über die Trägerorganisation und deren vertretene Interessen sowie die Erfahrungen der Lehrenden. Gabriele Kolibal vom WIFI Wien empfiehlt abzuklären, „wie das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Qualifikation der Trainerinnen und Trainer sowie die Angemessenheit der räumlichen und technischen Ausstattung ist“.

Um die Interessenten mit den nötigen Informationen zu versorgen, stehen Weiterbildungsinstitute auch im persönlichen Kontakt bei Informationsveranstaltungen und Messen sowie mit individuellen Beratungsgesprächen zur Verfügung. Als weiteren Informationskanal werden „auf Anfrage auch Kontakte zu Absolventen vermittelt, damit Interessenten aus erster Hand Eindrücke über das Studium bekommen zu können“, beschreibt Petra Aigner das Angebot vom Continuing Education Center für Interessenten.

Neben kostenlosen Infoabenden bei Lehrgängen setzt beispielsweise das BFI Wien auch auf persönliche Beratungen. „Ein Gespräch mit unseren Bildungsberatern kann schon vorab klären, inwieweit der geplante Lehrgang mit den Anforderungen und Interessen zusammenpasst“, so BFI Wien Geschäftsführerin Valerie Höllinger.

Nicht nur, ob das Programm zum Kandidaten passt, sondern auch, ob die potenziellen Teilnehmer in die Ausbildung passen, wird gerade bei umfassenden Programmen, wie einem MBA ermittelt. Hubert Biedermann, Lehrgangsleiter des MBA-Programmes an der Montanuniversität Leoben über das Einzelgespräch vorab: „Die wesentliche Frage ist der „personal fit“. Das heißt: Unterstützt das Programm die Ziele des Kandidaten und welche Voraussetzungen bringt jemand bereits mit?“

Qualifikationen der Lehrenden

Neben dem Fachwissen und den didaktischen Kompetenzen erfordern innovative Lernmethoden immer stärker nach Trainern, die Selbstlern-Kompetenz bei den Teilnehmenden vermitteln können. „Anfangs können innovative Lernmethoden irritieren, wenn man das selbstverantwortliche Erarbeiten des Wissens nicht gewohnt ist. Aber genau das ist es, was wir in der Wirtschaft heute brauchen“, schildert Karl H. Pisec, Kurator vom WIFI Österreich den Lern- und Trainingsansatz des österreichweiten Bildungsanbieters.

Bei universitären Weiterbildungen sollte auch auf die Nähe zur Forschung und gleichzeitig den Praxisbezug des Programmes geachtet werden. Auch für Hubert Biedermann von der Montanuniversität Leoben spielt die Praxisnähe eine große Rolle: „Unsere Teilnehmer bestätigen uns, dass sie die Inhalte unmittelbar im Arbeitsalltag anwenden können. Die Ausbildung ist faktisch wie ein Coaching auf dem Weg nach oben“. Auch die individuelle Betreuung sollte durch Kleingruppen während der Ausbildung gewährleistet werden.

Qualität und Internationalität der Teilnehmenden

Für ein gelungenes praxisorientiertes Lernen sind aber nicht nur die Trainer verantwortlich, sondern auch die Qualität der Teilnehmer hat einen Einfluss darauf. Bei der Auswahl des Programmes sollte daher auch auf die Seniorität, Diversität und Qualität der zukünftigen Kollegen geachtet werden. „Unsere Teilnehmer kommen aus den unterschiedlichsten Kultur- und Wirtschaftskreisen und lassen ihre vielfältigen Praxiserfahrungen in das Programm einfließen. Diese Erfahrungen und Kenntnisse sind ebenso lehrreich wie der Input der Vortragenden“, schildert Bodo B. Schlegelmilch, Dean der WU Executive Academy.

Auch die Möglichkeit internationale Kontakte zu knüpfen ist ein wesentliches Entscheidungskriterium. „Im Rahmen unserer Programme schätzen Teilnehmer, dass sie internationale Erfahrungen, zum Beispiel im Rahmen unserer Studienreisen sammeln, sich mit ihren erfahrenen Kollegen aus unterschiedlichen Ländern austauschen können und Vortragende aus der ganzen Welt haben“, so der Dean der WU Executive Academy. Den größten Vorteil sieht Bodo B. Schlegelmilch darin, „dass sie sich damit ein weltumfassendes berufliches Netzwerk aufbauen können, insbesondere für die Zeit nach dem Studium“.

Qualitätszertifikate und Reputation

Ein weiteres Kriterium für die Auswahl der Weiterbildung sind zum einen die anerkannten Qualitätsstandards der Organisation und der Programme. So finden sich häufig bei den Institutionen die Qualitätsauszeichnungen ISO 9000 und ISO 29990 sowie der österreichweite Qualitätsrahmen in der Erwachsenenbildung Ö Cert. Bei Programmen von Hochschulen ist vor allem auf die internationalen Akkreditierungen wie EQUIS oder AMBA zu achten. Können Bildungsträger diese Qualitätszertifikate oder Akkreditierungen vorweisen, können sich Teilnehmer darauf verlassen, dass wesentliche Qualitätsstandards von einer unabhängigen Organisation überprüft wurden.

Was aber noch viel wichtiger ist, als das Vorhandensein von diversen Qualitätssiegeln oder dem Platz in den verschiedensten Anbieterrankings sind das Image und die Reputation des Weiterbildungsinstitutes.

So gibt der Dean der WU Executive Academy, Bodo B. Schlegelmilch zu bedenken: „Arbeitgeber fragen nämlich nicht nur danach, ob ein Bewerber über einen MBA Abschluss verfügt, sondern vielmehr insbesondere danach, wo er ihn gemacht hat“.

Dieser Beitrag ist auch erschienen in SUCCEED The European Business Newspaper 2/2014

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